Pasing/Obermenzing:Brems-Versuch

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Gesperrt für Lastwagen: Das eigentlich unübersehbare Verkehrszeichen inmitten der Offenbachstraße interessiert manchen Lkw-Fahrer herzlich wenig. (Foto: privat)

In der Offenbach-/Meyerbeerstraße missachten viele Lkw-Fahrer das bestehende Durchfahrtsverbot. Dennoch beschweren sich die Anwohner benachbarter Ausweichrouten über den zunehmenden Schwerverkehr

Von Jutta Czeguhn, Pasing/Obermenzing

Im Leben haben Giacomo Meyerbeer und Jacques Offenbach einander sehr geschätzt, Offenbach verfasste sogar einen Nachruf auf den Kollegen. Im Stadtbezirk Pasing-Obermenzing teilen sich die beiden Komponisten brüderlich das Namenspatronat für eine Straße - eine stark befahrene Tangente zwischen der Obermenzinger Verdistraße im Norden und der Pasinger Landsberger Straße im Süden. Ungefähr auf der Mitte - dort, wo der Würmkanal beziehungsweise die Marsopstraße kreuzen - wechselt der Name, aus der nördlichen Meyerbeerstraße wird die südliche Offenbachstraße. Die kleine Brücke über den Kanal ist seit kurzem auch die Demarkationslinie für alle Laster, die trotz ganztägigem Lkw-Durchfahrtsverbot den Weg über die Offenbach-/Meyerbeerstraße gewählt haben. Ob sie nun von Süden oder Norden mit dem Verweis auf das Anliegen "Anlieger frei" eingefahren sind: Hier müssen sie abdrehen, sofern sie keine Ordnungswidrigkeit begehen wollen.

Vorerst ist das Lkw-Durchfahrtsverbot in der Probephase. In der täglichen Praxis zeigt sich allerdings schon jetzt, dass nicht alle im Viertel mit der neuen Regelung einverstanden sind, offenbar interpretieren die Lkw-Fahrer das eingeschränkte Durchfahrtsverbot recht kreativ. Anwohner der Pasinger Kolonie I wie auch der Obermenzinger Grandlstraße haben Beobachtungen gemacht, die ihnen überhaupt nicht gefallen und in der jüngsten Bezirksausschusssitzung mit einigem Unmut geschildert.

Da ist einmal ganz generell das Phänomen, dass das Verbotsschild viele Lkw-Fahrer nur mäßig beeindruckt und sie nach wie vor die Tangente in einem Rutsch durchfahren, beziehungsweise die Ansage "Anlieger frei" weit auslegen. Peter Löffelmann, der Leiter der Pasinger Polizeiinspektion, machte im Bezirksausschuss klar, dass er nicht im Entferntesten die Personalstärke habe, derlei Verstöße rund um die Uhr zu überwachen und zu ahnden.

Dann ist da das Problem der Verkehrsverdrängung. Hermann Wolter von der "Initiative Exterkolonie" klagte darüber, dass nun viele Laster über die August-Exter-Straße, den Wensauerplatz und die Theodor-Storm-Straße ausweichen. Das sei eine gefährliche Entwicklung, denn dort sind viele Schüler, Radler und Fußgänger unterwegs. Zudem sei der enge Straßenzug nahe des Pasinger Bahnhofes sowieso schon durch den Busverkehr stark belastet. Und es sei durch das neu entstehende Wohngebiete an der Paul-Gerhardt-Allee damit zu rechnen, dass in Zukunft noch mehr Menschen diese Passage Richtung Bahnhof wählen werden. Wolter forderte deshalb ein Lkw-Durchfahrtsverbot auch für die Wohnstraßen der Kolonie.

Auch an der Obermenzinger Grandlstraße, einer westlich gelegenen Parallelstraße der Offenbach-/Meyerbeerstraße, beobachten die Anwohner eine Zunahme des Lastwagenverkehrs. An der Grandlstraße liegen zwei Schulen, Kindergärten und eine Kirche. Die Anwohner fordern, dass auch an der Einfahrt zur Grandlstraße ein Lkw-Durchfahrtsverbotschild analog zu dem an der Offenbach-Meyerbeerstraße aufgestellt wird.

Die Mitglieder des Bezirksausschusses stimmten dem Ansinnen zu. Zudem sprachen sie sich bei zwei Gegenstimmen seitens der FDP für ein vollständiges Lkw-Verbot an der südlichen Seite der Kanalbrücke in Fahrtrichtung Verdistraße aus. Diese Forderungen werden nun dem Kreisverwaltungsreferat zugeleitet, das für die Beschilderung von Münchens Verkehrswegen zuständig ist.

© SZ vom 10.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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