Pasing:Nachmieter gesucht

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Schmuckes Tor: Seit März steht die ehemalige Polizeiinspektion im historischen Institutsbau am Pasinger Marienplatz leer. (Foto: Stephan Rumpf)

Das Kreisverwaltungsreferat will das Bürgerbüro nun doch nicht in die ehemalige Polizeiinspektion verlagern

Von Jutta Czeguhn, Pasing

"Die Schwestern sind sehr, sehr verärgert", sagt Sabine Adam, die Provinzoberin der Congregatio Jesu. Entsetzt und ungehalten sind auch die Mitglieder des Bezirksausschusses Pasing-Obermenzing. Negativgefühle also da wie dort. Auslöser der Missstimmung ist das Kreisverwaltungsreferat (KVR), denn bislang waren die Klosterschwestern ebenso wie die Stadtviertelpolitiker fest davon ausgegangen, dass die städtische Behörde Nachmieter der Räume im historischen, denkmalgeschützten Bau am Pasinger Marienplatz wird, in dem bis vor einigen Monaten die Polizeiinspektion 45 untergebracht war. Eine perfekte Lösung für alle Beteiligten wäre das gewesen: Die Schwestern hätten einen verlässlichen neuen Partner im Haus, und mit der Verlagerung des Bürgerbüros vom Pasinger Rathaus in das ehemalige Institut der Englischen Fräuleins wären ein für alle mal die notorischen Platzprobleme gelöst. Nun aber die Nachricht: Das KVR ist - nach drei Jahren - plötzlich aus den Verhandlungen mit den Schwestern ausgestiegen. Man brauche diese zusätzlichen Räume schlichtweg nicht mehr, erklärt es Sprecher Johannes Mayer.

Für die Congregatio Jesu, die seit 1862 in Pasing ansässig ist, kommt diese Entwicklung zur Unzeit. Der ehemalige Schulorden, der seinen mitteleuropäischen Verwaltungssitz in Pasing hat, ist im Moment an vielen seiner Standorte auf dem Rückzug. Dem Orden fehlt der Nachwuchs, Niederlassungen müssen aufgegeben und abgewickelt werden. In Pasing, wo die Congregatio noch ihr Altenheim betreibt, werden die Schwestern wohl bald die im Gebäude integrierte Kirche Maria Rosenkranzkönigin aufgeben und profanieren lassen. Umbau und Sanierungspläne scheiterten an Denkmalschutzauflagen.

Im Frühjahr 2020, so eigentlich die Planung, hätten die Umbau- und Sanierungsarbeiten in den ehemaligen Räumen der Polizeiinspektion starten sollen. Ausgerichtet, so gut es geht bei einem so alten Gebäude, auf die Wünsche des künftigen Nutzers: des Kreisverwaltungsreferats mit seiner Kfz-Stelle und den Büros für das Meldewesen. Der Bezirksausschuss war von den Schwestern, nicht aber vom KVR über das Scheitern der Verhandlungen informiert worden - ein Versäumnis, das die Mitglieder besonders verärgert. In der Sitzung am vergangenen Dienstag machte das Gremium seinen Standpunkt noch einmal klar: Vor dem Hintergrund der aktuellen massiven Raumnot im Pasinger Rathaus und des enormen Bevölkerungswachstums im Münchner Westen (Freiham), werde das Bürgerbüro erweitert werden müssen. Der Standort in den ehemaligen Räumen der Polizeiinspektion am Marienplatz sei für eine öffentliche Nutzung ideal und füge sich passgenau ein in die Idee von den "Pasinger Rundwegen". Also die Menschen durch sogenannte Magneten weg von den Pasing Arcaden in die Zentrumsstraßen zu locken und so den Einzelhandel dort zu fördern. Zudem hatte der BA schon Pläne für die frei werdenden Räume, nach Verlagerung des Bürgerbüros wollte man im Rathaus eine Galerie mit Gastronomie unterbringen.

Womöglich gibt es diese Chance dazu auch weiterhin. Grundsätzlich aber, so die Auskunft von KVR-Sprecher Mayer, will das Referat das Bürgerbüro Pasing um circa 20 auf rund 60 Arbeitsplätze erweitern, um so auf die steigende Bevölkerung im Münchner Westen zu reagieren. Diese Erweiterung werde möglich, weil das dem alten Rathaus angeschlossene Sozialbürgerhaus den Standort verlässt und voraussichtlich in einen Neubau auf dem sogenannten Stückgutgelände zwischen Offenbach- und Landsberger Straße umzieht. Diese Pläne wiederum bestätigt sein Kollege Frank Boos, Sprecher des Sozialreferats: Alle Angebote des Sozialbürgerhauses wie etwa das Job Center, die wirtschaftlichen beziehungsweise sozialpädagogischen Hilfen würden künftig "unter einem Dach" zu finden sei. Im Moment liefen vom Facility Management des Kommunalreferats Vorverhandlungen mit dem dortigen Immobilienentwickler. Wann der Umzug vonstatten geht, kann Boos nicht sagen, denn auch der Stadtrat muss noch damit befasst werden.

Bei aller Enttäuschung über den Rückzug des KVR will die Congregatio, so bestätigt Verwaltungsleiter Ansgar Nonte, die Tür zu Verhandlungen mit städtischen Partnern offen halten.

© SZ vom 05.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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