Pasing:Die U-Bahn unter dem Kupa-Keller

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Keine Zukunft: Die sieben Kastanien vor der Pasinger Kuvertfabrik lassen sich nicht erhalten - trotz neuerlicher Proteste. (Foto: Privat)

Trassenverlauf durch das Areal der Pasinger Kuvertfabrik steht der Erhaltung stattlicher Kastanien im Weg

Von Jutta Czeguhn, Pasing

Aus dem Inneren des Gebäudes dringt der Lärm von Presslufthämmern, Arbeiter gehen ein und aus. Raupenfahrzeuge stehen im Hof. Es tut sich was in der alten Kuvertfabrik (Kupa) und auf ihrem Gelände an der Landsberger Straße 444 bis 446. Nach Plänen des Architekturbüros Allmann Sattler Wappner entsteht dort ein Quartier mit 175 Wohnungen, Einzelhandel und Büros. Fünf Häuser werden sich um das Baudenkmal gruppieren, das saniert werden soll. Alle Wohnungen in den Erdgeschossen der Häuser werden private Gärten bekommen, Dachterrassen und öffentliche Grünflächen sind vorgesehen - und Tiefgaragen unter dem Gelände. Das ist der Grund, weshalb die sieben stattlichen Kastanien, die in Reihe auf der Südseite der Kupa stehen, gefällt werden sollen. Gegen diese Pläne gibt es jetzt Protest.

"Für die Pasinger haben diese Bäume eine Bedeutung", sagte Bettina Vogel (Grüne) in der jüngsten Sitzung des Bezirksausschusses (BA). In der Gegend dort gebe es schon jetzt keine großen Bäume mehr. Vogel fordert, dass noch einmal geprüft wird, ob die Tiefgarage nicht zweistöckig gebaut werden könnte, durch das vertikale Bauen könnten die Bäume erhalten bleiben. Vogel stieß auf heftige Kritik im Gremium. Constanze Söllner-Schaar, Fraktionschefin der SPD, sprach von einem "Schaufensterantrag". Die Bebauung sei schon durch die Stadtgestaltungskommission gegangen, man habe sie von oben bis unten "durchgekaut". Frieder Vogelsgesang, Sprecher der CSU-Fraktion, hatte ebenfalls kein Verständnis für Vogels Einwand. "Wir haben den Bebauungsplan zehn Jahre lang dezidiert im Detail besprochen und unser Okay signalisiert, nun können wir sie nicht wegen der Kastanien zu Fall bringen." Romanus Scholz (Grüne), Vorsitzender des Bezirksausschusses, sprang seiner Fraktionskollegin zur Seite: "Wir stellen die Bebauung nicht in Frage, es geht nur darum, ob die Tiefgarage zweistöckig gebaut werden kann."

Verwunderung über Vogels Antrag zeigt auch der Investor, die Bauwerk Capital GmbH & Co. KG. Man habe das gesamte Erschließungskonzept schon vor Monaten den Lokalpolitikern im BA präsentiert, erklärt auf Anfrage Bauwerk-Sprecherin Julia Wald. Durch eine geplante Unterfahrung des Grundstücks mit der U-Bahn-Linie U 5 sei die Unterbauung auf dem Grundstück gemäß Bebauungsplan auf ein Untergeschoss begrenzt. Es werde daher eine nahezu vollständige Unterbauung des Kupa-Grundstücks geplant. Die Fällungen der Kastanien könnten deshalb nicht vermieden werden.

Im BA sprachen sich schließlich nur sechs Politiker gegen die Fällungen der Kastanien aus, alle übrigen nahmen die Abholzung mit Bedauern zur Kenntnis. Allerdings sind Ersatzpflanzungen geplant. Der Bezirksausschuss besteht auf der im Bebauungsplan vorgesehenen Überdeckung von 1,20 Metern Erdreich über den Tiefgaragen, so dass dort wieder größere Bäume gepflanzt werden können. Ob auch der Magnolienbaum ersetzt wird, der über Jahre am Eingang der Kupa im Frühling blühte, ist unklar. Er ist seit geraumer Zeit verschwunden.

© SZ vom 08.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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