Kritik von Anwohnern:Pasinger sorgen sich um Naturschutz

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Baumrecht vor Baurecht, fordert ein Bürger auf der Versammlung in Pasing. (Foto: Catherina Hess)

Wegen der zunehmenden Versiegelung fürchten viele Teilnehmer der Bürgerversammlung um den Gartenstadt-Charakter ihres Viertels.

Von Ellen Draxel

Pasings Bürger und Bürgerinnen sorgen sich um das Klima - und das nicht erst, seit das Thema mehr und mehr ins Bewusstsein der Stadtgesellschaft gerückt ist. Baumfällungen stehen in dem gartenreichen Viertel seit jeher im Fokus der Kritik, inzwischen geht es den Stadtteilbewohnern aber auch um eine möglichst nachhaltige Zukunft. Wie wichtig ihnen dieser Aspekt ist, zeigte sich am Mittwochabend bei der Bürgerversammlung im Bertolt-Brecht-Gymnasium: Ein deutlicher Schwerpunkt der 25 Wortmeldungen drehte sich um Baum- und Klimaschutz-Belange.

So regte Reiner Lang, aktiv bei der Bürgerinitiative Pasinger Grün, mit Zustimmung der Versammlung an, das gängige Prinzip "Baurecht bricht Baumrecht" künftig umzudrehen. Bäume sollten gepflegt und erhalten werden - schon um über die klimatologische Wirkung unnötige Hitzetote in der Großstadt zu verhindern. Damit dies gelinge, müssten die Kronen von Bäumen laut einer jüngst veröffentlichten Studie wenigstens 30 Prozent der Stadtgebiets-Fläche überspannen. "Wir haben in München aber nur eine Kronenbedeckung von 20 Prozent - also erheblichen Nachholbedarf."

Für Isabella van Eeghen liegen Defizite beim Klimaschutz nicht zuletzt in strukturellen Problemen begründet. Mit Unterstützung aus dem Saal forderte sie, eine einheitliche Behörde für alle Fragen des Natur- und Klimaschutzes zu schaffen. Die aktuelle Aufspaltung der Zuständigkeiten zwischen dem Referat für Klima- und Umweltschutz sowie der in der Lokalbaukommission angesiedelten Unteren Naturschutzbehörde bringt ihrer Ansicht nach große Unklarheiten.

Fakt sei doch, dass kommerzielle Bauträger auf privaten Pasinger Grundstücken zugunsten einer Nachverdichtung noch immer viele Gehölze opferten. "Durch den Trend zur Versiegelung verliert die alte Waldkolonie langsam ihren historischen grünen Gartenstadt-Charakter", kritisierte sie und verwies als Beispiel auf zwölf akut bedrohte "alte Waldriesen" an der Lichtinger Straße. Auch von einer Kompetenzstärkung der Bezirksausschüsse, die bisher bei Baumfällanträgen lediglich ein Anhörungsrecht genießen, versprechen sich die Pasinger mehr Baum- und Klimaschutz.

Für Monika Ermert liegt die Problematik auch in der konkreten Ausgestaltung von Bauprojekten. "Baum-, Klima- und Grundwasserschutz statt Monstergaragen" hatte sie ihren Vorstoß überschrieben. Ihre Forderung, künftig unter der Erde Keller und Tiefgaragen nicht größer zu bauen als die Gebäude an der Oberfläche, soll dem Erhalt von Grün an Grundstücksrändern dienen. Statt nur in Neubaugebieten München zur Schwammstadt zu machen, die Niederschläge sinnvoll versickern lasse, gehe es auch darum, die "Schwammfähigkeit" in den Vierteln zu erhalten. Christopher Stark ging noch einen Schritt weiter: Seiner Bitte, hundertjährige Bäume grundsätzlich vor einer Fällung zu schützen, stimmte die Versammlung ebenfalls zu.

Dass Umweltschutz im eigenen Haus anfängt, unterstrich Helmut Mang. Die Emissionen fossiler Energieträger seien in München schädlicher für die Luftqualität als die Abgase von Pkw und Lkw. Dazu trügen auch die wieder in Mode gekommenen Holz- und die Pelletheizungen bei. Die Errichtung von Pellet-Systemen mit Tausenden Euro zu fördern, sei im Hinblick auf den Klimaschutz eine "Geisterbahnfahrt". Seine in Pasing mehrheitsfähige Forderung: Zumindest das richtige Heizverhalten soll, zum Beispiel über die Kaminkehrer, stärker kontrolliert werden.

Für Heinrich Sick hat München schließlich trotz eines Zero-Waste-Konzepts enormen Nachholbedarf beim Umgang mit Müll und Wertstoffen. Erst 2035 werde man das Niveau erreichen, das Augsburg schon 2022 gehabt habe, betonte er und verlangte, statt Müll nur zu verbrennen, Fortschritte - zum Beispiel bei der Biogasgewinnung.

Gute Nachrichten konnte die Bürgerversammlung im Hinblick auf die Zukunft der maroden Peslmüller-Grundschule mitnehmen: Eine kürzlich durchgeführte Raumluftmessung hat laut Bernd Bayer vom Baureferat "keine Beeinträchtigungen" ergeben. Planungen für schnelle Reparaturen habe man bereits gestartet, und in einer der nächsten Ferienperioden, "spätestens in den Sommerferien", soll nun auch die Sanierung der Decken erfolgen, aus denen teils schon die Mineralwolle herausschaut.

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