Opfer des Nationalsozialismus:"Eine bleibende Mahnung"

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Eine stille Andacht für die ermordeten Geschwister Scholl und Christoph Probst fand am Donnerstag auf dem Friedhof am Perlacher Forst statt. (Foto: Florian Peljak)

75 Jahre Weiße Rose: Gedenken an Widerstandskämpfer

Weiße Rosen liegen auf den verschneiten Gräbern, drei weiße Kränze stehen davor. Dieter Reiter kniet nieder und streicht behutsam Schneeflocken vom Trauergebinde, steht wieder auf und verneigt sich vor den Gestorbenen. Der Münchner Oberbürgermeister steht an diesem Donnerstagvormittag auf dem Friedhof am Perlacher Forst vor den Gräbern von Hans und Sophie Scholl und Christoph Probst, die am 22. Februar 1943 von den Nationalsozialisten hingerichtet worden waren. Es ist eine stille Andacht anlässlich des Todestages der Geschwister Hans und Sophie Scholl und ihres Mitstreiters Christoph Probst vor 75 Jahren.

Dieter Reiter wirkt bewegt, er will keine Ansprache halten, nur ein paar Worte will er sagen zu den Angehörigen und den anderen Umstehenden. "Die Zeiten sind tatsächlich wieder so, dass es wichtiger wird, zivilen Widerstand zu leisten", sagt Reiter. Es sei der Auftrag der Gesellschaft, dass das Schreckliche der Nazi-Diktatur "nie wieder passiert". Deshalb sei es wichtiger denn je, dass sich die Zivilgesellschaft an den Widerstand der Weißen Rose erinnere. Junge Menschen sollten sich nach Ansicht von Hildegard Kronawitter, der Vorsitzenden der Weißen-Rose-Stiftung, ein Beispiel an den Geschwistern Scholl nehmen. "Sich aufzulehnen, wenn Unrecht geschieht. Zivilcourage, Handeln nach eigenem Gewissen, gegen Unrecht und Rassismus anzutreten, hierin ist die Weiße Rose ein bleibendes Vorbild", so Kronawitter.

In einem Dringlichkeitsantrag forderte am Donnerstag die Landtagsfraktion der SPD den Landtag auf, seinen "festen Willen" zu bekunden, "sich gegen alle Formen von Rassismus, Antisemitismus und sonstiger Diskriminierung" zu wenden. "Unsere demokratische Verfasstheit darf nie wieder von Feinden unserer Grundwerte und Verfassung zur Disposition gestellt werden", heißt es in dem Antrag. Die Zahl antisemitisch motivierter Straftaten sei auch heute besorgniserregend. Der Widerstand der Weißen Rose sei "eine bleibende Mahnung, nicht wegzusehen, sondern aufzustehen, Zivilcourage zu zeigen, sich einzumischen und zu handeln, wenn der freiheitlich-demokratische Staat und die Rechte der Menschen angegriffen werden".

© SZ vom 23.02.2018 / anl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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