Online-Handel:Millionenbetrug mit Luxuswagen aus Fake-Autohäusern

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  • Eine deutschlandweit aktive Bande von Internetbetrügern soll mit einer hochprofessionellen Masche eine Million Euro ergaunert haben.
  • Sie eröffneten zum Schein 30 Autohäuser, die es in Wahrheit gar nicht gab, und boten darüber teure Wagen an, die sie in Wahrheit natürlich ebenfalls nicht besaßen.
  • Die Polizei nahm zwei Personen aus München fest, drei weitere Tatverdächtige wurden in Hessen und Sachsen gefasst.

Von Thomas Schmidt

Sie eröffneten zum Schein Autohäuser, die nur im Internet existierten, sie boten hochpreisige Wagen zum Verkauf an, die es gar nicht gab, und sie eröffneten zahlreiche Bankkonten mit gestohlenen Personalien: Eine bundesweit aktive Bande von Internetbetrügern hat sich mit einer hochprofessionellen Masche rund eine Million Euro ergaunert. Obwohl die fünf Tatverdächtigen über viele Monate hinweg einen enormen Aufwand betrieben, um ihre Straftaten zu verschleiern, kamen ihnen Ermittler der Münchner Polizei letztlich auf die Spur. Am Mittwoch nahmen Einsatzkräfte zwei Beschuldigte in München fest, drei weitere Tatverdächtige wurden in Hessen und Sachsen gefasst, bestätigte die Münchner Oberstaatsanwältin Anne Leiding am Donnerstag.

Bei dem mutmaßlichen Haupttäter handelt es sich um einen 39 Jahre alten Mann aus Hessen, berichtet die Staatsanwaltschaft. Nach derzeitigem Ermittlungsstand soll er bereits im Februar 2016 damit begonnen haben, im Internet zum Schein Autohäuser zu erstellen. Der 39-Jährige - so der Verdacht - habe mithilfe von gestohlenen Identitäten unter falschen Namen Bankkonten eröffnet, Überweisungsaufträge fingiert, zahlreiche gefälschte Kreditanträge gestellt und sich auf diesem Wege eine "fortlaufende Einnahmequelle verschafft", erklärt Leiding.

Ein knappes Jahr später, im Dezember 2016, soll dann seine Lebensgefährtin in das betrügerische Geschäft eingestiegen sein. Fortan teilte sich das Gaunerpärchen die Arbeit. Gemeinsam nutzten die beiden mindestens 20 gestohlene Identitäten für ihre Straftaten und eröffneten damit rund 200 Konten. Außerdem schloss das Paar unter falschen Namen etwa 80 Mobilfunkverträge ab. Immer wieder erfanden sie neue Autohäuser, insgesamt etwa 30, und boten teure Wagen unter anderem von BMW, Audi und Porsche über Onlineportale sowie auf eigenen Internetseiten an. Autos, die sie in Wahrheit natürlich nicht besaßen. Mindestens 27 Käufer fielen auf die geschickten Fälschungen herein und überwiesen Anzahlungen, zum Teil im fünfstelligen Bereich.

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Das Vorgehen der Betrüger wurde mit der Zeit immer ausgefeilter. Den Angaben der Staatsanwaltschaft zufolge stieg im März 2017 ein weiterer Tatverdächtiger in die lukrativen Scheingeschäfte ein. Ein Freund des Gaunerpaars arbeitete in einer Münchner Post-Filiale und nutzte seinen Job für die kriminellen Machenschaften. Das Unternehmen bietet einen Service zur Legitimationsprüfung von Personalien an, das sogenannte Postident-Verfahren. Damit konnte der Mitarbeiter gestohlene Personaldokumente quasi sauberwaschen. Das Gaunerpaar bezahlte den Freund für die Hilfe, als Gegenleistung soll er laut Leiding zudem "Sachwerte" erhalten haben.

Das Paar holte sich für seine Geschäfte aber noch weitere professionelle Hilfe. Ab Januar 2018 bezahlte es eine 41-jährige Mediendesignerin, die Logos und Designs für die angeblichen Autohäuser entwarf und den Angeboten dadurch zusätzlich einen seriösen Anstrich verpasste. Die Frau, ebenfalls eine gute Bekannte des Paars, habe genau gewusst, dass ihre Auftraggeber in Wahrheit nicht mit Autos handeln, betont die Münchner Staatsanwaltschaft. Deswegen gilt auch die 41-Jährige jetzt als Beschuldigte.

Bei dem fünften Betrüger im Bunde handelt es sich laut Leiding um einen Mann, dessen Aufgabe es war, die Herkunft des gestohlenen Geldes zu verschleiern. Ihm wirft die Staatsanwaltschaft nun mehrere Taten der Geldwäsche vor.

Alle fünf mutmaßlichen Verbrecher sitzen inzwischen in Untersuchungshaft. Für gewerbsmäßigen Bandenbetrug sieht das Strafgesetzbuch in schweren Fällen eine Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren vor. Wie die Fahnder des Münchner Betrugs-Kommissariats auf die Spur der Gruppe kamen, wollte Oberstaatsanwältin Leiding zunächst nicht sagen. Sie bestätigte aber: Die Münchner Post-Filiale "hat bei den Ermittlungen eine große Rolle gespielt". An diesem Freitag wollen Staatsanwaltschaft und Polizei eine gemeinsame Pressekonferenz abhalten, um weitere Details des Falls bekannt zu geben.

© SZ vom 08.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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