Oktoberfest:Wiesn-Anwohner wehren sich jetzt schon

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Draußen bleiben: Die Bauzäune auf der Theresienwiese ärgern Anwohner. (Foto: Stephan Rumpf)
  • Den Anwohnern um die Theresienwiese dauert der Auf- und Abbau des Oktoberfests zu lange.
  • Die Menschen stört, dass sie währenddessen komplett vom Gelände ausgeschlossen sind. Spaziergänge, Skaten oder Joggen ist dann nicht möglich.
  • Nun will der zuständige Bezirksausschuss die Stadt zum Handeln auffordern - erfüllen muss die Stadt die Forderung aber nicht.

Von Birgit Lotze, Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt

Es wird noch viel Wasser die Isar runterfließen, bis in acht Monaten, am 16. September, das Oktoberfest eröffnet wird. Aber schon jetzt beginnen wieder die Querelen: Am kommenden Dienstag wird der Bezirksausschuss (BA) Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt voraussichtlich die Stadt auffordern, die Auf- und Abbauzeiten für das Oktoberfest zu verkürzen; auch soll nach dem Willen des Gremiums gewährleistet werden, dass die Theresienwiese ganzjährig querbar ist. So lautet ein Antrag, den der BA-Vorsitzende Alexander Miklosy (Rosa Liste) vorgelegt hat und der im Unterausschuss einstimmig beschlossen worden war.

Die neuen Sicherheitsvorkehrungen der Stadt hätten die Lage für die Anwohner so verschärft, dass die Baustelle neu organisiert werden müsse, die Flächen für die Zäune müssten reduziert werden. Jede weitere Versiegelung der Theresienwiese sei zu stoppen, heißt es im Antrag. Und das Rewe-Family- Fest, das dort alljährlich viele tausend Besucher anlockt, will man an einen anderen Standort verlegen.

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Auf markante Orte erhebt die Stadt Anspruch, betroffene Bürger haben dann wenige Möglichkeiten der Mitsprache. Auch das Wiesn-Gelände gehört dazu, die Theresienwiese ist seit Jahren umkämpft. Und der Widerstand der Anwohner wächst.

Nicht nur, dass sie während des Oktoberfestes Menschenmassen, Verkehrschaos, nächtlichen Lärm und Verunreinigungen von Vorgärten und Hauseingängen ertragen müssen. Sie stört, dass sie aus dem Gelände ausgesperrt werden. Denn für sie ist die Theresienwiese auch Teil des Schulweges, die Abkürzung zum Arbeitsplatz oder der schnelle Weg, um ins Nachbarviertel zu gelangen. Zwar ist das 42 Hektar große Areal vorwiegend asphaltiert, mit Kies bedeckt und nur an einigen Stellen grün. Doch für viele Anwohner ist es auch Erholungsgelände - für Spaziergänge, zum Joggen, zum Skaten.

Die Stadt nutzte das Areal in den vergangenen Jahren immer mehr aus: Das Oktoberfest wurde um ein Wochenende verlängert, das Rewe-Fest wird trotz des Protestes der Stadtteilpolitiker jedes Jahr gefeiert. 2016 war das Gelände wegen des Oktoberfests inklusive Auf- und Abbau für vier Monate komplett gesperrt. Zwar können die Stadtviertelpolitiker der anliegenden Bezirke - die Schwanthalerhöhe im Norden, Sendling im Westen und die Ludwigsvorstadt im Süden und Osten - der Stadt zu jeder Veranstaltung ihre Bedenken äußern. Doch die Stadt ist nicht verpflichtet, sich danach zu richten.

Regelmäßig lehnen die Lokalpolitiker im Viertel die meisten der von der Stadt geplanten Veranstaltungen ab - meist wegen zu viel Kommerz und Müll, auch wegen zu vieler Autos oder wegen langer Auf- und Abbauzeiten. Auch aus Sendling und von der Schwanthalerhöhe ergingen in den vergangenen Jahren Anträge an die Stadt, die eine Verbesserung für die Anlieger zum Ziel hatten - meist ohne nennenswerte Reaktion der Stadt.

Die Wiesn selbst dauere lediglich gut drei Wochen, so Miklosy in seiner Begründung, vier Monate werde dafür die Fläche der Freizeit- und Erholung entzogen. Da stimme die Relation wohl kaum. Auch die Versiegelung der Theresienwiese schreite fort, ohne dass die Stadt bislang eingreife. Und die Vorstöße der Bezirksausschüsse zum Rewe-Fest würden seit Jahren ignoriert.

© SZ vom 20.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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