Oktoberfest:Das wichtigste Accessoire auf der Wiesn

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Ist es Triumphgefühl, mit dem Giulia Siegel ihren bebändelten Arm in die Höhe reckt um allen zu zeigen: Seht her! Ich bin dabei, beim Almauftrieb! (Foto: Stephan Rumpf)

Wer auf dem Oktoberfest ein Bändchen ums Handgelenk trägt, gehört zu den Glückseligen. Aber unter den Besuchern gibt es noch weitere Abstufungen.

Wiesn-Kolumne von Laura Kaufmann

Der Zaun um die Theresienwiese ist wahrlich nicht das größte Hindernis, das es für manche Besucher zu überwinden gilt. Besucher ist nicht gleich Besucher auf dieser eingezäunten Wiesn, die dann ja sowas wie eine große Weide ist. Auf der werden die größten Viecher im Stall untergebracht, auf den für sie reservierten Plätzen.

Traditionell wird dieses prominente Getier am ersten Wiesnsonntag sogar eine Alm hinauf getrieben, beim "Almauftrieb" im Käferzelt. Diese besonderen Stallungen haben mit einem normalen Wiesnzelt wenig gemein. Es ist eher eine gemütliche Skihütte, so stark verwinkelt, dass es dem ein- oder anderen Superpromi schon gelungen sein soll, sich vor den Linsen der Fotografen zu verstecken. Wenn sie sich denn verstecken wollen.

Das Futter dort ist das Beste, das dem Wiesnbesucher unterkommen wird, allein der Kaiserschmarrn mit dreierlei Mus ist schwer zu übertreffen. Dementsprechend kostet es natürlich, es sei denn, der Wiesngänger kommt an eine Einladung und darf sich ein entsprechendes Bändchen um den Arm knoten, dann ist die Fütterung gratis. Wer so eines nicht hat, muss leider draußen bleiben.

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Von Philipp Crone

Bändchen sind das wichtigste Accessoire auf der Wiesn, sobald der Ansturm größer wird. Nicht nur für die Schönen und Reichen und die, die das gerne wären. Ein Bändchen bekommt, wer reserviert hat. Und wer reserviert hat, der kommt auch rein ins Zelt, hat einen Tisch und wahrscheinlich auch Bier- und Verzehrgutscheine in der Tasche. Mit einem solchen Bändchen lässt sich die Hürde der Zeltordner problemlos überwinden. Ohne Bitten, Betteln, Warten und Frieren. Mit bebändeltem Handgelenk lässt es sich erhobenen Hauptes vorbeispazieren an der Schlange der Wartenden.

Die, die am ärgsten bitteln und betteln und frieren müssen auf der Wiesn sind meist die, die sich nicht auskennen. Sie wissen nicht, wie Zeltordner ticken und wo es sich überhaupt lohnt, anzustehen. Dieses Jahr ist aber alles besser für sie. Die Zelte sind auch abends noch geöffnet. Und in manchen sind sogar ganze Tische frei.

Natürlich nicht gerade im Hackerzelt. Aber im auch nicht gerade unbeliebten Augustiner, da klaffen in den ersten Wiesntagen noch Lücken, die ganze Fußballmannschaften fassen würden.

Ein Tisch im Zelt, so ganz spontan am Abend, was hat sich der Münchner jahrelang danach verzehrt. Sich bitterlich beschwert, dass das Fest zum Touristensaufgelage verkommen sei. "Be careful what you wish for", pass auf, was du dir wünschst, warnt der Volksmund. Und ja, ein wenig seltsam fühlt sich das nun an, dieser Zustand. Beinahe wieder wie ein Volksfest. Wie das Frühlingsfest zumindest.

Aber will man das? Das passt irgendwie nicht zur Wiesn. Zu diesem ins Unendliche potenzierten Saufgelage. Drüben auf dem Zentralen Landwirtschaftsfest sollte dieser Volksfestcharakter zu finden sein. Auf der Wiesn sollte der Exzess die Euphorie dirigieren und andersherum. Im Zeltschiff hat es am Abend so eng gedrängt zuzugehen wie in der Massentierhaltung. Gemütlichkeit schön und gut, aber so ein paar Besucher mehr, die braucht es schon für das echte Wiesngefühl. Sie werden sicher noch kommen. Werden sie doch, oder?

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