Wenn es nach den Worten von Marc Blum geht, dann brauchen die Besucher des Olympia-Einkaufszentrums (OEZ) bald kein eigenes Wohnzimmer mehr. Das OEZ soll diese Funktion übernehmen, und zwar "idealisiert", noch besser also als das eigene Wohnzimmer. Und der Chefdesigner des Betreibers ECE setzt noch einen drauf: "Die ultimative Wohlfühloase" solle das OEZ werden. Am Montag stellte der Konzern seine Umbaupläne für Münchens ältestes Einkaufszentrum vor. 30 Millionen Euro wollen die Eigentümer, ein Fonds und die Hamburger Unternehmerfamilie Otto, von Anfang des kommenden Jahres an investieren. Mitte 2020 sollen die meisten Arbeiten fertig sein. Das hat den Nebeneffekt, dass das zuletzt in den Neunzigerjahren sanierte OEZ zur Feier des 50-jährigen Bestehens im Jahr 2022 frischer aussehen dürfte.
Das beginnt den Sanierungsplänen zufolge schon beim Haupteingang an der Hanauer Straße. Der soll nämlich komplett umgestaltet und vor allem einladender werden. Drinnen soll sich das fortsetzen, mit gemütlicheren Sitzgelegenheiten und Lounges in den Gängen und einer wärmeren Beleuchtung. Wände, Böden und Decken werden neu gestaltet. "Der Komfortgedanke wird immer wichtiger", sagt Designer Blum. Das gehe von den Toiletten bis zum Parkleitsystem. Auch eine Spielzone für Kinder wird neu geschaffen.
Neuperlach:Das Pep ist zurück
Nach zwei Jahren Umbau eröffnet das Einkaufszentrum neu - Zeit für einen Rundgang mit einer Forscherin, die weiß, wie Shopping Malls funktionieren.
Bis es so weit ist, müssen sich die Kunden auf Störungen einstellen. Denn die Arbeiten geschehen bei laufendem Geschäftsbetrieb. "Ein bisschen Lärm, Dreck und Staub wird es geben", sagt Christoph von Oelhafen, der Leiter des OEZ. Eine Erweiterung ist mit der Sanierung nicht verbunden. Es bleibt bei der Fläche von 56 000 Quadratmetern, womit das OEZ etwas größer ist als die "Arcaden" in Riem und Pasing. Damit unterscheidet sich diese Sanierung aber von der des Pep in Neuperlach, das ebenfalls von der ECE betrieben wird und das seit Mai neu gestaltet ist. Dort entstanden auch 8000 Quadratmeter zusätzliche Fläche, nun hat es 60 000 Quadratmeter. Die Erweiterung hat Platz geschaffen für die begehrte erste Filiale des irischen Textil-Discounters Primark.
Damit wird das OEZ wohl auch künftig nicht dienen können. Aber einige Änderungen dürfte es bei den derzeit 135 Geschäften geben, darunter ein Kaufhof und ein Karstadt. In den nächsten vier Jahren laufen 50 Mietverträge aus. Das OEZ soll neue Mieter aus den Bereichen Entertainment und Gastronomie, aber auch aus der Textil- und Sportbranche dazu bekommen. Namen nennen die Betreiber noch nicht. Derzeit hat das OEZ nach ihren Angaben etwa 33 000 Besucher pro Tag. Sollen es durch die Neugestaltung mehr werden? "Wir sind froh, wenn wir das halten können", sagt Christoph von Oelhafen mit Blick auf die Konkurrenz durch den Internethandel. Die Aufenthaltsdauer der Besucher verlängern, das sei ein Ziel. Und jüngere Besucher, die mit dem Onlinehandel groß geworden sind, will das OEZ besser ansprechen. "Für die 20- bis 29-Jährigen soll das neue OEZ zu einem angesagten Hot-Spot werden, um so die Stammkunden der Zukunft zu gewinnen."
Zu einem großen Thema in den nächsten Jahren dürften auch die Flächen um das Einkaufszentrum und die zwei dazugehörenden Wohntürme herum werden. Bisher gibt es dort vor allem Parkplätze. 2800 Autos lassen sich auf den verschiedenen, mit Waschbeton verkleideten Decks abstellen. Wenn es nach der ECE geht, entstünden dort in einigen Jahren Wohnungen. "Wir würden dort gern eine städtebauliche Aufwertung schaffen", sagt Erik Hameyer, der sich bei der ECE um Entwicklungsmaßnahmen am OEZ kümmert. Er spricht von "400 bis 500 Wohnungen", die denkbar seien. Damit wären die Flächen auch sicher lukrativer genutzt als derzeit. Allerdings betont er auch, dass die Überlegungen noch ganz am Anfang stünden, dass es erste Gespräche mit der Stadt gebe. Denn bis dort zusätzliche Wohnungen entstehen könnten, müssten der Flächennutzungsplan geändert und ein Bebauungsplan aufgestellt werden. Und natürlich würden die Parkplätze erhalten bleiben, betont Hameyer, vermutlich dann teils unterirdisch. Sollte es so weit kommen, dann würde auch nicht die ECE selbst die Wohnungen bauen, das sei nicht ihr Geschäftsfeld. Sie würde sich dafür einen Partner suchen.
Die Überlegungen für neue Wohnungen am OEZ waren Mitte Oktober bereits Thema in einer Bürgerversammlung des Stadtbezirks Moosach. Dort wurde massive Kritik an den Plänen zur Nachverdichtung laut, es gibt Sorgen über zusätzlichen Verkehr und um Bäume und Freiflächen. Ein Vertreter des Planungsreferats nannte die bisherigen Vorschläge der ECE zudem "nicht schlüssig". Zusätzlich kompliziert wird die Sache dadurch, dass die Eigentümer der Wohnungen in den Türmen auch Miteigentümer von Teilen der Parkplätze sind. Man sei in Abstimmungsgesprächen mit ihnen, heißt es von der ECE.