Neuperlach:Das Pep ist zurück

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Eines der größten Einkaufszentren der Stadt wird nach zwei Jahren wieder eröffnet - das Pep in Neuperlach. (Foto: Catherina Hess)

Nach zwei Jahren Umbau eröffnet das Einkaufszentrum neu - Zeit für einen Rundgang mit einer Forscherin, die weiß, wie Shopping Malls funktionieren.

Von Pia Ratzesberger

Die anderen wollen einkaufen an diesem Abend, noch eine Stunde bis Ladenschluss, sie eilen zu Edeka oder Esprit oder Body Shop, eine Frau aber will das nicht. Sie geht los durch die Gänge, vorbei an Body Shop und Esprit und Edeka, immer weiter nach hinten, bis zu der großen Kuppel und den türkisen Buchstaben. Noch kann man nicht durch die Türe gehen, noch ist abgesperrt. Aber man sieht schon, was die Kunden erwartet.

Die Frau heißt Monika Popp und sagt: "Das ist ganz klassisch, dass sie den Primark hier ans Ende packen." Sie wird noch erklären, was das mit einem Hundeknochen zu tun hat.

Es ist 19 Uhr im Einkaufszentrum Neuperlach. Der McDonald's ist voll, die ersten Verabredungen für den Abend, in den Gängen schrauben Arbeiter Lampen an die Decke und schleppen Leitern hinter die Absperrbänder. Noch ist das Einkaufszentrum in manchen Teilen eine Baustelle, im neuen Trakt mit dem Primark vor allem. Am Donnerstag aber wird das Haus neu eröffnen, mit 135 Geschäften, drei Ebenen, 60 000 Quadratmetern, neu dazugekommen sind 8000 Quadratmeter - es ist eines der größten Einkaufszentren der Stadt.

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Und mit solchen kennt sich Monika Popp bestens aus. Sie fährt gerade die Rolltreppe nach unten, trägt eine runde, große Brille und eine Regenjacke, sie forscht als Wirtschaftsgeografin an der LMU. Auch zu Städten und ihren Shoppingmalls, sie hat zum Beispiel die "Privatisierung von Konsumräumen" untersucht. Im Neuperlacher Konsumraum deutet sie jetzt zum Edeka, daneben eine Backstube.

Natürlich gebe es hier unten keinen H & M und keinen C & A, sagt sie. Man hole sich ja keine Milch und probiere nebenbei noch schnell ein T-Shirt an. Sie läuft weiter, zur nächsten Baustelle, gegenüber zieht gerade der Drogeriemarkt Müller ein, also auch ein Laden, in dem man eher Dinge kauft, weil man sie braucht als unbedingt will. Im Untergeschoss wird meistens eingekauft, nicht geshoppt. Im Gegensatz zu den anderen Stockwerken.

Riem Arcaden

Die Riem Arcaden wurden in einem der jüngsten Stadtteile von München gebaut, gleich neben der U-Bahn und der Messe. Wie in anderen Wohnvierteln soll die Shoppingmall auch ein kleines Zentrum sein, bisher gab es aber nur einen Supermarkt. In diesem Jahr ist jetzt noch Aldi eingezogen, gerade einen Discounter hatten sich in der Messestadt viele schon lange gewünscht. Eröffnung: im Jahr 2004 Fläche: um die 50 000 Quadratmeter für den Handel, erst im März dieses Jahres wurde erweitert. Es gibt unter anderem noch Hotelzimmer und Büroflächen Shops: 128 Firma: Unibail Rodamco Besucher: am Tag durchschnittlich etwa 26 000

Pasing Arcaden

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(Foto: Alessandra Schellnegger)

Die Pasing Arcaden sind die neueste Mall in der Stadt, direkt neben dem Bahnhof, schon vom Zug aus zu sehen. Die Architekten sagten damals, das Gebäude solle an ein Kreuzfahrtschiff erinnern, auch wegen seiner Fassade mit den weißen Metallrastern - die Assoziation hat man als Betrachter allerdings nicht sogleich. Auf dem Dach des Einkaufszentrums sind Wohnungen untergebracht. Hinter den Arcaden steht die gleiche Firma wie hinter den Riem Arcaden im Osten der Stadt. Eröffnung: im Jahr 2011 Fläche: um die 46 000 Quadratmeter für den Handel Shops: 152 Firma: Unibail Rodamco Besucher: am Tag durchschnittlich etwa 30 000

OEZ

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(Foto: Sven Hoppe/dpa)

Wie sein Name schon sagt, wurde das Olympiaeinkaufszentrum anlässlich der Olympischen Spiele in den Siebzigerjahren gebaut. Damals soll es das größte Einkaufszentrum Deutschlands gewesen sein, in der Stadt nennt man es gerne beim kurzen Namen: OEZ. In den Neunzigerjahren wurde das Einkaufszentrum im Stadtteil Moosach renoviert und erweitert. Als einziges Einkaufszentrum der Stadt hat es seine eigene U-Bahn-Haltestelle. Einer seiner Mieter ist Galeria Kaufhof - ein Kaufhaus im Kaufhaus sozusagen. Eröffnung: im Jahr 1972 Fläche: mehr als 56 000 Quadratmeter Verkaufsfläche Shops: 135 Firma: ECE Projektmanagement Besucher: am Tag durchschnittlich mehr als 31 000

Mira

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(Foto: Catherina Hess)

Das Einkaufszentrum an der Schleißheimer Straße wird sich bald stark verändern. Viele der Geschäfte standen leer, die Mietverträge sind ausgelaufen und der neue Investor will nach eigenen Angaben aus der Shoppingmall jetzt ein Stadtteilzentrum machen. Im vergangenen Jahr hatte der Konzern Hines das Einkaufszentrum für einen "deutschen Immobilien-Spezialfonds" übernommen. Die wichtigsten Mieter bleiben aber nach wie vor im Haus, die sogenannnten "Ankermieter" sind zum Beispiel H & M, Rewe oder der dm-Drogeriemarkt. Eröffnung: im Jahr 2008 Fläche: um die 24 000 Quadratmeter Shops: mehr als 60 Firma: Hines Immobilien Besucher: nicht bekannt

Die Architektur ist Strategie, die Menschen sollen an möglichst vielen Geschäften vorbeikommen und möglichst lange bleiben. Das Neuperlacher Einkaufszentrum, das alle in der Stadt nur Pep nennen - kurz für Perlacher Einkaufspassagen - hat sich über die Jahre immer wieder verändert, nach dem OEZ ist es die zweitälteste Shoppingmall der Stadt. Eröffnet wurde sie im Jahr 1981, als der Oberbürgermeister noch Erich Kiesl hieß und Flugzeuge von Riem aus starteten.

1989 wurde zum ersten Mal angebaut, der Teil mit der großen Glaskuppel im Norden kam dazu, zehn Jahre später ein weiterer Teil im Süden, wo jetzt Kaufland drin ist, auch Peek & Cloppenburg. Der neue Trakt mit dem Primark wiederum schließt sich im Norden an die Glaskuppel an, zwei Jahre haben die Umbauten gedauert, geschlossen war nie. Wegen der vielen Anbauten, sagt Popp, habe das Ganze wahrscheinlich auch keine Hundeknochenform mehr.

Sie fährt die Rolltreppe jetzt wieder nach oben, biegt rechts ab an der Nordsee, am Vinzenz Murr vorbei. "Ich sehe jetzt zum Beispiel nicht, was da vorne noch für ein Laden kommt." Um das zu vermeiden, seien viele Einkaufszentren nach dem gleichen Modell gebaut, nach dem eines Knochens, eine lange Strecke und an beiden Enden jeweils ein Laden, wegen dessen viele Menschen eigens herfahren. An den anderen, kleineren Geschäften laufen sie dann sowieso vorbei. Media Markt zum Beispiel wäre solch ein Ankerpunkt, wie die Handelsleute sagen, auch Galeria Kaufhof, H & M. Oder eben Primark.

Der irische Textildiscounter eröffnet im Pep seine erste Filiale in Bayern, schon lange wurde über den Standort spekuliert, denn die Filialen sind begehrt. Der Discounter ist bekannt dafür, dass seine Kunden längere Anreisen in Kauf nehmen, um Dutzende Tüten voller Klamotten wegzuschleppen. Die Filiale hat sich mit 67 Kassen auf drei Stockwerken gerüstet, auch mit Gruppenumkleiden, in der acht Leute Platz haben.

Neben Primark und Müller sind im neuen Teil noch 15 andere Läden dazugekommen, unter anderem Hunkemöller, Dunkin Donuts, Only. Alles bekannte Ketten aus vielen anderen Shoppingmalls, aus Fußgängerzonen. "Auch wenn die Leute sich oft über die Malls beschweren, so viel anders sieht die Kaufingerstraße heute nicht mehr aus", sagt Popp. Es gibt im Pep aber auch ein paar kleine neue Geschäfte, Paulikocht zum Beispiel. Ein Start-up aus dem Internet.

Die Einkaufscenter waren im Handel vielleicht die letzte große Zäsur vor den Online-Shops, die erste klassische Shoppingmall erbaute der Architekt Victor Gruen in den Fünfzigern in Minneapolis. Sein Ziel war nicht nur, einen Ort des Konsums zu schaffen, sondern auch einen Ort der Gemeinschaft, in den Malls sollten Konzerte stattfinden und Tanzkurse und Schachwettbewerbe. Es kam anders.

Viele der Malls werden heute von den immer gleichen Konzernen finanziert, hinter dem Pep zum Beispiel steht das Unternehmen ECE, das gemeinsam mit TH Real Estate 85 Millionen Euro in den Umbau investiert hat, 250 Millionen Euro Umsatz macht das Pep im Jahr. Hinter den Arcaden in Riem und Pasing steht das Unternehmen Unibail Rodamco, das seine Arcaden im ganzen Land aufstellt, unter anderem auch in Erlangen, Berlin, Gera. Und trotzdem wollen die Shoppingmalls natürlich individuell sein.

Monika Popp läuft durch die Eingangshalle, an der Decke hat gerade einer die letzte der großen, schwarzen Lampen aufgehängt, innen golden angestrichen. Vor einer Metzgerei bleibt sie stehen, auf den Fliesen liegt dort orangener Teppich aus, darauf drei Sessel. Die Wirtschaftsgeografin mustert die drei Sessel und sagt dann: "Es geht in Einkaufszentren meistens eher um den Eindruck, dass man sich ausruhen könnte, als dass man sich wirklich ausruhen kann." Beim Pep dagegen heißt es: Die Kunden sollen jetzt nicht mehr nur Kunden sein, sondern Gäste. Deshalb habe man zehn solcher Sitzecken eingerichtet - vorher gab es keine.

Am Mittwochmittag, einen Tag vor der Eröffnung, zeigt ein Architekt von ECE auf einem Bildschirm, wie man das Pep auch abseits des neuen Trakts umgestaltet hat. Neue Lampen wurden angebracht, Teppiche verlegt, Sofas aufgestellt. "From young and fresh to mature and sophisticated" steht auf dem Bildschirm, der neue "frische" Teil des Pep soll also die Jungen ansprechen, der Rest insbesondere das "ausgereifte und anspruchsvolle" Publikum.

Monika Popp dreht sich um, läuft den Gang wieder hinter, die vielen Biegungen seien schon verwirrend, sagt sie. Man könne sich fast verlaufen. Center-Manager Axel Haug sagt, sein Einkaufszentrum sei von der Form her eben eine liegende Acht. Es ist jetzt kurz vor 20 Uhr, Monika Popp geht zum Ausgang. Gleich werden sich die Türen schließen. Axel Haug wird sie am Donnerstag wieder öffnen. Die Türen zum neuen, alten Pep.

© SZ vom 17.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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