Oberschleißheim/München:Noch nicht besiegelt

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Hubschrauber-Gegner hoffen auf neues Lärmschutz-Gutachten

Von Gudrun Passarge, Oberschleißheim/München

Kaum eine Frage hat die Oberschleißheimer in jüngster Zeit so beschäftigt, wie die Erweiterung des Hubschrauberstandorts. Die Bundespolizei ist bereits dort stationiert, die Landespolizei soll noch hinzukommen. Die Bürger, auch die Anrainer in Feldmoching und im Hasenbergl, befürchten noch mehr Lärm. Die Einwände der Anlieger und der Gemeinde wurden am Mittwoch beim Erörterungstermin der Regierung von Oberbayern vorgetragen, diese wird die Eingaben nun rechtlich prüfen. Der Planfeststellungsbeschluss wird wohl noch heuer kommen. Bürgermeister Christian Kuchlbauer (Freie Wähler) spricht von vielen Ungereimtheiten, er rechnet damit, "dass durchaus ein neues Gutachten erstellt wird".

Planfeststellungsverfahren

Die Gemeinde Oberschleißheim hat sich das Planfeststellungsverfahren vor Gericht erstritten. Der Erörterungstermin bot den drei betroffenen Kommunen Oberschleißheim, München und Garching die Gelegenheit zu einem direkten Informationsaustausch. Die Stadt München hatte allerdings keinen Vertreter geschickt. Zugelassen zum Termin waren nur Bürger, die selbst einen Einspruch erhoben hatten.

Polizeihubschrauberstaffel

Die Hubschrauberstaffel der Landespolizei hat ihre acht Hubschrauber momentan am Standort Roth bei Nürnberg und am Münchner Flughafen stationiert. Zwei der Hubschrauber seien meist in Wartung, sechs einsetzbar. 75 Prozent der Einsätze fallen im südbayerischen Raum an. Der häufigste Grund oder "wirklich unser Hauptjob", wie der Leiter der Staffel, Joachim Walzik, sagte, ist die Vermisstensuche, pro Jahr nach 800 bis 900 Personen. Hinzu kommen Fahndungen nach Straftätern, Bergrettung, Sondereinsätze wie etwa beim Münchner Amoklauf, bei Waldbränden oder in Katastrophenfällen.

Synergieeffekte

Der Vertreter des bayerischen Innenministeriums, Roland Kerscher, erläuterte, welche Synergieeffekte und Kostenersparnis sich der Freistaat von der Verlegung der Hubschrauberstaffel nach Oberschleißheim erhofft. Die Polizeihubschrauberstaffel sei eine Einrichtung, "die entsprechend gesichert sein muss". Das sei in Oberschleißheim schon der Fall, da die Hubschrauberstaffel der Bundespolizei bereits dort stationiert ist. Mit ihr könne man sich Kosten für Feuerwehr, Logistik, Tanken, Schneeräumen und Eigensicherung teilen.

Flugzahlen und Routen

Der Leiter der Hubschrauberstaffel präsentierte beim Erörterungstermin die Flugzahlen der vergangenen zehn Jahre. Sie schwankten stets um die 3000, als Prognose gab Walzik 3500 Flüge an. Der Rechtsanwalt der Gemeinde Oberschleißheim monierte, dass die Instrumentenflugrouten im Gutachten nicht berücksichtigt seien. Gerade diese vorgeschriebenen Routen führten jedoch näher über bewohntes Gebiet, im südlichen Oberschleißheim und auch über Feldmoching-Hasenbergl.

Lärmschutz

Ein Anwohner forderte, die Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm bei der Berechnung anzuwenden. Josef Dicklhuber, Gutachter des TÜV Süd, sagte dazu, die TA Lärm gelte nur für Gewerbelärm. Für einen Sonderflughafen gebe es "keine eindeutige Vorschrift".

© SZ vom 12.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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