Obergiesing/Fasangarten:Breitensport bleibt auf der Strecke

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Auf die Plätze: In Giesing wären Sportler, wie hier der Nachwuchs der "Munich Cowboys", startklar für eine Hallenbau-Offensive. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Giesinger Lokalpolitiker klagen über Mangel an Trainingshallen für Vereine und fordern Neubauten von der Stadt. Das Bildungsreferat verweist auf zusätzlichen Platz in künftigen Schul-Turnanlagen

Von Hubert Grundner, Obergiesing/Fasangarten

"Die Hallensituation ist entsetzlich", entfährt es Birgit Knoblach. Und darunter leide im Stadtbezirk Obergiesing-Fasangarten neben den Sportvereinen auch das bunte Heer der Freizeitsportler. Immer wieder bekommt die Fraktionssprecherin der SPD im Bezirksausschuss (BA) 17 nach eigener Aussage entsprechende Rückmeldungen von Bürgern, die verzweifelt nach einem Übungsort suchen, wo sie ihrem Hobby frönen können. Tatsächlich aber verfügen schon jetzt viele Freizeitteams über keine oder nicht ausreichend Hallenkapazitäten. All das war Grund genug für die SPD, bei der Stadt einmal die offiziellen Zahlen zum Auslastungsgrad der Sporthallen im Stadtbezirk nachzufragen. Bis aber Ergebnisse vorliegen, so Knoblach, werde man sich noch gedulden müssen. Erst 2017 seien wohl neue Daten zum Thema zu erwarten.

Allerdings besteht für die Sozialdemokratin schon heute kein Zweifel daran, dass es in Obergiesing und Fasangarten an Sporthallen mangelt. "Der Bedarf ist einfach da." Und da die Bürger in Untergiesing-Harlaching offenbar das gleiche Problem haben, unterstützte sie eine Initiative von Michael Sporrer, SPD-Fraktionssprecher im BA 18. Der hatte in einem Antrag die Stadt aufgefordert, eine Machbarkeitsprüfung zum Bau einer Mehrzweckhalle auf dem jetzigen Parkplatz des Klausener Bades vorzunehmen. Ziel sollte es sein, den ortsansässigen Sportvereinen, Initiativen und Schulen weitere Trainingsmöglichkeiten und Veranstaltungsräume zu verschaffen. Sich für ein solches Projekt im Nachbarbezirk einzusetzen, erschien Knoblach folgerichtig, da es auch die Situation in Obergiesing-Fasangarten etwas entspannt hätte. Denn längst müssen Übungsgruppen oft quer durchs Stadtgebiet vagabundieren, wenn sie ihr Freizeitvergnügen weiter ausüben wollen.

Daran dürfte sich auf absehbare Zeit wenig ändern. Denn auf entsprechende Wünsche wie dem erwähnten Bau einer Mehrzweckhalle am Klausener Bad, dem Neubau einer Sporthalle für den Breitensport und mehr Platz für den TSV Turnerbund sowie nach einer Standortsuche für eine neue Sporthalle im 17. und 18. Stadtbezirk, den die SPD-Stadtratsfraktion gefordert hatte, reagiert das Referat für Bildung und Sport sehr zurückhaltend. Erkennbar ist dies im Beschluss, den der Sportausschuss in seiner jüngsten Sitzung zu dem Themenkomplex verabschiedet hat. Darin wird darauf verwiesen, dass der Freistaat 1984 die Förderung kommunaler Breitensporteinrichtungen eingestellt habe. Dies habe zur Folge, dass die Stadt die Investitionen, die den Breitensport betreffen, komplett selbst finanzieren müsse. Anders sei die Situation bei Schulsportanlagen. Hier seien Neubau-, Erweiterungs- und Generalinstandsetzungsarbeiten grundsätzlich zuwendungsfähig: "Vor diesem Hintergrund ist es langjährige Verwaltungspraxis der Landeshauptstadt München, eigene Sporthallen grundsätzlich im Rahmen von Schulbaumaßnahmen zu planen und zu bauen." Die Hallen würden dann außerhalb der Schulzeiten kostengünstig Sportvereinen und -gruppen überlassen. "Damit werden in der Regel auch die Infrastrukturbedarfe des Breitensports gedeckt", heißt es weiter. Das Referat empfiehlt deshalb, "aus Gründen der Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit an dieser Verwaltungspraxis festzuhalten".

Aktuell stellt sich die Situation laut Verwaltung so dar, dass es in den Stadtbezirken 17 und 18 drei Dreifach-Sporthallen, vier Zweifach-Sporthallen, neun Einfach-Sporthallen und 13 Kleinsporthallen gibt. Zuletzt wurde die Dreifach-Turnhalle des Theodolinden-Gymnasiums fertiggestellt. Darüber hinaus plane das Referat im Rahmen des Aktionsprogrammes Schul- und Kita-Bau 2010 in den nächsten Jahren weitere Sporthallen-Neubauten im 17. und 18. Stadtbezirk. So sollen zum einen die beiden Einfach-Sporthallen des Asam-Gymnasiums an der Schlierseestraße durch eine Dreifach-Sporthalle ersetzt werden. Ähnliche Überlegungen würden bereits für die bestehenden Sporthallen der Grundschule an der Weißenseestraße und des Albert-Einstein-Gymnasiums an der Lautererstraße angestellt. Mit der Realisierung dieser Projekte kämen in den nächsten Jahren weitere vier bis sechs Sporthalleneinheiten in den Stadtbezirken 17 und 18 neu dazu. Davon profitierten dann nicht nur die Schulen, sondern im Rahmen der außerschulischen Belegung auch der Breitensport, verspricht das Referat.

Doch ob damit der Giesinger Sportszene in angemessener Zeit gedient ist? Carmen Dullinger-Oßwald (Grüne), Vorsitzende im BA 17, scheint ihre Zweifel zu haben. Das Angebot an Hallen-Trainingszeiten reiche nicht annähernd aus, es herrsche ein "Wahnsinns-Bedarf". Auch Knoblach sieht die Bedürfnisse des Breitensports sträflich vernachlässigt. Dabei käme gerade ihm angesichts des Zustroms von Flüchtlingen eine zentrale Rolle zu: "Integration findet im Sport statt", konstatiert Knoblach. Der Breitensport sei das ideale Vehikel, um unterschiedlichste Menschen aus unterschiedlichsten Bevölkerungsgruppen zueinander zu führen und Gemeinschaft zu stiften. Die Lokalpolitikerin würde sich deshalb wünschen, dass die Stadt noch mehr in den Bau von Sporthallen investiert.

© SZ vom 21.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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