Dieter Reiter:Null Euro für die Schönheit

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Selbst gestylt: Oberbürgermeister Dieter Reiter. (Foto: Florian Peljak)

Während sich Spitzenpolitiker in Bund und Land ihr gutes Aussehen viel Geld kosten lassen, verzichtet die Münchner Stadtspitze auf Visagisten oder Stylisten - das Outfit ist trotzdem stimmig.

Glosse von Heiner Effern

Schönheit und gutes Aussehen sind in Zeiten der Selfie-Kultur und der Inszenierung in den sozialen Netzwerken wichtiger denn je. Wer noch einen Beweis für diese These verlangt, möge sich auf das Oktoberfest begeben. Dort kann man täglich erleben, wie viel Mühe sich die weiblichen und genauso die männlichen Besucher mit ihrem Outfit geben und wie millionenfach das erzielte Ergebnis mit dem Handy dokumentiert wird. Das Bild muss sitzen, in der realen und der digitalen Öffentlichkeit.

Schließlich könnte das richtige Styling auch einen Flirt erleichtern. Das gilt nicht nur für die Wiesn, auch die Politik befindet sich in einem ständigen Werben um die Gunst der Mitmenschen. Wenn nun etwa jemand Ministerpräsident des besten und natürlich auch schönsten Bundeslands ist, muss er logischerweise auch so rüberkommen. Knapp 180 000 Euro hat die Staatskanzlei alleine 2022 ausgegeben, um Markus Söder (CSU) und seine Entourage richtig ins Bild zu setzen. Auch im Bund wird nichts dem Zufall überlassen. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) investierte im gleichen Jahr etwa 136 000 Euro in Styling und Bilder.

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Das ließ in München bei der Oppositionsfraktion ÖDP/München-Liste einen üblen Verdacht aufkeimen. Sieht die Stadtspitze der besten und schönsten Landeshauptstadt nicht auch stets umwerfend aus? Müssen also auch hier die Steuerzahler für die Schönheit ihrer Repräsentanten kräftig zahlen? Sofort schießen weitere Fragen in einem hoch: Lässt sich Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) jeden Morgen in einem Beauty-Salon hinter seinem Amtszimmer die Haare machen? Haben Starfotografen ihn nur vorteilhaft abgelichtet, hat er am Ende zwischendurch gar nicht zweistellig abgenommen?

Der Oberbürgermeister beruhigt seine Bürger umgehend. "Es freut mich, wenn meine öffentlichen Auftritte und die entsprechenden Fotos bei der ÖDP/München-Liste den Eindruck erwecken, dass ich von einer oder einem oder mehreren Stylisten und Stylistinnen gestylt werde", antwortete er. In München gelte jedoch schönheitstechnisch die Null-Euro-Grenze. Oder exakt wiedergegeben: "Null Euro für gutes Aussehen des OB!" Das wiederum entzückt die ÖDP. "Unser Oberbürgermeister - eine echte Naturschönheit!", staunt die Fraktion. Dass nun gleich die Luft flirrt zwischen Ökopartei und OB, ist aber nicht anzunehmen. Für die ÖDP gibt Reiter beim Umweltschutz so oder so kein gutes Bild ab.

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