Neuhausen/Nymphenburg:Draußen vor der Tür

Lesezeit: 2 min

Die Initiatoren des ambitionierten "Resonanz"-Projektes vermissen die Unterstützung der Stadt

Von Sonja Niesmann, Neuhausen/Nymphenburg

Ein Musikzentrum mit einem großen Konzertsaal für München, einem kleineren Saal, Probenräumen, Studios und Gastronomie unter dem Gewölbe der denkmalgeschützten Paketposthalle an der Friedenheimer Brücke - wann immer die Landschaftsarchitektin Andrea Gebhard, der Anwalt Josef Nachmann, der Architekt Florian Jürke und der Immobilienentwickler Mathias Niemeier ihr Vorhaben mit dem klangvollen Titel "Die Resonanz" bislang vorgestellt haben, wirkten sie enthusiastisch, von geradezu ansteckendem Schwung. In der jüngsten Sitzung des Neuhauser Bezirksausschusses (BA) schlug Nachmann nun etwas gedämpftere Töne an. "Wir vermissen ein bisschen die Unterstützung der Stadt", klagte er.

Fünf mögliche Standorte für einen neuen Konzertsaal lässt die bayerische Staatsregierung derzeit von dem unabhängigen Stadtplanungsbüro Albert Speer und Partner überprüfen - den Finanzgarten, den Olympiapark, den Apothekerhof in der Residenz, das Werksviertel am Ostbahnhof und die Paketposthalle. Mitte Oktober soll das Ergebnis der Untersuchung vorliegen. Die Gruppe um Nachmann ist davon überzeugt, dass die Paketposthalle und das Werksviertel im Rennen vorne liegen - jedoch gilt das Werksviertel als Favorit von Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). Bisher sei es ihnen nicht gelungen, Reiter selbst das Resonanz-Projekt vorzustellen, bedauern Nachmann und Jürke.

Ein unterschriftsreifer Kaufvertrag mit der Post AG für das Gelände an der Friedenheimer Brücke sei ausgearbeitet, berichteten die beiden weiter. Die Post selbst hält sich bedeckt, Sprecher Dieter Nawrath verweist auf die Stellungnahme von Anfang Juli: "Wir sind einem Verkauf nicht abgeneigt, wir sind regelmäßig in Gesprächen darüber - für alles weitere ist es zu früh." Denn die eigentliche Hürde bei der Realisierung der Resonanz-Pläne ist die Verlagerung des Briefverteilzentrums, das in der Paketposthalle untergebracht ist. An einen geeigneten Ersatzstandort im Münchner Westen und eine zügige Verlagerung des Betriebes knüpft die Post AG ihre Bereitschaft zum Verkauf ihres Areals in Neuhausen. Zwei mögliche Standorte für ein neues Briefverteilzentrum im Westen der Stadt habe man inzwischen ausfindig gemacht, teilte Nachmann den Mitgliedern des Bezirksausschusses mit. Und mit dem Eigentümer des einen, in Freiham gelegenen, habe die Post bereits Sondierungsgespräche aufgenommen. Mit der Auslotung dessen, was und wie lange es braucht, ein etwa 60 000 Quadratmeter großes Grundstück für einen Logistikbetrieb zu erschließen, "fühlen wir uns als Privatleute aber etwas überfordert", erklärte Nachmann den Mitgliedern des Bezirksausschusses: "Wir bräuchten für ein Projekt dieser Größe jemand in der Verwaltung - im Planungsreferat oder in der Lokalbaukommission -, der uns bei der Hand nimmt und berät."

Die Stadtviertelpolitiker, die vor einigen Wochen schon in einem Brief an Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) ihre Begeisterung für den Bau eines Konzertsaals in der Paketposthalle bekundet haben, wollen nun gerne versuchen, ein paar entscheidende Türen für die Resonanz-Initiatoren aufzustoßen - beim Oberbürgermeister, der Stadtbaurätin, beim Chef der Lokalbaukommission und in den Fraktionen im Stadtrat.

© SZ vom 20.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: