Neuer Roman:Miroslav Nemec schreibt jetzt Krimis - mit ihm in der Hauptrolle

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Miroslav Nemec, Tatortkommissar, schreibt jetzt. (Foto: Florian Peljak)

Der Münchner "Tatort"-Schauspieler hat seinen ersten Krimi geschrieben. Im Zentrum der Geschichte steht er selbst.

Von Antje Weber, München

Ein Buch, bei dessen Lektüre man vergisst, an der richtigen Station aus der U-Bahn zu steigen, kann so schlecht nicht sein. Dabei ist Miroslav Nemecs erster Krimi nicht einmal atemraubend spannend, drei Toten zum Trotz bleibt der Herzschlag im Takt. Es ist eher die Konstellation von "Die Toten von der Falkneralm" (Knaus), die so ungewöhnlich ist, dass man an der Lektüre dranbleibt. Auch die Zuhörer, die am 10. September zur Auftakt-Lesung des Krimi-Herbstes in den Circus Krone strömen, werden davon zweifellos fasziniert sein.

Die Grundidee des Buches, man muss es leider sagen, ist ja schon reichlich eitel. Miroslav Nemec, nach nunmehr 25 Jahren als Münchner "Tatort"-Kommissar auch unter dem Namen Ivo Batic allseits bekannt, spielt mit seiner Fernseh-Rolle - und inszeniert sich in seinem Krimi einfach höchstselbst. Der Ich-Erzähler heißt nicht nur Miroslav Nemec, er ist Miroslav Nemec. Als Stargast mit öffentlicher Rolle, die ihm manchmal lästig ist, gerät er in ein launig angekündigtes "Mörderisches Wochenende" eines Berghotels - die Tage sind jedoch nicht nur sturmumtost, sondern enden für drei Männer sogar tödlich.

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Unfall oder Mord? Die Ehefrauen der Opfer haben allesamt gute Alibis: Sie sonnten sich während der Todesfälle im Gespräch mit dem berühmten Schauspieler Nemec. Der Fernseh-Ermittler wird damit ungewollt in einen echten Fall verwickelt - und übernimmt schließlich auch im richtigen Leben die ihm zugedachte Rolle. Erfolgreich, selbstredend.

Eigentlich möchte man Nemec diese Ich-Bezogenheit ja gerne um die Ohren hauen, zumal er auch noch permanent seine Rolle als Schwarm der Frauen thematisiert. All diese Frauen, die ihn gerne verführen würden, haben ja nur leider keine Chancen mehr, weil er als treuliebender Familienvater mit dem Herzen und den Gedanken nur bei Frau und Tochter ist, seinen "Mädels" - auf diese Form von beschützender Männlichkeit, um nicht gleich von Machismo zu reden, wird heutzutage wohl nicht mehr jede Leserin stehen.

Eine Frau himmelt ihn nicht an. Genau eine.

Das Irritierende ist nur: Es macht fast nichts. Denn Miroslav Nemec ist gleichzeitig so entwaffnend in seiner Offenheit, konterkariert jede Macho-Allüre mit Selbstironie bis hin zur Lächerlichkeit, dass er einem auch in der Rolle des Buch-Kommissars wider Willen sympathisch wird. Selbstironisch ist auch zu deuten, dass Nemec den Fall zusammen mit der wohl einzigen Frau löst, die ihn in diesem Buch nicht anhimmelt: Sie ist lesbisch.

Nicht jede und jeder wird über viele weitere Witzeleien lachen, die Nemec großzügig über die Seiten gestreut hat; auch die Handlung, an Agatha Christie angelehnt, ist etwas grob gestrickt. Doch dramaturgisch und stilistisch solide ist dieser Kriminalroman unbedingt; Nemec ließ sich beim Aufschreiben seiner Geschichte, wie er im Stern verriet, von einem Ghostwriter helfen.

Wer den "Tatort" liebt und seine Protagonisten, der bekommt hier außerdem Einblicke in das Leben vor und hinter der Kamera - vor allem aber in das Seelenleben eines Mannes, der Schauspieler, Musiker, Autor ist, vor allem aber: Mensch. Es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn dieses Buch nicht erfolgreich würde. Es ist also damit zu rechnen, dass Miroslav Nemec weitere Fälle lösen wird. Und die Frauen ihn dafür lieben müssen.

© SZ vom 18.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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