Neue Mülleimer:Stadt kauft krähensichere Mülleimer

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  • Weil die Vögel immer wieder den Inhalt aus Mülleimern zerren, investiert die Stadt jetzt in neue Abfalleimer.
  • Das Modell hat kleinere Öffnungen und wird vor allem an "Krähen-Hotspots" aufgestellt. In der Fußgängerzone wird es bereits genutzt.

Von Heiner Effern, München

Die Krähe taugt nicht so recht als Sympathieträger. Obwohl sie zu den Singvögeln zählt, klingt ihr Gekrächze schauderhaft. Glück soll sie auch nicht bringen, die Saat von den Feldern stehlen und noch manches mehr mitgehen lassen. Nicht zuletzt aber verdreckt sie gerne Kinderspielplätze und Grünflächen, indem sie den Abfall aus den Eimern zieht und sehr gewissenhaft in der Umgebung verteilt.

Damit soll nun aber in München Schluss sein, die Stadt setzt von sofort an flächendeckend auf krähensichere Müllbehälter. Künftig sollen nur noch Eimer neu aufgestellt werden, die mit einer sehr kleinen Einwurföffnung ausgestattet sind, das hat der Bauausschuss beschlossen. In Gegenden mit "hohem Krähenaufkommen" werden sogar intakte Behälter ersetzt.

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Man muss den Krähen aber lassen, dass sie eine nicht unsympathische Kombination von Motiven dazu anhält, städtische Müllbehälter zu fleddern: Hunger gepaart mit einer großen Portion Klugheit. Dazu kommt ihre Geschicklichkeit, mit der die Krähen die städtische Müllwirtschaft seit Jahren vor sich hertreiben. Ihretwegen wechselte die Stadt erst von den offenen Behältern zu solchen, die in etwa zehn Zentimetern Höhe über der Öffnung einen Deckel fest montiert haben. Dort krochen die Krähen aber bald hinein, um sich angebissene Burger mit Pommes oder ähnliche Schmankerl zu angeln.

Daraufhin testete die Stadt in den Jahren 2016 und 2017 im Riemer Park, am Miesbacher Platz, am Gierlinger Park und auf der Postwiese verschiedene Mülleimer-Typen auf ihre Krähensicherheit. Als Sieger ging das Modell mit der kleinen Öffnung hervor, das bereits in der Fußgängerzone genutzt wird. Wichtig ist, dass die Behälter nicht zu voll werden, weshalb sie an Krähen-Hotspots bei Bedarf öfter geleert werden sollen.

"Wir freuen uns, dass durch unseren Antrag ein weiterer Beitrag zur Sauberkeit in unserer Stadt geleistet werden kann. Das Bild, dass der gesamte Abfall neben den Mülleimern liegt und nicht darin, wird so bald der Vergangenheit angehören", sagt SPD-Stadträtin Bettina Messinger. Kosten entstünden durch den routinemäßigen Austausch der Behälter keine. Auch ihre CSU-Kollegin Evelyne Menges freut sich, dass die "wahrlich intelligenten Tiere" die Plätze rund um die Mülleimer nicht mehr verschmutzen können.

Jüngst wurde übrigens bekannt, dass zwei Niederländer Krähen zum Sammeln von Zigarettenkippen dressieren und daraus ein Geschäftsmodell entwickeln wollen. Sollte sich das verwirklichen und ausbauen lassen, könnte die Stadt einsteigen und ihre alten Mülleimer wieder rausholen.

© SZ vom 31.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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