Neue Heimat:Brust raus in Bus und Bahn!

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Wenn Mütter ihre Kinder in Deutschland in der Öffentlicheit stillen, ernten sie mitunter böse Blicke. (Foto: Andrea Warnecke/dpa)

Als sie ihre kleine Tochter in der Öffentlichkeit stillt, wird unsere Autorin aus Uganda schief angeschaut. Aus ihrer Heimat ist sie ganz andere Reaktionen gewöhnt.

Kolumne von Lillian Ikulumet

Stillen für sich kann schon anstrengend genug sein, gerade beim ersten Kind ist für eine Mama vieles neu. Und dann passieren Momente wie diese: Ich stillte meine weinende Tochter in der S-Bahn, als mich eine Stimme von der Seite ansprach. Eine Frau, auch sie Fahrgast, beschwerte sich und forderte, dass ich an der nächsten Haltestelle aussteigen und im Wickelraum eines Restaurants weiterstillen solle. Ich war so perplex, dass mir meine kleine Taliah fast aus den Armen gerutscht wäre.

Bevor mein Baby zur Welt kam, war ich mir sicher, dass ich eine furchtlose stillende Mutter sein werde. Eine, die ihre Brust anbietet, um die Kleine zu füttern, egal wann und wo, genau wie wir es in Uganda tun. Dann aber kam meine Tochter zur Welt und ich erkannte schnell, dass ich als stillende Mutter nicht so frei sein würde, wie ich es erwartet hatte. In diesem schönen Bayern bringen die Leute junge Mütter dazu, sich unwohl und peinlich berührt zu fühlen, wenn sie ihr Baby in der Öffentlichkeit stillen.

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Eltern dürfen ihr Kind nicht nennen, wie sie wollen, hat unsere Autorin aus Uganda festgestellt. Für das Wohl des Kindes ist das manchmal sicherlich sehr hilfreich.

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Für Mütter, die ihre Neugeborenen an der Brust füttern wollen, ist es ein steter Kampf. Wobei es nicht so ist, dass ich es darauf anlegen würde. Die Fütterung eines kleinen Kindes lässt sich aber nicht organisieren wie ein Firmenmeeting: Man kann Babys nicht auf Essenszeiten einstellen wie Schulkinder oder Büroarbeiter. Deswegen ist es nötig und wichtig, dass wir Mamas unsere Babys in der Öffentlichkeit stillen.

Die Begegnung in der S-Bahn verunsicherte mich, dennoch blieb ich sitzen und stillte weiter bis zu meiner Zielstation. Später am Abend saß ich dort in einem Restaurant, auch dort stillte ich. Vielleicht hätte ich mich gar nicht im Lokal umsehen sollen. Doch so fiel mir ein Mann auf, der uns vernichtende Blicke zuwarf. Sobald wir Augenkontakt hatten, schüttelte er abschätzig seinen Kopf. Ich fühlte mich beschämt: Hatte ich etwas falsch gemacht? Zeigt meine Brust zu viel? Mein Herz schlug wie eine Trommel. Er sah aus, als wolle er mich anbrüllen. Zum Glück aber nahm er einfach sein Getränk und setzte sich in ein anderes Eck zu einem weit entfernten Tisch.

Manche Leute haben offenbar das Bedürfnis, Mütter in solchen Situationen zu beschämen. Zum Glück gibt es nicht nur solche verstörenden Momente beim Stillen. Manchmal kommen auch Menschen auf einen zu, lächeln einem zu, wollen wissen, wie alt das Baby ist. Wo ich herstamme, regt sich niemand auf, wenn man in der Öffentlichkeit stillt. In Uganda wird stattdessen laut analysiert, wie süß oder gut aussehend ein Baby ist. Im Zug oder Bus ist es deutlich wahrscheinlicher, dass einem eine fremde Frau anbietet, dein weinendes Baby zu stillen, statt sich deswegen zu beschweren.

Ich kann immer noch nicht verstehen, warum mich die Frau in einen Wickelraum verbannen wollte. Als ob die Ernährung eines Babys etwas wäre, das man heimlich durchführen muss. Nach dem ersten Schreck habe ich die Frau gefragt, ob sie immer vorher aus dem Bus aussteigt, wenn sie in eine Breze beißen will. Meine kleine Taliah reagierte ganz unaufgeregt auf ihre Weise: Sie hat nur für einige Sekunde pausiert und die Augenlider gehoben. Um zu sehen, wer sie beim Trinken unterbricht - dann saugte sie genüsslich weiter.

© SZ vom 23.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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