Neue Heimat:Wo "Zeit für Gott" kein Name ist

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Die Benennung eines Kindes ist in München ziemlich kompliziert, hat unsere Autorin aus Uganda festgestellt. Ihre Namenswahl wurde im Geburtenbüro abgelehnt. (Foto: Monika Skolimowska/dpa)

Eltern dürfen ihr Kind nicht nennen, wie sie wollen, hat unsere Autorin aus Uganda festgestellt. Für das Wohl des Kindes ist das manchmal sicherlich sehr hilfreich.

Kolumne von Lillian Ikulumet

Seinen Namen kann man sich nicht aussuchen. Und den seines Kindes auch nur bedingt. Die Benennung eines Kindes ist in München ziemlich kompliziert. Man kann nicht einfach einen Namen wählen, nur weil man ihn mag. Wer das dennoch versucht, dem droht eine Überraschung: Ich hätte nie erwartet, dass sie meine Namenswahl im Geburtenbüro ablehnen.

Tendenziell sind die Chancen dafür bei afrikanischen Eltern größer als bei eingeborenen Münchnern. Mir passierte es vor kurzem, als ich meine neugeborene Tochter anmelden wollte. Ich wollte ihr den Nachnamen meiner verstorbenen Mutter geben, so ist das üblich, dort, wo ich herkomme. Doch das ging nicht. Das Kind, so hieß es, müsse den Nachnamen der Mama oder vom Papa tragen.

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So fühlt sich unsere Autorin aus Uganda manchmal, seit sie ein Baby bekommen hat. Doch es gibt auch hoffnungsvolle Momente zwischen all dem Stress um Wohnungssuche und Kita-Platz.

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In meiner ugandischen Kultur können Kinder nach jemandem aus der Familie oder Verwandten benannt werden. In München hätte ich dafür eine schriftliche Bestätigung von der ugandischen Botschaft in Berlin gebraucht, ein beglaubigter Schrieb also, der diese Tradition erklärt. Ich verzichtete auf diese bürokratische Odyssee und gab meiner Tochter stattdessen meinen eigenen Nachnamen, wie es das Gesetz hier verlangt.

Im Prinzip hatte ich noch Glück im Unglück. Nicht auszudenken, hätte ich statt eines Mädchens einen kleinen Jungen zur Welt gebracht. Ugandische Nachnamen sind schließlich ausnahmslos entweder weiblich oder männlich. "Ikulumet" etwa ist ein reiner Mädchennachname, dass passt also nur für eine Tochter. Anders als hier in Bayern, wo es kein Problem ist, wenn Bruder und Schwester beide Huber oder Gschwendtner heißen.

Einer Freundin ging es quasi umgekehrt, auch sie stammt aus Afrika. Sie wollte ihrem Kind den Vornamen "Godtime" geben, also "Zeit für Gott". Hier lehnte der Beamte ab, weil der Vorname das Geschlecht des Kindes nicht eindeutig genug beschreibe. Herrschaftszeiten! (So darf man sein Kind übrigens auch nicht nennen). Stattdessen empfahl der Beamte, Namen wie Marie oder Susanne als Vornamen zu wählen. Immerhin: Er bot an, Godswill als Zweitnamen zu nehmen. Nach Rücksprache mit ihrer nigerianischen Familie nahm sie den Vorschlag an.

So komplex kann es sein, ein Kind in seiner neuen Heimat zu benennen. In Uganda sind Kinder normalerweise nach ihren Großeltern, Urgroßeltern, Onkeln oder gar Freunden benannt, solche, deren Eigenschaften man bewundert. Man könnte sein Kind sogar nach einem Arzt oder Hebamme benennen, die einen bei der Geburt des Kindes betreut hat. Einige sind auch nach den Wochentagen benannt, an denen sie geboren wurden. Auch möglich: die Namen berühmter Persönlichkeiten übernehmen.

Man könnte seinem Sohn also Problemlos den Vornamen Thomasmüller geben. Oder Heinblöd, Bienemaja und Pumuckl. In München kann der Staat so etwas verhindern - was für das Wohl des Kindes manchmal sicherlich sehr hilfreich ist.

© SZ vom 02.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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