Neue Betrugsmasche:Angebliche Lieferanten bestehlen Senioren

Lesezeit: 1 min

Von Thomas Schmidt

Den Enkeltrick gibt es in München praktisch nicht mehr, stattdessen haben die Maschen mit den falschen Polizeibeamten und den falschen Handwerkern derzeit Hochkonjunktur unter Betrügern. Es gibt aber auch noch andere Tricks, mit denen die Diebe versuchen, an das Geld betagter Münchner zu gelangen. Wie zwei aktuelle Fälle der Polizei zeigen, sind sie damit immer wieder erfolgreich.

Eine 79-jährige Münchnerin war am Mittwoch gegen 9.30 Uhr auf dem Weg nach Hause zu ihrer Wohnung an der Gelbhofstraße in Großhadern, berichtet die Polizei. Sie klingelte an der Haustür, damit ihr 80-jähriger Ehemann öffnet. Als die Rentnerin das Treppenhaus betrat, huschte auch eine unbekannte, etwa 25 Jahre alte Frau durch die Tür. Kurz darauf klingelte die hessisch sprechende, etwa 1,65 Meter große Betrügerin an der Wohnungstür des Rentnerpaars und behauptete, sie wolle Medikamente ausliefern, aber der Empfänger sei nicht da. Ob sie denn einen Zettel haben könne, um dem Nachbarn eine Nachricht zu schreiben? Gemeinsam gingen sie in die Küche, um Schreibzeug zu holen. Dabei ließ die Trickdiebin die Tür angelehnt. Ein Komplize schlüpfte hinein, durchwühlte das Schlafzimmer, stahl mehrere Tausend Euro Bargeld und verschwand, bevor das Rentnerpaar wieder aus der Küche kam.

Der zweite Fall, über den die Polizei berichtet, liegt bereits eine Woche zurück. Am vergangenen Donnerstag befand sich eine 88-Jährige gegen 14 Uhr zu Fuß auf dem Nachhauseweg zur Zielstattstraße in Obersendling. An der Eingangstür vor dem Haus stand ein unbekannter Mann, in der Hand eine Papiertüte mit Apothekenaufschrift. Auch er behauptete, Medikamente ausliefern zu müssen, dass der Empfänger aber nicht zu Hause sei. Wie im ersten Fall, so bat der Täter auch dieses Mal um einen Zettel, um eine Nachricht zu hinterlassen. Unaufgefordert betrat er die Wohnung der Rentnerin und folgte ihr in die Küche. Der etwa 20 bis 30 Jahre alte Mann, der akzentfrei deutsch sprach, schloss die Küchentür und lenkte die 88-Jährige für etwa 15 Minuten ab. Ausreichend Zeit für einen zweiten Dieb, ungestört in die Wohnung einzudringen, die Zimmer zu durchsuchen und Bargeld und Schmuck im Wert von mehreren Tausend Euro zu stehlen.

Die Münchner Kriminalpolizei warnt insbesondere ältere Menschen dringend davor, angebliche Lieferanten in die Wohnung zu lassen. "Eine gesunde Skepsis ist keine Unhöflichkeit", betont ein Polizeisprecher. Im Zweifel solle man immer die 110 anrufen.

© SZ vom 23.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: