Neuaubing/Westkreuz:Verbraucherschutz im Quartier

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Haustürgeschäfte können innerhalb von zwei Wochen widerrufen werden. (Foto: imago)

Ein bundesweites Projekt startet in München im Stadtteilladen an der Friedrichshafener Straße. Zwei Mitarbeiter beraten bei Verträgen, Wohnungswechsel oder Kreditproblemen und machen auf Konsumfallen aufmerksam.

Von Ellen Draxel, Neuaubing/Westkreuz

Der Goetheplatz ist für so manchen, der in Neuaubing oder am Westkreuz wohnt, weit entfernt. Dass die Verbraucherzentrale dort in der Nähe ihren Sitz hat, wissen nur wenige, und falls doch, nutzen sie die Chance, sich in der Innenstadt zu informieren oder beraten zu lassen, eher selten. Wer die Sprache nicht so gut spricht, wer sich in rechtlichen Fragen kaum auskennt und vielleicht aus einem anderen Kulturkreis kommt, tut sich oft schwer mit komplexen Verbraucherfragen. Bei der Verbraucherzentrale weiß man um diese Barrieren - und hat deshalb das bundesweite Projekt "Verbraucher stärken im Quartier" entwickelt. In München sind die Stadtteile Neuaubing und Westkreuz die ersten, die in den Genuss des neuen Konzepts kommen.

Maria Stalinski und Patrick Siskov sind die Ansprechpartner der neuen Verbraucherzentrale. Von Mitte Januar an werden die beiden an zwei Tagen der Woche im Stadtteilladen, Friedrichshafener Straße 11, anzutreffen sein - wann genau, ist noch offen. Sie bieten Unterstützung bei Verträgen an, helfen Briefe schreiben, informieren und beraten. Detailfragen zu sämtlichen Themen des Verbraucherschutzes wird das Team aufgrund seines begrenzten Zeit- und Personalbudgets wohl zwar nicht beantworten können. Das, betonen beide, sei aber auch nicht ihre Hauptaufgabe. "In der Innenstadt machen sie ausführliche Einzelfallberatungen, wir dagegen sind eher für Bildung und Prävention zuständig", sagt Stalinski. Die Projektkoordinatoren wollen deshalb Schulen, Seniorentreffs oder Flüchtlingsunterkünfte aufsuchen, um auf mögliche Konsumfallen aufmerksam zu machen. "Wir geben beispielsweise Tipps, wie man Handyverträge wechselt, oder sensibilisieren junge Erwachsene, worauf sie achten müssen, wenn sie zum ersten Mal eine Wohnung beziehen", erklärt Siskov. Bei Älteren könnten Verkaufsstrategien bei Kaffeefahrten ein Thema sein - oder auch Verträge an der Haustür. Von Verkaufsfallen im Internet und in sozialen Netzwerken über Hilfe rund um Kauf- oder Dienstleistungsverträge bis hin zur Lösungssuche bei Geld- und Kreditproblemen oder dem Wechseln des Energieversorgers - die Bandbreite an Themen der Quartiersmitarbeiter ist breit.

Maria Stalinski und Patrick Siskov warten nicht, bis die Menschen zu ihnen kommen, sie gehen bewusst auf sie zu. Das ist das Novum des Quartiersprojekts. Nichtsdestotrotz wollen die beiden im Stadtteilladen eine offene Sprechstunde anbieten, in der sie sich aber eher als "Lotsen" verstehen - als lokaler Ansprechpartner, der bei konkreten Fragen, etwa wenn zu hohe Stromrechnungen reklamiert werden, an die Zentrale weitervermittelt.

© SZ vom 28.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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