Die Befürchtungen haben sich bestätigt: Mit dem Beginn der Abbrucharbeiten und des Umbaus des AEZ-Komplexes an der Königswieser Straße hat sich für die Bewohner von Neu-Forstenried und Fürstenried eine Versorgungslücke aufgetan, die gerade für Ältere nur schwer zu kompensieren ist. Der Leidensdruck, der aus mangelnden Einkaufsmöglichkeiten und Sozialkontakten resultiert, kommt jetzt in Form flammender Appelle an Lokalpolitiker und Stadtverwaltung zum Ausdruck.
Bei der jüngsten Sitzung des Bezirksausschusses Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln machten sich Thomas Fellinger vom Familienzentrum Friedenskapelle des evangelischen Sozialdienstes, die langjährige Seniorenbeirätin Waldtraud Hörnchen sowie engagierte Frauen aus dem Viertel gleichermaßen für eine rasche Lösung der Probleme stark. Wie die aussehen könnte, soll ein runder Tisch mit Vertretern städtischer Referate, des Sozialverbands VdK, Seniorenvertretung, Regsam und Bezirksausschuss klären.
Der BA-Vorsitzende Ludwig Weidinger (CSU) bestätigte, dass sich die "Einkaufssicherheit" im Viertel mit der Schließung des AEZ-Verbrauchermarktes "dramatisch verschlechtert" habe. Für Personen mit Einschränkungen sei die Versorgungslage schlicht eine "Zumutung". Leider sei Ersatz für das Ladenzentrum schwer zu schaffen. Die Beschicker von Wochenmärkten zeigten aus Rentabilitätsgründen kein Interesse, Anfragen einzelner Standbetreiber seien bisher ausgeblieben. Inzwischen denke man schon darüber nach, ob nicht karitative Organisationen einspringen könnten, berichtete Weidinger.
Im Gespräch sind gemeinschaftliche Sammelbestellungen
Thomas Fellinger vom Familienzentrum brachte gemeinschaftliches Einkaufen per Sammelbestellung ins Gespräch. Doch dafür müssten erst einmal ehrenamtliche Helfer gefunden werden. Auf Lieferdienste zurückzugreifen sei für viele Menschen im Viertel wiederum zu teuer. Nach Ansicht Waldtraud Hörnchens ist es Aufgabe der Stadtverwaltung, für das Viertel mit seinem hohen Altersdurchschnitt einen Ausweg aus der Misere zu finden. Wie Stadträtin Veronika Mirlach (CSU) berichtete, hätten die zuständigen Referate ihre Hilfsbereitschaft auch schon signalisiert. Man müsse ihnen nur Flächen aufzeigen, die für eine Zwischenlösung mit einem Bauwagen oder Container in Fragen kommen könnten.
Sollten alle Bemühungen am runden Tisch am Ende fehlschlagen, hätte das für die Bewohner des südwestlichen Stadtrands gravierende Folgen. Sie müssten in diesem Fall zwei bis drei Jahre lang mit dem Bus oder dem Auto zum gut zwei Kilometer entfernten Vollsortimenter am Schweizer Platz fahren, um Lebensmittel und andere Alltagsartikel einzukaufen. Die SPD-Fraktion im Bezirksausschuss hatte deshalb früher schon einmal (vergeblich) den Antrag gestellt, den Bauträger wegen des Versorgungsproblems in die Pflicht zu nehmen. Inzwischen setzen auch die Sozialdemokraten auf den mehrheitlich beschlossenen runden Tisch.
Einig waren sich Stadtteilvertretung und Bewohnersprecherinnen in der Aufforderung an den privaten Bauträger, die Bevölkerung besser über den Fortgang der Bauarbeiten zu informieren. Denn viele Leute aus der Nachbarschaft um das AEZ hätten noch gar nicht mitbekommen, dass ihnen ihre wichtigste Einkaufsquelle wegbricht.