Bus und Bahn:"Wenn das Angebot stimmt, steigen die Leute um"

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Guter Grund zum Umsteigen: Für 49 Euro pro Monat kann man künftig regionale Verkehrsmittel in ganz Deutschland nutzen. (Foto: Matthias Balk/dpa)
  • Bernd Rosenbusch ist neuer Geschäftsführer des Münchner Verkehrs- und Tarifverbunds (MVV). Früher war er Chef der Bayerischen Oberlandbahn (BOB).
  • Sein Ansatz, um die Verkehrsprobleme Münchens anzugehen: "Die Lösung beginnt im Außenraum."
  • Zum Beispiel möchte er die Anbindungen an die S-Bahnhöfe verbessern. Zu viele Menschen seien im Außenraum dafür noch auf ihre Autos angewiesen.

Von Andreas Schubert

Der Großraum München wächst und wächst. Und der Verkehr hat inzwischen ein Ausmaß angenommen, dass man nur noch in Ausnahmefällen von Verkehrsfluss sprechen kann. Dieses Problem in den Griff zu bekommen, sei die größte Herausforderung, sagt Bernd Rosenbusch. Er ist neuer Geschäftsführer des Münchner Verkehrs- und Tarifverbunds (MVV). An diesem Montag tritt der ehemalige Chef der Bayerischen Oberlandbahn (BOB) seinen neuen Posten an, als Nachfolger von Alexander Freitag, der den MVV 21 Jahre lang geleitet hat und nun in den Ruhestand gegangen ist.

Dass Rosenbusch wechselt, liegt nicht etwa daran, dass die BOB immer wieder wegen überfüllter Züge und anfälliger Technik in der Kritik stand. Die BOB verteidigt er nach wie vor. Und wenn sie 2020 wie geplant neue Züge bekomme, werde alles viel besser. Aber nun reize ihn die Aufgabe, einen Beitrag zur Verkehrswende zu leisten. Entscheidende Themen dieser Zeit seien Wohnen und Mobilität, sagt der 45 Jahre alte Diplomkaufmann: "Die große Frage ist, wie kann man die Innenstadt vom Verkehr entlasten?" Einfache Antworten gibt es auf diese Frage nicht. Wohl aber einen Ansatz: "Die Lösung beginnt im Außenraum", sagt Rosenbusch.

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Es sei nicht damit getan, dass Pendler vom Land mit der S-Bahn in die Stadt fahren. "Sie müssen auch erst einmal zum Bahnhof kommen." Das geschieht in der Regel noch mit dem Auto, gerade in Gemeinden, die schlecht mit Bussen angebunden sind. Es brauche mehr Zubringer zur S-Bahn. Das ist freilich leichter gesagt als getan, wenn Linien so schlecht ausgelastet sind, dass sie sich einfach nicht rechnen. Rosenbusch sieht das anders: Erst das Angebot schaffe die Nachfrage. Und je einfacher es für die Fahrgäste ist, sich fortzubewegen, desto mehr Akzeptanz erhalten die öffentlichen Verkehrsmittel. Das war auch schon das Credo von Rosenbuschs Vorgänger Alexander Freitag. "Wenn das Angebot stimmt", sagt Rosenbusch, "steigen die Leute um."

So stehen beim MVV noch Themen an wie das elektronische Ticket, bei dem nach gefahrenen Kilometern abgerechnet werden soll (ein Pilotversuch ist für nächstes Jahr geplant) und die Erweiterung des Verbundraumes. Letztere hält Rosenbusch für sinnvoll. Wer zum Beispiel vom Ammersee im Landkreis Landsberg öffentlich zum Spitzingsee (Landkreis Miesbach) fahren wolle, benötigt heute drei Tickets - außer er nutzt das Bayernticket, das aber erst von 9 Uhr an gilt.

Die Gesellschafter des MVV und deren Geschäftsführer werden sich noch mit vielen Themen auseinandersetzen müssen. Die Gesellschafter, das sind der Freistaat Bayern, die Landeshauptstadt München und die acht Landkreise im MVV. Derzeit verhandeln sie noch immer über die Reform der Tarifstruktur, die schon abgeschlossen schien. Nächsten Freitag treffen sich die Landräte, der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter und Rosenbusch mit Ministerpräsident Markus Söder und Verkehrsministerin Ilse Aigner, um noch einmal über mögliche Verbesserungen zu sprechen. Es wird dabei vor allem um Geld gehen. Der Freistaat, so der Wunsch der übrigen Gesellschafter, solle mehr für die Reform bezahlen, damit Pendler in den Landkreisen nicht immer noch mehr für ihre Zeitkarten ausgeben müssen.

Abgesehen von Tarifreform und Erweiterung sind vor allem der Ausbau und die Erneuerung der Infrastruktur unbedingt notwendig. Der Bau der zweiten S-Bahn-Stammstrecke wird nicht reichen, um die steigende Nachfrage im öffentlichen Nahverkehr zu bewältigen. Fahrgastverbände fordern seit Langem den Ausbau der Außenäste sowie eine moderne, weniger anfällige Technik. Auch die Stadt München sieht Verbesserungsbedarf bei der S-Bahn, für die allerdings der Freistaat zuständig ist. Die Stadt spricht sich für den baldigen Ausbau des Nordrings aus sowie für einen Zehn-Minuten-Takt nach der Inbetriebnahme der Stammstrecke im Jahr 2026.

© SZ vom 01.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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