Munich Mash:Der Olympiapark tanzt

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Streetdance ist erstmals im Mash-Programm, sehr zur Freude des Münchners Serhat Perhat. (Foto: Catherina Hess/Catherina Hess)

Beim Trendsport-Festival an diesem Wochenende ist erstmals die neue olympische Sportart Breaking im Programm. Aber auch Skateboarding, Wakeboarding und BMX Freestyle bieten ein Weltklasse-Teilnehmerfeld.

Von Ralf Tögel

Wenn man sich früh morgens über den Walther-Bathe-Weg dem alt-ehrwürdigen Olympiagelände nähert, herrscht noch beschauliche Ruhe im Park. Ein paar Touristen schlendern zur BMW-Welt, um hochpolierte und kaum erschwingliche Boliden zu bestaunen. Joggerinnen und Fahrradfahrer nutzen die kühle Morgenluft für ein paar Runden durch das denkmalgeschützte Ensemble. Und der See döst glitzernd in der Sonne vor sich hin. Noch deutet nichts darauf hin, dass hier demnächst Tausende Menschen ein riesiges Fest feiern werden, noch wird überall geschraubt und gesägt, im wahrsten Wortsinne an Details gefeilt: Von Freitagabend bis Sonntagabend ist wieder Munich Mash im Olympiapark.

Seit 2014 geben sich die weltbesten Actionsport-Athleten am letzten Juni-Wochenende ein Stelldichein, seither lockt dieses große Szene-Happening die Menschen in Massen in den Olympiapark. Im Vorjahr nach der zweijährigen Corona-Zwangspause kamen 70 000 Besucher, dieses Jahr werden mehr erwartet.

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Eine Besonderheit ist dabei, dass "wir uns ständig weiterentwickeln", erklärt Frank Seipp, der zusammen mit Markus Schnetzer das Organisationsteam leitet. Wozu die veranstaltende Olympiapark München GmbH (OMG) praktisch gezwungen sei, "weil sich die Sportarten permanent weiterentwickeln". Und einer besonders dynamischen Entwicklung bei den Trendsportarten trägt der Veranstalter nun Rechnung: Erstmals ist Streetdance, neben Wakeboard, Skateboard und BMX, offizieller Teil des Programms. "Wir haben immer davon geträumt, ganz groß zu werden", sagt Seipp, dem habe neben wirtschaftlichen Erwägungen "unser Anspruch" im Weg gestanden: Und der sehe die absolute Weltelite vor - und die haben sie nun auch im Streetdance am Start.

Im vergangenen Jahr waren die Tänzer im Theatron am See noch Teil des begleitenden Showprogramms, doch als die Organisatoren merkten, wie viel Begeisterung und Interesse die bis in die Nacht "randvollen Tanzwettbewerbe" (Seipp) weckten, habe man schnell erkannt, dass "das etwas für das Hauptprogramm" sei, so Seipp. Die Tatsache, dass Breakdance bei den Spielen 2024 in Paris erstmals olympische Disziplin wird, war dieser Entscheidung nicht hinderlich. Breakdance im Übrigen sei "falsch", sagt Serhat Perhat, Künstlername Said, lächelnd: "Es heißt Breaking, und wir sind auch keine Tänzer und Tänzerinnen, sondern B-Boys und B-Girls." Die werden sich in den Disziplinen International Breaking 2vs2 mixed, und dem International All Style 7-to-smoke messen.

Mittlerweile sind drei der vier beim Mash gezeigten Sportarten olympisch

Beim 2vs2-Contest "batteln" sich zwei Zweierteams, tanzen also gegeneinander, um eine Runde weiterzukommen. Beim 7-to-smoke stehen sich die Tänzerinnen und Tänzer gegenüber, einer tritt in die Mitte und zeigt, was er kann. Dabei werden Punkte gesammelt und wer als erster sieben hat, gewinnt. Und was die Hip-Hop-Szene so drauf hat, wird schnell klar, als Said mal eben ein Interview im Kopfstand gibt, wobei er den Körper derart verbiegt, dass man bezweifeln möchte, ob der 26-Jährige über ein herkömmliches Endoskelett verfügt. Für seinen Sport bedeuten Veranstaltungen wie Mash "die Möglichkeit, München für Breaking auf die Landkarte zu bringen", erklärt der gebürtige Münchner: "Ich kann mich in meiner Stadt mit den Besten messen, dafür muss ich sonst um die ganze Welt reisen."

Freut sich auf das Treffen mit "viele Topleute aus mehreren Sportarten": BMX-Fahrer Tobias Freigang: (Foto: Catherina Hess/Catherina Hess)

Skateboarding und BMX Freestyle haben bereits seit den Spielen von Tokio 2021 olympischen Status und zählen zum festen Mash-Programm. Auch hier gibt es eine Neuerung, die OMG hat für die Wettbewerbe eine Bowl, eine Plattform mit Schanzen und Rampen in der Form einer riesigen Schüssel, vor den Rasenstufen neben dem Theatron in den See gebaut. Das Feld der Teilnehmer ist erlesen wie immer, Athletinnen wie Alisa Fessl sind in Topform, wie die Österreicherin lächelnd sagt: "Ich komme gerade von der Olympia-Quali in Argentinien, schaut ganz gut aus." In München will sie aufs Podest, auch da schaue es gut aus, aber der Spaß stehe im Vordergrund. Was Tobias Freigang bestätigt, der deutsche BMX-Fahrer will zwar "vorne mitspielen", besonders sei Mash aber, weil "man hier so viele Topleute aus mehreren Sportarten trifft". Und: "Weil es keinen Eintritt kostet, das ist einmalig."

Der ehemalige Wakeboard-Weltmeister Domink Gührs freut sich wieder auf den Wettkampf in seiner Heimatstadt München, nachdem er im vergangenen Jahr passen musste. (Foto: Catherina Hess/Catherina Hess)

Einmalig ist auch das Setup der Wakeboarder, sagt Dominik Gührs. Der ehemalige Weltmeister musste im vergangenen Jahr passen, das bisher einzige Mal, er hatte ein Filmprojekt in Island zugesagt. Umso größer sei die Freude, "in meiner Heimatstadt wieder am Start zu sein". Am Donnerstag sah er den Kurs zum erste Mal, "mächtig" sei es, was der Veranstalter da in den unteren Olympiasee gebaut habe. Einmal war er Zweiter, ob denn jetzt der Sieg fällig sei? "Schwer zu sagen", grinst der 33-Jährige, es hat sich viel getan.

Das gilt auch für das Mash-Fest, wie Markus Schnetzer erklärt. Im Vergleich zum Vorjahr seien deutlich mehr Aussteller da, viele hätten nach Corona gezögert, einige die Krise nicht überstanden. Die Idee, um die European Championships im vergangenen Sommer ein Festival mit Kultur, Veranstaltungen und Verköstigung zu veranstalten, sei "als grandios erachtet worden, so Schnetzer: "Das gibt es beim Mash seit zehn Jahren."

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