Münchner Straßen: Tegernseer Landstraße:Die Lebensader der Upper East Side

Architektur-, Fußball- und Trivialgeschichte: In der Tegernseer Landstraße gibt es weit mehr zu entdecken, als ihr Ruf es vermuten lässt. Für viele ist sie die Straße der Staus und Radarfallen, doch sie hat auch eine andere Seite.

Simon Leonhardt

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(Foto: Simon Leonhardt)

Architektur-, Fußball- und Trivialgeschichte: In der Tegernseer Landstraße gibt es weit mehr zu entdecken, als ihr Ruf es vermuten lässt. Für viele ist sie die Straße der Staus und Radarfallen, doch sie hat auch eine andere Seite. Die Tegernseer Landstraße ist eine der Hauptverkehrswege in Obergiesing. Doch bevor sie als Teil des Mittleren Rings in die Autobahn übergeht, beginnt sie ruhig und beschaulich als Verlängerung der Regerstraße am Münchner Ostfriedhof.

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(Foto: Simon Leonhardt)

Gegenüber des Ostfriedhofs haben sich zahlreiche Läden angesiedelt - vor allem Blumenläden und Steinmetze.

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(Foto: Simon Leonhardt)

An der Straßenkreuzung zur St.-Bonifatius-Straße wurde das kleine zweistöckige Eckhaus abgerissen. Hier entsteht ein moderner Neubau für eine Bankfiliale. Außerdem soll das Haus später noch weitere Läden und eine Arztpraxis beherbergen.

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(Foto: Simon Leonhardt)

Die Tegernseer Landstraße wird von ihren Anwohnern kurz "Tela" genannt. Den Namen findet man oft in der Straße. Ein Farbenfachgeschäft, ein Optiker, eine Apotheke und dieses Café sind nach ihm benannt. Früher befanden sich die Gasträume im ersten Stock, seit dem vergangenen Jahr ist das Café im Erdgeschoss mit der Filiale einer Bäckereikette verbunden. Die Obergiesinger scheinen überhaupt ein Faible für Spitznamen zu haben: Gerade junge Einwohner nennen ihr Viertel auch gerne "Giesing Heights" oder "Upper East Side".

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(Foto: Simon Leonhardt)

Sieht man mal von den Bäckereien ab, hat Obergiesing nicht wirklich viel mit der "echten" Upper East Side" in New York gemein. Der Tegernseer Platz erinnert doch eher an ein Dorfzentrum. Zahlreiche kleine Läden und Stände gruppieren sich um den belebten Platz samt Trambahnstation. Hier stand auch, wie diese Inschrift besagt, einmal das Giesinger Feldkreuz. Warum statt eines neuen Kreuzes eine Säule aus Stein errichtet wurde, muss man wohl den Erschaffer des Denkmals fragen. Am Platz befindet sich außerdem...

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(Foto: Simon Leonhardt)

... die sogenannte Tela-Post. Viele Passanten jüngeren Alters halten das Gebäude oft für einen profanen Sechziger-Jahre-Bau. Doch das Postamt ist ein bedeutender Teil Münchner Architekturgeschichte: Es ist eines der wenigen Gebäude der Stadt, die im Stil der Neuen Sachlichkeit geschaffen wurden. Robert Vorhoelzer baute es 1928. Er war unter anderem auch der Architekt der markanten Postfiliale am Goetheplatz.

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(Foto: Simon Leonhardt)

Blickt man zur anderen Straßenseite hinüber, sieht man neben der Pfarrkirche Heilig-Kreuz die historischen Vorstadthäuschen, die sich in Giesing heute mit großen Wohnblocks abwechseln. Diese Aussicht wird sich jedoch rasch wieder ändern, denn es wird kräftig gebaut: An der Stelle, wo jetzt eine tiefe Baugrube klafft, stand das ehemalige Hertie-Gebäude, das sich im vergangenen Jahr zeitweise in das Veranstaltungszentrum Puerto Giesing verwandelte. Bald wird hier ein neues Kaufhaus stehen.

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(Foto: Simon Leonhardt)

Die Anwohner beobachten die Veränderungen in ihrem Viertel mit Skepsis: Sie befürchten eine rasche Gentrifizierung. Der Besitzer dieses Hauses an der Ecke zur Silberhornstraße macht seine Meinung auf der Mauer deutlich: "Wer Frieden will, sollte nicht verweilen", heißt es da.

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(Foto: DDP)

Etwas weiter die Straße hinunter, läuft die Tegernseer Landstraße mit der Martin-Luther Straße zusammen. Dort steht mit der ersten McDonald's-Filiale Deutschlands ein Denkmal etwas belangloser Zeitgeschichte. Das Fast-Food-Restaurants kam aber gut an: Nicht nur bei den in der Nähe stationierten US-Soldaten, sondern auch bei den Münchner Bürgern.

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(Foto: Stephan Rumpf)

An der Kreuzung zur Candidstraße steht mit dem Städtischen Stadion an der Grünwalder Straße, oder kurz "Grünwalder" oder "Sechzger", eines der Wahrzeichen Giesings. Seit über 100 Jahren wird hier Fußball gespielt. Mittlerweile dient das Stadion nur noch den Amateurmannschaften der Bayern und der Löwen als Heimspielstätte: Deren Profiabteilungen kicken bekanntlich am Stadtrand in Fröttmaning. Um auf der Tegernseer Landstraße zu bleiben, muss man nach links abbiegen, denn...

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(Foto: Simon Leonhardt)

... die Straße wird ab hier Teil des Mittleren Rings. Am Ausgang des Candidtunnels befand sich lange Zeit ein weiteres Wahrzeichen von Giesing: das Agfa-Hochhaus und die Camera-Werke. Vor drei Jahren wurde der 50er Jahre Komplex gesprengt und durch diesen (ziemlich ähnlichen) Neubau ersetzt. Hinter dem Gewerbeblock in erster Reihe zur Straße entstehen in nächster Zeit noch über 1000 neue Wohnungen.

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(Foto: Simon Leonhardt)

Zwischen der lärmenden Straße und einer kleinen Parkanlage erhebt sich die Dachkonstruktion des U-Bahnhofs St.-Quirin-Platz. Sie überspannt die Schalterhalle sowie Teile des darunterliegenden Bahnsteigs und spendet der Station natürliches Licht.

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(Foto: Simon Leonhardt)

Martialischer kommt da schon dieses Haus am McGraw-Graben daher. 1934 als Reichszeugmeisterei der NSDAP erbaut, nutzten später die Amerikaner das Gebäude - sowie das umliegende Gelände - als Kaserne. Seit dem Abzug der US-Truppen dient es dem Münchner Polizeipräsidium als Außenstelle.

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(Foto: Simon Leonhardt)

Die Kasernenvergangenheit ist auch an den umliegenden Wohnblocks sichtbar: Neben den Hausnummern tragen Häuser auch eine extra Gebäudenummer.

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(Foto: Simon Leonhardt)

Am Ende des McGraw-Grabens mündet die Tegernseer Landstraße am Stadtrand in die Autobahn 995, die später in der A8 Richtung Salzburg aufgeht. Fährt man dann auf der Abfahrt Holzkirchen heraus, kommt man tatsächlich zu dem Ort, den der Name der Straße verspricht: zum Tegernsee.

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