Münchner Norden:Freie Fahrt in die Zukunft

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Das Verkehrskonzept für den Münchner Norden soll altbekannte Problemzonen beheben. (Foto: SZ Grafik)

Neue Trambahn- und U-Bahn-Linien, Straßentunnel und ein ausgebauter Autobahnring: Für den Münchner Norden liegt jetzt ein ehrgeiziges Verkehrskonzept vor - auch auf Druck von BMW.

Von Thomas Kronewiter, München

Eine verlängerte Schleißheimer Straße mit Autobahnanschluss, zusätzliche Fahrspuren auf der A 99, eine weitere Straßenbahnroute, aber vorerst keine U-Bahn-Spange zwischen den U-Bahn-Ästen 2 und 6 - so sehen wesentliche Eckpunkte des jetzt im Entwurf vorliegenden Verkehrskonzepts München-Nord aus. Der Planungsausschuss des Münchner Stadtrats soll das Beschlusspapier, das der SZ vorliegt, schon in seiner Sitzung am 17. September durchwinken.

Anlass ist nicht nur der von Jahr zu Jahr stärker werdende Autoverkehr, der den Anwohnern immer mehr zu schaffen macht. Große Gewerbetreibende im Münchner Norden, allen voran BMW, drängen seit langem auf eine bessere Anbindung. Der Autobauer will nach Abschluss der zweiten Runde seines Ideenwettbewerbs für den Ausbau des Forschungsstandorts im Münchner Norden den Sieger küren: Die Preisgerichtssitzung ist für den 25. September anberaumt.

Ob man für den Standort mit einer Straßen- oder U-Bahn rechnen kann, ob ein zusätzlicher Autobahnschluss kommt, ist für das Unternehmen eine entscheidende Grundlage des angestrebten Masterplans. Drei der sechs noch im Rennen befindlichen Planungsbüros legen ihren Konzepten beispielsweise eine zusätzliche Schienenerschließung auf der Trasse des Bahn-Nordrings zugrunde.

Störende Bahnübergängen in der Lerchenau

Diese Route hat die Stadt nun in ihrem Verkehrskonzept zumindest für eine Stadt-Umland-Bahn im Visier. München müsste den Ausbau aber wohl selbst finanzieren - denn der Freistaat Bayern zeigt wegen des seiner Ansicht nach zu geringen Fahrgastpotenzials derzeit kein Interesse.

Vieles von dem, was in dem 88-Seiten-Verkehrskonzept für den Münchner Norden steckt, ist also Zukunftsmusik. Zunehmend konkreter aber wird die seit langem diskutierte Anbindung der Schleißheimer Straße an den Autobahnring A 99. 200 Millionen Euro soll diese Tunnellösung nach ersten Schätzungen kosten, vier Jahre soll der Bau dauern.

Die Planer gehen von einer langen Tunnel-Lösung aus, die Untersuchungen sind aber noch nicht abgeschlossen. So ist zwar klar, dass das Kaufhaus Mira mit seinem großen Parkhaus an einen möglichen Tunnel in der Schleißheimer Straße angeschlossen werden muss. Aber schon die Frage, was mit der Neuherbergstraße geschieht, ist noch völlig offen.

Noch schwieriger ist die Verbesserung des Schnellbahnnetzes im Norden. Ein dichterer Takt der S 1 scheitert an der fehlenden zweiten Stammstrecke und an den nach wie vor störenden Bahnübergängen in der Lerchenau und in Feldmoching. Während letztere zumindest sukzessive beseitigt werden sollen, sieht es für die Stammstrecke kurzfristig bekanntlich düster aus. Allenfalls langfristig chancenreich ist auch die im ganzen Münchner Norden seit Jahren geforderte U-Bahn-Spange U 26 als Verbindung der Linien 2 und 6 zwischen den Stationen Kieferngarten und Am Hart.

Volkswirtschaftlicher Nutzen von 30 Cent

Zwar hat sich durch Projekte wie die Besiedlung der Bayernkaserne und den Ausbau des BMW-Forschungs- und Innovationszentrums die Fahrgastprognose erheblich verbessert. Dennoch brächte jeder investierte Euro selbst bei Berücksichtigung aller aktuell bekannten Projekte an der Trasse nur einen volkswirtschaftlichen Nutzen von 30 Cent - zu wenig für öffentliche Zuschüsse und damit bei prognostizierten Kosten von 310 bis 410 Millionen Euro wohl derzeit auch für die Stadt.

Sicher kommen wird die verlängerte Tram 23 vom Frankfurter Ring bis nach Kieferngarten, ebenso ein nach Westen bis zur Haltestelle Am Hart reichender Ast (als Tram 24) - schon um der Bayernkaserne willen, die ohne diese Erschließung gar nicht bebaut werden dürfte. Und wahrscheinlich ist auch, dass die Standstreifen auf der überlasteten A 99 am Autobahndreieck Feldmoching zumindest temporär freigegeben werden. Langfristig denken die Planer sogar über eine zweite Röhre für den Allacher Tunnel nach.

© SZ vom 20.08.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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