S-Bahn München:Bahnen, Bohnen und ein Blitz

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Wenn's mal wieder länger dauert: eine S-Bahn am Ostbahnhof in München. (Foto: Stephan Rumpf)

Kann man kaputte S-Bahn-Züge mit kaputten Kaffeemaschinen vergleichen? Ein Lokführer hat es getan - und damit einiges erklärt.

Glosse von Stefan Simon

Wo der Blitz der Erkenntnis einschlägt, lässt sich schwer vorhersagen. Schon ein Gewitter stellt Experten vor Probleme, man hat das in diesem Sommer oft erleben dürfen. "Das ist, als stellte man einen Topf mit Wasser auf den Herd und soll voraussagen, wann und wo die ersten Dampfblasen aufsteigen", argumentieren Meteorologen, wenn man den Grillabend wegen einer Gewitterwarnung wieder mal umsonst abgesagt hat. Schade, aber was soll man machen? Viele Naturkatastrophen sind schwer vorherzusagen, das gilt auch für Erdbeben, Vulkanausbrüche, Meteoriteneinschläge - und für die S-Bahn.

Bei der machte der Blitz der Erkenntnis neulich ein interessantes Geräusch. Es klang wie ein gewaltiger Peitschenhieb, und mit einem Mal war der Ostbahnhof in gleißend helles Licht getaucht. Alles erstarrte, und die Menschen an den Bahnsteigen fürchteten sich. Doch da ertönte von oben eine Stimme. Und sie sprach: "Wenn Sie in die Innenstadt wollen, nehmen Sie bitte einen anderen Zug."

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Ein Kurzschluss. Die Lok war hinüber, an Ersatz nicht zu denken. Dafür bildete sich am Bahnsteig ein spontaner Lokführer-Stammtisch. Begeistert tauschte ein halbes Dutzend blau-rot uniformierter Männer Anekdoten über Störungen aller Art aus, und man beglückwünschte den Kollegen mit dem Kurzschluss, dass er nun wirklich eine ganz besonders schöne zustande gebracht habe.

Man sollte Lokführer, wenn sie gute Laune haben, besser nicht stören. Nicht mit praktischen Fragen, wann oder wie es weitergeht (schlechte Idee), und schon gar nicht mit Fragen, die auf die generelle Häufung von S-Bahn-Störungen abzielen (ganz schlechte Idee). "Ich weiß nicht, was Sie wollen", konterte einer der Uniformierten, "Ihnen wird ja wohl auch schon mal daheim die Kaffeemaschine kaputtgegangen sein."

In solchen Momenten dauert es kurz mit der Erkenntnis. Was, wenn die S-Bahn tatsächlich eine Kaffeemaschine wäre? Was sie wohl für Kaffee machte? Espresso? (Länger ist störungsfreier Betrieb sicher nicht möglich.) Nespresso? (Viel zu teuer für das, was man am Ende in der Tasse hat.) Oder Muckefuck? (Klingt wie ein Schimpfwort und schmeckt auch so.) Weder noch. Wäre die S-Bahn eine Kaffeemaschine, produzierte sie nur eines: jede Menge Teetrinker.

© SZ vom 22.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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