Ich bin Natalie Dedreux. Ich bin 25 Jahre alt und lebe in Köln und habe das Down-Syndrom. Und ich bin eine Aktivistin und Journalistin mit Down-Syndrom, die mehr ernst genommen werden möchte. Dafür mache ich mich sichtbar. Deshalb kämpfe ich für Inklusion, das ist meine Arbeit.
Und ich schreibe, das ist auch meine Arbeit. Und ich bin eine Prüferin für Leichte Sprache. Ich schreibe zum Beispiel für das Magazin Ohrenkuss. Der Ohrenkuss ist ein Magazin, in dem nur Menschen mit Down-Syndrom mitschreiben. Ich habe auch ein Buch geschrieben, da geht es um meine Sicht auf die Welt.
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Ich freue mich auf das Festival. Weil es cool ist, dass hier auch viele verschiedene Menschen zusammen kommen. Und es ist cool, dass es die Vielfalt gibt und dass auch jeder Mensch gesehen und gehört wird. Das ist ja ein Theaterfestival hier. Ich gehe meistens gerne ins Theater. Aber ich brauche die Leichte Sprache. Es ist gut, wenn da eine Übersetzerin ist für Leichte Sprache. Damit ich das dann verstehen kann. Und es ist gut, wenn es die Informationen in Leichter Sprache gibt.
Ich habe auch mal bei einem Inklusiven Theater mitgemacht, beim "Sommerblut" in Köln. Da habe ich mich sehr wohlgefühlt. Da sind wir alle zu Wort gekommen. Da konnten wir alle auch mitreden und das war gut. Ich finde es wichtig, dass auch Menschen mit Behinderung am Theater spielen. Weil wir Menschen mit Behinderung und Menschen ohne Behinderung zusammen mehr voneinander und miteinander lernen. Deshalb ist Inklusion so wichtig hier. Inklusion bedeutet, dass alle mit dabei sind und teilhaben können. Das bedeutet, dass auch wir Menschen mit Behinderung in unserer Gesellschaft dazu gehören. Eigentlich auch ganz und überall.
Aber daran hapert es noch. Wo noch viel mehr Inklusion gemacht werden muss, ist in den Schulen und bei der Arbeit. Das heißt zum Beispiel, dass auch wir Menschen mit Behinderung den Mindestlohn bekommen müssen. Sonst ist das nicht gerecht. Und dass wir eine Arbeit machen können, die uns Spaß macht.
In der Kultur fehlt die Inklusion
Und wo auch noch die Inklusion fehlt, ist in der Kultur und in den Theatern. Die Inklusion muss auch in der Kultur für die Menschen, die im Rollstuhl sitzen, gemacht werden, und das heißt, dass die auch mehr Aufzüge und Rampen brauchen. Und für blinde Menschen muss es Bildbeschreibungen geben, weil dann können die auch hören, was zu sehen ist. Und für die Menschen, die gehörlos sind, muss es Übersetzung in Gebärdensprache geben. Und es muss die Leichte Sprache geben, damit wir das besser verstehen. Wie bei dem Stück "Antigone". Das ist in Leichter Sprache, und da habe ich auch mitgeprüft. Das ist toll. Schauen Sie sich das mal an!
Genau deshalb ist mein Wunsch an die Kultur, dass mehr Teilhabe möglich gemacht wird und auch überall die Inklusion gemacht wird. Inklusion heißt auch, dass nicht über uns Menschen mit Behinderung geredet wird, sondern dass mit uns Menschen mit Behinderung geredet wird. Weil auch wir haben eine eigene Meinung. Wir möchten selber entscheiden. Deshalb bedeutet für mich barrierefreies Theater auch, dass es mehr an Informationen zu den Aufführungen in Leichter Sprache gibt.
Und wichtig ist auch, dass es mehr Diversität auf der Bühne geben muss. Weil dann sieht man auch, dass alle Menschen gut zusammen miteinander Theater spielen können. Deshalb ist meine Forderung an die Politiker und an die Menschen, die Kultur machen: Wir Menschen mit Behinderung wollen auch mehr mitreden! Redet nicht über uns. Entscheidet nicht für uns. Wir gehören in unserer Gesellschaft mit dazu. Hört uns, seht uns, nehmt uns Ernst.
Natalie Dedreux, geboren 1998, ist Aktivistin, Journalistin und Bloggerin mit Down-Syndrom. Bekannt wurde sie, als sie 2018 in einer Wahlarena Kanzlerin Angela Merkel zum Thema Spät-Abtreibung befragte. Dedreux setzt sich für Menschen mit Down-Syndrom und für Inklusion ein. Bei Knaur erschien 2022 ihr Buch "Mein Leben ist doch cool!"