Münchner CSU:Die Suche nach einem neuen Gauweiler

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Granden, die sich von der Politik verabschieden: Hans Podiuk, Fraktionschef im Stadtrat, Hans-Peter Uhl, Bundestagsabgeordneter im Münchner Westen, und sein Kollege Peter Gauweiler aus dem Süden (v.l.). Collage: Dennis Schmidt, Fotos: F. Peljak (2), R. Haas (2), C. Hess,, C. Schunk, CSU (2), JU, CDU, dpa, Reuters (Foto: Collage: Dennis Schmidt, Fotos: F. Peljak (2), R. Haas (2), C. Hess,, C. Schunk, CSU (2), JU, CDU, dpa, Reuters)
  • Drei CSU-Größen lassen ihr politisches Leben mit dieser Legislaturperiode auslaufen. Die Suche nach Nachfolgern läuft bereits.
  • Die aussichtsreichsten kommen aus der Fraktion. Vor allem drei Stadträte wollen dort durchstarten: Alexander Dietrich, Michael Kuffer und Manuel Pretzl.

Von Heiner Effern

Das erste Erdbeben hat die Münchner CSU früher erwischt als gedacht. Und natürlich hat dafür Peter Gauweiler gesorgt, der seine Partei gerne mal durchschüttelte oder dafür sorgte, dass sie sich schüttelte. Gauweiler verabschiedete sich vor der Zeit schon im März von all seinen Ämtern. Er ist der erste, aber nicht der einzige erfahrene CSU-Politiker, der in Ruhestand geht.

Mit Hans Podiuk, Fraktionschef der CSU im Stadtrat, und Hans-Peter Uhl, Gauweilers Bundestagskollege, lassen zwei weitere Granden ihr politisches Leben mit dieser Legislaturperiode auslaufen. Nach außen hin scheint die CSU ihr größter Umbruch seit Jahren noch nicht zu beschäftigen, aber hinter den Kulissen hat der Kampf um die attraktiven Posten längst begonnen. "Wir haben da eine Reihe von profilierten Köpfen", sagt Münchens CSU-Chef Ludwig Spaenle.

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Die aussichtsreichsten kommen aus der Fraktion. Vor allem drei Stadträte wollen dort durchstarten: Alexander Dietrich, Michael Kuffer und Manuel Pretzl. Ein Hauen und Stechen unter diesen wird es aber nicht geben. Wenn man sich in der CSU umhört, heißt es von allen Seiten: Die drei haben sich auf eine Lösung geeinigt, mit der alle zufrieden sind. Dass Dietrich neuer Personalreferent der Stadt werden will, ist längst kein Geheimnis mehr. Der jetzige Amtsinhaber Thomas Böhle soll im Sommer KVR-Chef Wilfried Blume-Beyerle ersetzen, der ebenfalls in den Ruhestand geht. Am kommenden Mittwoch stellt sich Dietrich bereits in nicht-öffentlicher Sitzung dem Stadtrat vor. "Er muss sich dort bewähren. Wenn er überzeugend ist, hat er gute Chancen", sagt Fraktionschef Podiuk. Alles andere wäre bei dem 40 Jahre alten Richter eine große Überraschung, nicht nur aus Sicht der CSU.

Ausbleiben soll auch die große Sensation bei der Nachfolge von Podiuk selbst. Natürliche Rivalen wären die beiden Vizechefs der Fraktion Pretzl und Kuffer.

Doch das haben die beiden untereinander längst geregelt, heißt es unter der Hand. Der 43 Jahre alte Rechtsanwalt Kuffer soll im Münchner Süden als Gauweiler-Nachfolger für den Bundestag kandidieren, der drei Jahre jüngere Diplom-Kaufmann Pretzl dafür Podiuks Posten im Stadtrat übernehmen. Die beiden bestätigen das nicht, was aber Routine ist. Im Hintergrund laufen Gespräche. Kuffer kann frühestens im Spätsommer 2016 als Bundestagskandidat nominiert werden. Pretzl soll seinen neuen Job im Herbst beginnen, spätestens aber zum Jahresanfang 2017.

Dass die CSU etwa zur Mitte der Legislaturperiode ihren Fraktionschef im Stadtrat wechseln wird, ist lange abgesprochen. Hans Podiuk feiert im Herbst seinen 70. Geburtstag und wird bei der nächsten Kommunalwahl nicht mehr antreten. Er fühlt sich seinem Job durchaus noch gewachsen, doch er weiß, dass sein Nachfolger Zeit benötigen wird, um Profil für den kommenden Wahlkampf an der Seite des unumstrittenen CSU-Spitzenmanns Josef Schmid zu gewinnen. "Dafür braucht einer Scharten im Gefecht", sagt Podiuk. Er wird bis zum Ende der Wahlperiode im Stadtrat bleiben, Pretzl kann sich noch den ein oder anderen Tipp holen. Podiuk gilt selbst bei der SPD, die er viele Jahre aus der Opposition heraus nicht geschont hat, als verlässlicher Partner in der Rathaus-Koalition.

Kandidaten, die für attraktive Posten gehandelt werden: Manuel Pretzl, Hans Theiss, Michael Kuffer, Stephan Pilsinger, Alexander Dietrich, Julia Obermeier, Bernd Fabritius (v.l.n.r.). Collage: Dennis Schmidt, Fotos: F. Peljak (2), R. Haas (2), C. Hess, C. Schunk, CSU (2), JU, CDU, dpa, Reuters (Foto: Collage: Dennis Schmidt, Fotos: F. Peljak (2), R. Haas (2), C. Hess,, C. Schunk, CSU (2), JU, CDU, dpa, Reuters)

Auch Michael Kuffer wird Pretzl anfangs noch zur Seite stehen. "Ich bin gerne Fraktionsvize, darauf konzentriere ich mich. Jetzt ist ohnehin nicht der Zeitpunkt, Kandidaturen zu erklären", sagt er. Diese gilt aber als ausgemacht, auch weil Kuffer ein enges Verhältnis zum bayerischen Bildungsstaatssekretär Georg Eisenreich nachgesagt wird. Dieser zieht als Kreisvorsitzender im Münchner Süden die Fäden.

Dort zeichnet sich kein ernsthafter Gegenkandidat ab, ganz anders wird sich die Situation im Westen gestalten. Für die Nachfolge von Hans-Peter Uhl soll es ein wahres Gedränge an Interessenten geben. Im jetzigen Bundestag sitzen alleine zwei Münchner ohne eigenen Stimmkreis. Zum einen Bernd Fabritius, der sein Mandat 2013 über die Liste bekam. Der 45 Jahre alte Anwalt ist mittlerweile auch Vorsitzender des Bundes der Vertriebenen und Gauweilers Nachfolger im Auswärtigen Ausschuss des Bundestags. Zum anderen ist da die einzige Frau, die derzeit für eine herausgehobene Position gehandelt wird: Julia Obermeier. Die 31-Jährige Politologin hat sozusagen in den Wahlkreis eingeheiratet, seit ihrer Hochzeit lebt sie mit ihrem Mann in Aubing. In den Bundestag zog sie noch als Mühldorfer Kandidatin ein.

Im Westen zuhause ist auch der Münchner JU-Vorsitzende Stephan Pilsinger, dem ebenfalls Ambitionen nachgesagt werden. Das gilt auch für den einen oder anderen stark verwurzelten Ortsvorsitzenden. Und möglicherweise kommt noch ein Mann aus dem Stadtrat aus der Deckung. In der CSU wird neuerdings geraunt, dass der Mediziner Hans Theiss, 38, Interesse haben könnte, der Mann der langjährigen Kickbox-Weltmeisterin Christine Theiss. Wer auch immer im Westen antreten wird, er oder sie wird kämpfen müssen. In der CSU gilt folgende Faustregel für Bundestagswahlen: Der Norden ist der schwierigste Wahlkreis, der Osten der einfachste. Der Westen und der Süden sind zu gewinnen, aber keine Selbstläufer.

© SZ vom 05.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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