Frühlingstemperaturen zum Jahreswechsel:Was ist mit dem Münchner Wetter los?

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Ein Hauch von Frühling: Menschen an der Isar in München. (Foto: Robert Haas)

Lothar Bock vom Deutschen Wetterdienst prophezeit den wärmsten Jahreswechsel in Bayern seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Wie sich das erklären lässt - und was danach auf uns zukommt.

Interview von Anita Naujokat

Der Deutsche Wetterdienst prognostiziert für Donnerstag und Freitag Temperaturen von 12 bis 13 Grad Celsius, zum Jahreswechsel örtlich bis knapp 20 Grad und an Neujahr 16 und 17 Grad. "Es wird damit der wärmste Jahreswechsel seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1879 werden, seitdem es den Bayerischen Wetterdienst gibt", sagt der Klimatologe Lothar Bock.

SZ: Kälteeinbruch mit Schnee Mitte Dezember und zu Silvester fast frühlingshafte Temperaturen. Wie lässt sich dieser abrupte Wechsel von eisiger Kälte zu milden Temperaturen erklären?

Lothar Bock: Unser Klima wird ja grundsätzlich von Großwetterlagen bestimmt. An der Grenze zwischen polarer und subtropischer Luft, der sogenannten Polarfront, bilden sich Tiefdruckgebiete, hinter denen kalte Luft strömt. Im Dezember ist die Polarfrontzone relativ weit südlich über Europa verlaufen. Mitte Dezember hatte sich ein starkes Tief über dem Nord-Atlantik entwickelt. Das ist weiter Richtung Island gezogen und ortsfest geblieben, wie wir sagen, und damit stellte sich die Großwetterlage relativ schnell um auf eine Süd-West-Lage. Das Islandtief schiebt jetzt warme Luft aus Afrika in Richtung Bayern und Alpen und vertreibt die Kälte nach Norden und Nordosten.

Lothar Bock ist Meteorologe und Klimatologe beim Deutschen Wetterdienst. (Foto: Diana Babic)

Ist das schon ein spürbarer Effekt des Klimawandels?

Das ist eine gute Frage. Was die Großwetterlagen betrifft, lässt sich das schwer sagen. Es gibt Jahre, in denen mehr Hochdruck- oder Tiefdrucklagen vorherrschen. Sehr eindeutig ist aber der Temperaturanstieg. Seit Ende des 19. Jahrhunderts ist es um 1,5 bis zwei Grad wärmer geworden. Das lässt schon sehr eindeutig auf eine Änderung schließen.

Wird auch mit Föhn, also dem für die Alpen und München bekannten warmen Fallwind in den nächsten Tagen zu rechnen sein?

Bei Süd-West-Wetterlagen können auch immer Föhneffekte auftreten.

Die plötzliche Milde und Wärme mitten im Winter: Wird sie nur auf Südbayern beschränkt sein?

Nein, die milde Luft wird sogar, mit Ausnahme von Nordwest- und Nordeuropa, weite Teile unseres Kontinents beeinflussen.

Spielt auch der extreme Kälteeinbruch in Teilen der USA bei den Wetterphänomen in Deutschland eine Rolle?

Im Moment nicht. Es gibt eine alte Faustregel, die noch aus den Zeiten stammt, als es noch keine Computer und Programme für Vorhersagen gab. Diese besagt, dass man nach etwa zwei Wochen eine Wetteränderung in irgendeiner Form auch bei uns und in Europa spüren kann. Es ist aber eher so, dass über dem Pazifik ein La-Niña-Phänomen zu beobachten ist. Und das sorgt im Gegensatz zu El Niño eher für niederschlagsarme und milde Winter in Europa. Insofern ist die Wahrscheinlichkeit für einen großen Kälteeinbruch bei uns eher gering.

Dürfen wir noch mit Schnee in diesem Winter rechnen?

Da schaut's zumindest bis Mitte Januar leider schlecht aus.

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