Verkehr in München:MVV erhöht die Preise zum Fahrplanwechsel um 2,8 Prozent

Lesezeit: 3 min

Ab Dezember wird man die Ticketautomaten des MVV mit etwas mehr Geld füttern müüssen als bisher. (Foto: via www.imago-images.de/imago images/Joko)

Die Politik hält den Anstieg für moderat und vertretbar. Nicht alle Tickets werden allerdings prozentual gleich erhöht.

Von Andreas Schubert, München

Die Fahrkarten im Münchner Verkehrs- und Tarifverbund werden teurer. Zum Fahrplanwechsel im Dezember kosten die Tickets durchschnittlich 2,8 Prozent mehr. Auf diese moderate Erhöhung haben sich die MVV-Gesellschafter am Donnerstag geeinigt. Zu den Gesellschaftern gehören die Stadt München, der Freistaat Bayern und die Landräte der acht Landkreise im MVV-Gebiet. Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) teilt zu den neuen Tarifen mit: "Eine Erhöhung, auch wenn sie moderat ist, kommt natürlich bei den Kundinnen und Kunden nie gut an. Das ist uns bewusst und deshalb haben wir in den letzten zwei Jahren auf eine Erhöhung verzichtet."

Dieses Mal sei dies einfach nicht möglich gewesen. "Wir wollen das Angebot unseres öffentlichen Personennahverkehrs weiter ausbauen und attraktiver machen. Aus diesem Grund führte an der Erhöhung leider kein Weg vorbei." Der Ebersberger Landrat Robert Niedergesäß (CSU), Sprecher der Verbundlandkreise, verweist darauf, dass die Preise bis auf wenige Nullrunden wie 2018 fast immer jährlich erhöht wurden, zum Teil deutlich stärker als die nun beschlossenen 2,8 Prozent. Die letzte Erhöhung im Jahr 2017 sei allerdings mit 1,9 Prozent sehr gering ausgefallen. Und im vergangenen Jahr sanken die Preise wegen der Tarifreform sogar um sieben Prozent im Schnitt.

Marienplatz
:MVG reagiert auf Corona - nach nur einem halben Jahr

Am U-Bahnhof Marienplatz gibt es nun vier Spender für Desinfektionsmittel, an denen die Fahrgäste den Viren an ihren Händen den Garaus machen können. Und das ist wohl erst der Anfang.

Glosse von Andreas Schubert

Es sei klar gewesen, so Niedergesäß, dass die Tarife irgendwann wieder angepasst werden müssen. "Wir können leider nicht immer so weitermachen." Eine stärkere Erhöhung - zur Auswahl standen auch eine um 3,5 und um 5,1 Prozent - wäre aus seiner Sicht allerdings ein "No go" gewesen, auch wenn die Verkehrsunternehmen das Geld gut gebrauchen könnten. "Wir können nicht im Jahr davor die Preise um sieben Prozent senken, um sie uns dann im Jahr darauf wieder zu holen", sagt er. Für die Verkehrswende wäre dies kontraproduktiv gewesen.

Das sahen auch die übrigen Gesellschafter so, weshalb der Beschluss einhellig und ohne große Debatte gefallen sei. Niedergesäß betont, dass die erhöhten Tarife nicht zum Ausgleich der durch die Corona-Pandemie bedingten Verluste - allein von April bis Juli fehlten dem MVV 150 Millionen Euro Einnahmen - gedacht seien. Er sei zuversichtlich, dass mit Ausgleichszahlungen von Bund und Freistaat am Ende "eine rote Null" herauskomme.

Die Chefs des MVV, der Münchner Verkehrsgesellschaft und der S-Bahn, Bernd Rosenbusch, Ingo Wortmann und Heiko Büttner, verweisen auf die allgemein gestiegenen Kosten im öffentlichen Nahverkehr. Nur durch deren Ausgleich sei es möglich, den Fahrgästen weiterhin ein attraktives Angebot zu gewährleisten und es weiter auszubauen. "ÖPNV gibt es nicht zum Nulltarif", sagt Wortmann. Büttner erklärt: "Wer will, dass die Region München und die Innenstadt nicht im Stau erstickt und die Verkehrswende gelingt, braucht eine starke Schiene und einen attraktiven ÖPNV."

"Eine Tariferhöhung ist für die Fahrgäste immer bedauerlich"

Im Münchner Stadtrat kann man mit den neuen Tarifen ebenfalls leben. Paul Bickelbacher, Verkehrsexperte der Grünen, meint zwar, der Erfolg durch die Preissenkung 2019 und die Einführung des 365-Euro-Tickets für Auszubildende werde ein wenig "verwässert". Dennoch sei die Erhöhung "hinnehmbar". Nikolaus Gradl, verkehrspolitischer Sprecher der SPD/Volt-Fraktion erklärt, man habe sich eine Erhöhung um vier oder gar fünf Prozent beim MVV nicht vorstellen können. Man wolle, dass die Münchner gerne den Nahverkehr nutzen. "Und dazu gehört auch weiterhin ein fairer Preis." CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl meint: "Eine Tariferhöhung ist für die Fahrgäste immer bedauerlich. Offenbar war sie aber in diesem Jahr aus betriebswirtschaftlichen Gründen nicht zu vermeiden."

Nicht alle Tickets werden prozentual gleich erhöht, bei manchen bleibt der Preis sogar gleich. So kostet eine Kurzstrecke im Einzelverkauf weiterhin 1,70 Euro, auch die Preise der Monatskarten Isar-Card 9 Uhr bleiben unverändert, um weiterhin Fahrten außerhalb der Hauptverkehrszeiten zu fördern. Ebenso wird der Preis des Sozialtickets Isar-Card S nicht erhöht. Auch bei der Kinder-Tageskarte (3,20 Euro) und der Fahrrad-Tageskarte (drei Euro) ändert sich nichts.

Die Preise der Monatskarten steigen dafür überwiegend um 3,3 und um 3,5 Prozent. So kostet eine Monatskarte für die Zone M/2 Zonen künftig 57 Euro statt 55,20 Euro. Die Preise der Wochenkarten steigen um durchschnittlich 3,8 Prozent, für die Wochenkarte für die Zone M/2 Zonen zahlen Kunden künftig 17,80 Euro statt bisher 17,10 Euro. Die Wochenkarte für die Zonen M-5 kostet bald 60,30 statt 58 Euro.

Die Fahrkarten des Zonen- oder Kurzstreckentarifs (Einzel-, Tages- oder Streifenkarten) gelten bis 12. Dezember, können aber bis 31. März 2021 noch aufgebraucht werden. Zeitlich unbegrenzt können sie gegen Aufzahlung zum neuen Preis umgetauscht oder gegen Bezahlung einer Bearbeitungsgebühr von zwei Euro erstattet werden. Ausführliche Informationen zu den Fahrpreisen gibt der MVV in den kommenden Tagen unter mvv-muenchen.de bekannt.

© SZ vom 11.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Bus und Bahn
:Die Pandemie ist für den MVV ein finanzielles Desaster

Dem erfolgsverwöhnten Münchner Tarif- und Verkehrsverbund fehlen 150 Millionen Euro Einnahmen - alleine aus den Monaten April bis Juni.

Von Andreas Schubert

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: