München:Strompreise steigen um 3,9 Prozent - obwohl der Einkaufspreis sinkt

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Für die Nutzung der Leitungen sind die Netzentgelte gestiegen. (Foto: Alessandra Schellnegger)
  • Die Stadtwerke München erhöhen ab 1. März ihre Preise für Strom um durchschnittlich 3,9 Prozent - obwohl die Kosten im Einkauf sinken.
  • Grund dafür seien höhere Netzentgelten und mehr Abgaben etwa bei den Umlagen für die Förderung erneuerbarer Energien.

Von Dominik Hutter

Vom 1. März an müssen viele Münchner mehr für Strom zahlen. Die Stadtwerke erhöhen ihre Preise um durchschnittlich 3,9 Prozent. Für einen normalen Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 2500 Kilowattstunden macht dies nach Angaben des kommunalen Unternehmens eine Steigerung von 2,29 Euro auf 61,47 Euro pro Monat aus.

Die Stadtwerke München (SWM) begründen den Preisanstieg mit höheren Entgelten für die Nutzung der Leitungen sowie mit gestiegenen Abgaben - vor allem die Umlagen für die Förderung erneuerbarer Energien sowie der Kraft-Wärme-Kopplung haben zugelegt. Dies wiederum hat eine höhere Mehrwertsteuer zur Folge.

Warum der Strompreis trotz geringerer Beschaffungskosten steigt

Nach Auskunft von Thomas Lüers, des zuständigen Vertriebsleiters der SWM-Versorgungstochter, wäre der Aufschlag noch größer ausgefallen, wenn der Tarif für den Einkauf des Stroms nicht gesunken wäre. "Diesen Vorteil geben wir weiter", erklärt Lüers. "Dadurch können wir den Kostenanstieg erheblich abfedern." Der Einkauf, zusammen mit den Kosten für Vertrieb und Serviceleistungen, macht allerdings nur 21 Prozent des Strompreises aus. Rund 79 Prozent entfallen auf Steuern, Abgaben und die Netzentgelte.

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Große Teile der Netzentgelte wie auch des Einkaufspreises für Strom bleiben bei den Stadtwerken im eigenen Haus - schuld an diesem Linke-Tasche-Rechte-Tasche-Prinzip ist die Aufteilung in eine Konzernmutter und diverse Tochterunternehmen. Zuständig für die Stromlieferung an Münchner Privathaushalte und Unternehmen ist die SWM Versorgungs GmbH, die selbst weder Kraftwerke noch Stromleitungen besitzt. Sie kauft ihre Energie komplett ein - überwiegend bei den Kraftwerken der Stadtwerke.

Die Leitungen wiederum gehören der SWM Infrastruktur GmbH, fürs Benutzen fließt Geld. Der Preis dafür wird nur teilweise von den Stadtwerken selbst kalkuliert: Die Kosten für Strom orientieren sich an den Großhandelspreisen der Leipziger Strombörse, die Netzentgelte werden durch die Bundesnetzagentur geregelt und überwacht. Um einen fairen Wettbewerb zu gewährleisten, müssen die Netzbetreiber nachweisen können, welche Unkosten sie selbst haben - die Preise, die für alle Kunden eines Netzes gleich hoch sein müssen, bewegen sich deshalb in sehr engen Grenzen.

Wie sich der Preis entwickelt hat

Den jetzigen, noch bis März geltenden Tarif gibt es seit Jahresbeginn 2015. Damals senkten die Stadtwerke den Strompreis um durchschnittlich 2,5 Prozent ab - Steuern und Abgaben waren ebenso gesunken wie der Einkaufspreis. Teurer wurde der SWM-Strom zuletzt im Juni 2014 (um durchschnittlich 3,8 Prozent) sowie im März 2013 (damals sogar um 12,9 Prozent). Diesmal lässt sich das kommunale Unternehmen drei Monate Zeit mit dem Nachziehen, die Steuer- und Abgabenlast ist bereits zum 1. Januar 2016 angestiegen. Viele Stromanbieter haben ihre Preise bereits zum Jahreswechsel angepasst.

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Laut einer Statistik der Stadtwerke ist Strom seit 2010 um 23,5 Prozent teurer geworden - wofür vor allem Steuern und Abgaben verantwortlich sind, die im gleichen Zeitraum um 60,5 Prozent angestiegen sind. Die Netzentgelte sowie die Einkaufs-, Vertriebs- und Servicekosten des Kommunalversorgers sind hingegen um 3,1 Prozent gesunken. Nach eigener Berechnung bieten die Stadtwerke auch nach dem 1. März im Vergleich der zehn größten deutschen Städte die günstigsten Preise für Strom, Gas und Wasser an: im Schnitt 2072,88 Euro pro Jahr (bisher 2045,34).

In Hamburg seien es 2230,91, in Berlin sogar 2432 Euro. Am teuersten ist die Versorgung demnach in Stuttgart, wo 2493,88 Euro fällig werden. Berücksichtigt ist der jeweilige Grundversorger, bei Strom und Gas gibt es jedoch auch diverse private Anbieter. Oder den günstigeren Online-Tarif, den auch die Stadtwerke im Portfolio haben.

© SZ vom 05.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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