München Statistik:Ein Hund auf 36 Münchner

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Auch ein kleiner, knuddeliger Hund zählt in der Statistik wie ein großer: Auf 1 588 330 Münchnerinnen und Münchner kommen 43 851 Hunde, rein rechnerisch also etwa einer auf 36 Einwohner. (Foto: Robert Haas)

Die Zahl der Vierbeiner in der Stadt steigt, aber auch die der menschlichen Bewohner. Das Statistische Jahrbuch 2022 zeigt zudem deutlich, wie das Leben nach den Corona-Krisenjahren wieder anläuft.

Von Berthold Neff

Die Freude war groß in jenem Dezember vor 66 Jahren, als ein kleiner Pasinger namens Thomas Seehaus durch seine Geburt München zur Millionenstadt machte. Nun, vielleicht schon im kommenden Jahr, könnte die Stadt die nächste, wenn auch nicht ganz so runde Marke reißen - mit einer Bevölkerung von dann 1,6 Millionen. Wie das Statistische Amt bei der Präsentation des Statistischen Jahrbuchs 2022 berichtete, sind derzeit (Stand Ende 2022) 1 588 330 Einwohner und Einwohnerinnen hier mit Hauptwohnsitz gemeldet.

Der Zuwachs ergibt sich zum einen dadurch, dass die Zahl der Geburten (16 540) die Zahl der Todesfälle (13 205) immer noch übersteigt, wenn auch vergangenes Jahr 1790 Kinder weniger zur Welt gekommen sind als 2021. Zum anderen sind deutlich mehr Menschen neu in die Stadt gekommen als weggezogen, den 133 060 Zugezogenen stehen 111 300 Weggezogene gegenüber, was sich mit 21 760 zusätzlichen Münchnern in der Statistik bemerkbar macht.

Allein im März und im April 2022 kamen fast 8000 Ukrainerinnen und Ukrainer nach München. Mittlerweile leben fast 22 000 Menschen aus dem von Russland angegriffenen Land in München, fast so viele wie aus Bosnien-Herzegowina. Die Griechen sind auf Platz vier vertreten, mit 25 580 Personen, die Italiener belegen mit 28 631 Rang drei. Die meisten Ausländer in München kommen aus der Türkei (38 709) und aus Kroatien (38 669).

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Da die Zahl der Einbürgerungen aber nach wie vor steigt (im Vergleich zu 2021 um 6,2 Prozent auf 6840) werden immer mehr von ihnen auch bald einen deutschen Pass haben. Dies nicht zuletzt auch deshalb, weil die Wartezeit bis zur Einbürgerung, die eigentlich acht Jahre betragen soll, immer häufiger unterboten wird. Derzeit werden in den Melderegistern 52,1 Prozent der Bevölkerung unter der Rubrik "Deutsch ohne Migrationshintergrund" geführt, 17,8 Prozent sind Deutsche mit Wurzeln im Ausland und 30,1 Prozent haben eine ausländische Staatsangehörigkeit.

Wie stark das Leben nach den beiden Corona-Krisenjahren 2020 und 2021 im vergangenen Jahr wieder pulsierte, lässt sich ebenfalls in dem 1,1 Kilogramm schweren Wälzer nachlesen. So verdoppelte sich die Zahl der Kinozuschauer, die Besucherzahl im Botanischen Garten stieg um 46,9 Prozent, die in Hellabrunn um 68,9 Prozent. Auch ganz nach oben zog es die Menschen, 44 1779 Besucher enterten den Olympiaturm, im Vergleich zu 2021 ein Anstieg um fast 150 Prozent.

Wieder mehr Gäste in der Stadt

Typisch für die Corona-Jahre war ja bekanntlich, dass sich viele Menschen einen Hund zulegten, wohl weil er Abwechslung im Home-Office versprach, zugleich aber die Begründung lieferte, weshalb man das damals herrschende Ausgehverbot ignorieren durfte. Im Jahr 2020 waren in München 40 347 Hunde gemeldet, im Jahr darauf kamen fast 3000 hinzu. Diese stolze Zahl wurde im vergangenen Jahr noch übertroffen, nun sind es 43 851 Hunde, rein rechnerisch einer auf 36 Einwohner.

Dass die Welt nach der Pandemie aufatmet, wird auch aus dem Zahlenwerk der Gästeankünfte und der Übernachtungen deutlich. Es kamen im Vorjahr fast sieben Millionen Gäste in die Stadt, was die Zahl aus 2021 mehr als verdoppelt, aber noch deutlich (minus 20,7 Prozent) hinter den Werten aus 2019 liegt, als Corona noch kein Thema war. Die Pandemie machte sich im vergangenen Jahr bei der Zahl der Gäste aus China bemerkbar, das ja seine Null-Covid-Politik am längsten beibehielt. Ihre Zahl sank im Vergleich zu 2019 um 84 Prozent. Ein ähnlicher Rückgang ist bei den Gästen aus Russland zu verzeichnen, das am 20. Februar 2022 die Ukraine überfallen hat. Die Zahl der Touristen aus den USA fiel um 15,1 Prozent, mit einer Million Übernachtungen stehen die Gäste aus den Vereinigten Staaten aber weiterhin unangefochten an der Spitze.

Bei all diesem Zuwachs ist es kein Wunder, dass auch die Zahl der Kraftfahrzeuge im Vergleich zu 2021 weiter gestiegen ist. Derzeit kurven 751 125 Pkw durch die Stadt, wenn sie nicht gerade im Stau stehen. 215 881 davon rollen mit Diesel (minus 3,8 Prozent im Vergleich zu 2021), knapp 25 000 werden elektrisch betrieben (ein Plus von 60,8 Prozent) und 88 755 setzen auf Hybrid-Antrieb (plus 35,7 Prozent).

Auf Hilfe von oben hoffen immer weniger Münchnerinnen und Münchner. Die Zahl der Kirchenaustritte erreichte 2022 einen neuen Höchststand. Fast 27 000 Menschen kehrten den beiden großen Kirchen den Rücken, das sind noch einmal über 20 Prozent mehr als 2021, das mit 22 324 Austritten den bisherigen Höchststand markiert hatte. Auf je 1000 Einwohner gerechnet, sind die Austrittszahlen bei der evangelischen Bevölkerung etwas höher als bei den Katholiken.

Bei all dem Wandel ist aber eines gleich geblieben. Die Rangliste der beliebtesten Vornamen wird weiterhin angeführt von Emilia, Emma und Mia, bei den Buben sind es Maximilian, Anton und Emil.

Das Statistische Jahrbuch, das auch die Daten der Landtagswahl vom 8. Oktober auflistet und deshalb erst jetzt fertig wurde, hat 380 Seiten und ist für 18 Euro in der Stadtinformation am Marienplatz erhältlich. Es kann über das Statistische Amt auch bestellt werden. Die digitale Version kostet ebenfalls 18 Euro.

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