Stadtsparkasse München:"Wir waren über die ganzen 200 Jahre nah an unseren Kunden"

Lesezeit: 2 min

Die Stadtsparkasse feiert ihr 200-jähriges Bestehen. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Zum Start ins Jubiläumsjahr zeigt sich die Stadtsparkasse Kunden und gemeinnützigen Organisationen gegenüber großzügig. Doch der Ärger über neue Gebührenmodelle hängt ihr noch nach.

Von Joachim Mölter

Es war am Dienstag nicht zu übersehen, dass die Stadtsparkasse München etwas zu feiern hatte. Wer die Zentrale der Bank im Tal betrat, musste am Eingang an zwei bunten Aufstellern vorbei, die bereits vom freudigen Ereignis kündeten. In der mit rot-weißen Luftballons geschmückten Schalterhalle wurden die Kundinnen und Kunden dann von einem rot-weiß gekleideten Stelzenläufer empfangen, es gab eine Bar mit Erfrischungsgetränken samt Stehtischen, und dahinter leuchtete die Aufforderung: "Feier gemeinsam mit uns!" Und zwar den 200. Geburtstag.

Als die Bank am 2. Januar 1824 erstmals ihre Türen öffnete, hieß sie noch "Sparkasse der königlichen Haupt- und Residenzstadt München". Einige Namensänderungen später bilanzierte der aktuelle Vorstandsvorsitzende Ralf Fleischer nun: "Uns gibt es jetzt seit acht Generationen. Und wir haben fünf politische Systeme überlebt." Stolz fügte er hinzu: "Im Durchschnitt werden Unternehmen in Deutschland 16 Jahre alt. Nur zwei Prozent der Unternehmen sind älter als 100 Jahre."

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Das 200-jährige Bestehen eines Unternehmens erlebt man also "vermutlich nur einmal im Leben", wie Fleischer, 60, feststellte, weshalb die seit genau einem Jahrzehnt von ihm geleitete Bank es nicht bei ein paar bunten Luftballons zum Geburtstag belassen will, sondern sich für das ganze Jahr allerlei Aktionen ausgedacht hat. Am Dienstag verkündete Fleischer zunächst ein insgesamt 13,5 Millionen Euro teures "Gemeinwohl-Paket", bestehend aus drei Bausteinen: "Die Klammer ist: Wir setzen uns für München ein".

Das Gros der Aufwendungen fließt in eine neu gegründete Stiftung für Nachhaltigkeit. Insgesamt zehn Millionen Euro beträgt das Stiftungskapital, aus dessen Erträgen künftig ökonomisch und ökologisch dauerhafte Projekte sowie innovative Technologien gefördert werden. Beginnen soll es mit Vorhaben, die die Finanzkompetenz der Kundinnen und Kunden stärken. Diese Kompetenz ist einer aktuellen Umfrage der Europäischen Kommission zufolge eher gering ausgeprägt in der deutschen Bevölkerung.

Damit die Stiftung nicht lang auf Erträge warten muss, stellt die Stadtsparkasse für dieses Jahr schon 100 000 Euro als Spende bereit. Diese Summe ist dem zweiten Baustein des Pakets entnommen, einer halben Million Euro für insgesamt sieben kleinere Initiativen wie dem Verein Horizont e.V., der sich um den Schutz von wohnungslosen Frauen und ihren Kindern kümmert. Dazu kommt als dritter Baustein ein ohnehin jährlich eingeplanter Förderbetrag von drei Millionen Euro. Im vorigen Jahr hat die Sparkasse 210 Projekte gemeinnütziger Organisationen mit 2,8 Millionen Euro unterstützt.

Das Engagement der Stadtsparkasse fürs Gemeinwohl beruht auf Spenden, Sponsoring und nunmehr sieben Stiftungen. Seit Herbst 2023 orientiert sie sich bei der Vergabe ihrer Fördermittel zudem an den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen.

Aus Anlass ihres runden Bestehens legt die Stadtsparkasse zudem einen lukrativen Sparbrief auf mit einer Verzinsung von vier Prozent, einer Laufzeit von sechs Monaten und einer maximalen Anlagesumme von 25 000 Euro pro Person. Der dafür verfügbare Rahmen ist auf 200 Millionen Euro beschränkt. Obwohl Fleischer versichert, dass seine Bank ihre Digitalisierungsstrategie weiter vorantreibt, können Kundinnen und Kunden den neuen Sparbrief nicht online abschließen, nur persönlich in einer der 45 Filialen. Die sind "weiterhin das Herzstück" der Bank, bekräftigte Fleischer: "Wir waren über die ganzen 200 Jahre nah an unseren Kunden." Daher auch das Jubiläumsmotto: "Ganz bei Dir."

Etwa 800 000 Menschen seien Kunden der Stadtsparkasse, "rund die Hälfte aller Münchner", rechnete Fleischer am Dienstag vor. Nachdem es im vorigen Sommer viel Ärger um neue Gebührenmodelle für Girokonten gegeben hatte, möchte die Stadtsparkasse das Verhältnis zur Kundschaft offensichtlich wieder aufpolieren. Und im persönlichen Gespräch über den Sparbrief können die Bankberater sicher die Gelegenheit nutzen, auf diejenigen Kunden einzuwirken, die der Umstellung auf ein neues Gebührenmodell bislang nicht zugestimmt haben. Von dessen Vorzügen ist rund ein Fünftel der Girokonteninhaber noch immer nicht überzeugt.

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