Stadtsparkasse München:Eine Institution wird 200 Jahre alt

Lesezeit: 3 min

Die Stadtsparkasse München feiert 2024 ihren 200. Geburtstag - mit Feuerwerk, Filmen und einem Erlebnistag in Hellabrunn. (Foto: Robert Haas)

Am 2. Januar 1824 öffnete die städtische Sparkasse ihre erste Geschäftsstelle in München, als Bank der kleinen Leute. Nach dem Zweiten Weltkrieg finanzierte sie große Teile des Wiederaufbaus. Heute ist das Institut Deutschlands viertgrößte Sparkasse.

Von Joachim Mölter

In München hat man noch mit Gulden bezahlt, als die "Sparkasse der königlichen Haupt- und Residenzstadt München" ihre erste Geschäftsstelle eingerichtet hat. "Einlagebuereau" hieß das damals und lag in der Angersbachstraße 13. Die wird man heute in keinem Stadtplan mehr finden, weil der namensgebende Bach im Laufe der Jahre unter die Erdoberfläche verlegt worden ist; am Unteren Anger kommt man der Verortung sehr nahe. Eröffnet wurde das "Einlagebuereau" am 2. Januar 1824, am Tag nach Neujahr ist also 200. Jubiläum. Und zum 125. Mal jährt sich 2024 der Umzug der Bank an ihren heutigen Standort zwischen Tal und Ledererstraße. Das Bräuhaus-Gässchen, das diese beiden Straßen einst verband, wurde ein paar Jahre später in Sparkassenstraße umbenannt.

Die "Sparkasse der königlichen Haupt- und Residenzstadt München" hat im Laufe der Jahre selbst einige Male den Namen geändert. Seit 1971 heißt sie nun Stadtsparkasse München, und sie hat einiges geplant zur Feier ihres Bestehens. Die Aktionen beginnen an Silvester um Mitternacht mit einem "digitalen Video-Feuerwerk" der Münchner Künstlerin Betty Mü. Sie werde die südliche Fassade der Stadtsparkassen-Zentrale im Tal "spektakulär in Szene setzen", verspricht die Bank.

Sonntag bis Freitag
:München heute - der München-Newsletter

Jetzt den Newsletter abonnieren!

An das Video-Feuerwerk schließt sich ein Geburtstagsfilm an, die gesamte Projektion dauert bis 3 Uhr früh. Am 1. und 2. Januar wird der Geburtstagsfilm jeweils zwischen 17 und 21 Uhr in einer Dauerschleife wiederholt. Im Verlauf des Jahres ist zudem ein Erlebnistag für Kunden und Kundinnen im Tierpark Hellabrunn (am 13. Juli) geplant. Viele weitere Informationen rund um das 200-jährige Bestehen sollen ab 27. Dezember auf einer Unterseite der Homepage www.sskm.de zu finden sein, teilte die Bank mit.

Historische Werbung für die Städtische Sparkasse. (Foto: Stadtsparkasse)

Für Historiker hat die Stadtsparkasse München einiges zu bieten, auch wenn sie nicht die erste ihrer Art war in Deutschland. Das Sparkassenwesen entstand bereits Ende des 18. Jahrhunderts aus der Not der sogenannten "kleinen" Leute. Die hatten damals keine Möglichkeit, Geld für Alters- oder Krankheitsvorsorge zur Seite zu legen. Als älteste Sparkasse der Welt gilt heute die 1778 von der Hamburger Allgemeinen Versorgungsanstalt installierte "Ersparungscasse". Diese hat seinerzeit Sparbücher an Seeleute und Tagelöhner ausgegeben, damit diese ihr Erspartes anlegen konnten, sogar gegen Zins.

In Bayern hatten Nürnberg (1821), Schweinfurt, Regensburg, Bayreuth und Landshut (alle 1823) bereits kommunale Sparkassen eingerichtet, ehe in München der Beschluss des Magistrats umgesetzt und zu Jahresbeginn 1824 ebenfalls eine städtische Sparanstalt mit gemeinnützigem Auftrag eröffnet wurde. Somit hatten nun auch in der bayerischen Hauptstadt die Dienstboten, Handwerker und Arbeiter eine Chance, ihr hart verdientes Geld an einem sicheren Ort aufzubewahren. Sie musste es nicht mehr in einem Strumpf unter dem Kopfkissen ihrer Kammern oder Gemeinschaftsunterkunft verstecken.

Ein Foto der alten Kassenhalle aus dem Jahr 1965. (Foto: Stadtsparkasse)

Wobei sich die Sparkasse der königlichen Haupt- und Residenzstadt München zumindest einmal als doch nicht so sicher erwies: Im Revolutionsjahr 1848 war sie bankrott. Nach panischen Abhebungen war kein Geld mehr in der Kasse, sie war zahlungsunfähig, vorübergehend blieben die Schalter geschlossen. Es dauerte einige Jahre, aber die Stadtsparkasse erholte sich. Im vorigen Jahr war sie mit einer Bilanzsumme von mehr als 23 Milliarden Euro die viertgrößte Sparkasse Deutschlands, hinter Hamburg, Köln und Köln-Bonn.

Die Zahl der zunächst in Drogerien und Apotheken untergebrachten Filialen war von zwölf (1894) auf 100 (1977) gewachsen- und ist seitdem wieder geschrumpft, auf heute 46. Dafür gibt es knapp 50 SB-Standorte: Niederlassungen ohne Personal, an denen man seine Geldgeschäfte an Automaten erledigt. Im Hinblick auf Informationstechnologie und elektronische Datenverarbeitung war die Stadtsparkasse schon immer wegweisend: Ende der Sechzigerjahre gehörte sie zu den ersten Finanzinstituten Europas, die ihre Zweigstellen mittels IT und EDV vernetzten.

Ein Lotterieplakat aus dem Jahr 1911. (Foto: Stadtsparkasse)

In ihrer Geschichte hat die Münchner Sparkasse etliche Währungsreformen überstanden, von Gulden zum Taler, über Mark und Pfennige bis zu Euro und Cent. Und sie hat diverse politische Ordnungen durchgemacht, angefangen vom Königreich Bayern im Deutschen Bund und dem Kaiserreich über Räterepublik und Weimarer Republik bis zur nationalsozialistischen Diktatur und letztlich der Bundesrepublik. Während der NS-Zeit firmierte sie als "Sparkasse der Hauptstadt der Bewegung München"; für die Aufarbeitung jener Jahre hat die Bank ein Forschungsprojekt mit dem NS-Dokumentationszentrum vereinbart.

"Unser Auftrag ist es, Menschen die wirtschaftliche und soziale Teilhabe in der Gesellschaft zu ermöglichen", umreißt der Vorstandsvorsitzende Ralf Fleischer die Aufgabenstellung seiner Bank heute. Diese kümmert sich freilich nicht nur um das Wohl der Menschen in München, sondern hält auch die lokale Wirtschaft mit Kapital und Krediten am Laufen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war sie Geldgeberin für den Wiederaufbau: In den Fünfzigerjahren finanzierte die Sparkasse rund ein Viertel aller Neubauten in der Stadt, während des Baubooms vor Olympia 1972 waren es sogar 40 Prozent. So wie die Sparkasse im 19. Jahrhundert öffentliche Vorhaben wie die Kanalisation gefördert hatte, so trug sie im 20. Jahrhundert zum Bau von U-Bahn und Mittlerem Ring bei. Mit mittlerweile sechs Stiftungen engagiert sich die Stadtsparkasse München überdies für soziale und gesellschaftliche Projekte.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusSoziale Ungleichheit
:Armes München, reiches München

Die Kluft zwischen Wohlhabenden und Bedürftigen ist in München besonders groß. Was sich an dicken Autos, teuren Restaurants und dem Wohnungsmarkt über die Ungleichheit in der Stadt ablesen lässt. 

Von David Wünschel

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: