Politik in München:Der neue starke Mann der SPD

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Nun auch zum Chef der SPD-Stadtratsfraktion gewählt: der Parteichef Christian Köning. (Foto: Leonhard Simon)

Mit Christian Köning haben die Sozialdemokraten einen neuen Co-Vorsitzenden in der Stadtratsfraktion. Wer ist der Neue?

Von Heiner Effern

Die SPD im Stadtrat hat einen neuen Chef: Christian Köning ist am Montag von der Fraktion zum neuen Co-Vorsitzenden gewählt worden. Er tritt damit die Nachfolge von Christian Müller an, der an die Spitze der neuen städtischen Wohnungsbaugesellschaft Münchner Wohnen wechseln wird. Der 35 Jahre alte Köning wird gemeinsam mit der bisherigen Co-Chefin Anne Hübner die Fraktion leiten.

"Wir werden mit aller Kraft für eine starke Stadt arbeiten, die für die Münchnerinnen und Münchner da ist und ihnen in allen Lebenslagen hilft", erklärte der neue Vorsitzende nach der Wahl. Viele Menschen hätten das Gefühl, dass sie sich das Leben nicht mehr leisten könnten und Angst vor dem Verlust ihres Wohlstands. "München ist eine sehr erfolgreiche Stadt, verlässlich und zukunftsorientiert, vielfältig und solidarisch - gleichzeitig arbeiten wir daran, dass es in unserer Stadt gerechter zugeht und nicht nur die Großkopferten und bekannte Unternehmen profitieren."

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Der soziale Ausgleich und der soziale Zusammenhalt sind die großen Themen Könings, seit er 2020 in den Stadtrat eingezogen ist. Als Finanzsprecher seiner Fraktion macht er es sich zur Aufgabe, die Mittel der Stadt entsprechend zu verteilen. Köning ist gleichzeitig Parteivorsitzender der SPD in München und könnte nun in seiner Doppelfunktion eine gewichtige Rolle in der grün-roten Koalition einnehmen.

Seine Kollegin an der Fraktionsspitze, Anne Hübner, kündigte an, dass Fraktion und Partei fortan noch enger zusammenarbeiten würden. "Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit Christian Köning. Wir bündeln die Arbeit von Rathaus und Partei und setzen uns gemeinsam für eine fortschrittliche Politik für München ein", sagte sie. Damit will die SPD "ein deutlicheres sozialdemokratisches Profil" nach außen zeigen, erklärte die Fraktion in einer Mitteilung. Die Themen nennt die Co-Vorsitzende Hübner. "Soziale Sicherheit, bezahlbares Wohnen und ein leistungsfähiger öffentlicher Nahverkehr - wir gehen die großen Herausforderungen in unser Stadt als Team an."

Köning galt als einziger aussichtsreicher Kandidat bei der Wahl

Die Wahl Könings war erwartet worden, er galt als einziger aussichtsreicher Kandidat. Von 17 Fraktionsmitgliedern stimmten zwei gegen ihn. Innerhalb von wenigen Jahren hatte Köning einen rasanten Aufstieg in der SPD hingelegt. Im Jahr 2017 wählten ihn die Jusos zu ihrem neuen Vorsitzenden, drei Jahre später zog er in den Stadtrat ein. Das Amt in der Jugendorganisation gab er ein Jahr danach ab, um dann schon 2022 Chef der SPD in München zu werden. Hier trat er die Nachfolge der Bundestagsabgeordneten Claudia Tausend an, die nicht mehr angetreten war.

Der neue Fraktionschef Köning wurde in Gräfelfing geboren und wuchs in Freimann und Trudering auf. Sein Abitur legte er am Michaeli-Gymnasium ab. Die Stadtverwaltung kennt er bestens seit seiner Ausbildung zum Verwaltungswirt. Seit 2011 war er in der Jugendhilfe tätig, in den Sozialbürgerhäusern Giesing und Sendling. Doch damit stand er noch nicht am Ende seines beruflichen Wegs. Parallel zur Arbeit schloss Köning ein Studium der Soziologie ab. Derzeit sitzt er an seiner Dissertation, die sich mit einer Mikroanalyse des Wohlfahrtsstaates befasst. Köning ist verheiratet und hat einen Sohn, seine Frau Seija Knorr-Köning ist ebenfalls in der SPD aktiv und kandidierte 2021 vergeblich für das Bundestagsmandat im Münchner Westen. Die Familie wohnt in Neuhausen.

Köning hat als starker Mann der SPD hinter Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) nun die Aufgabe, die Partei nach vielen Wahlniederlagen zu stabilisieren und die Fraktion mit Anne Hübner an der Seite in der Koalition mit den Grünen so zu positionieren, dass sie bei den Kommunalwahlen 2026 zumindest nicht weiter abrutscht.

Mit der Neuwahl an der SPD-Fraktionsspitze schließt die Koalition einen unerwartet heißen Herbst ab. Dass der bisherige SPD-Fraktionschef Müller in die kommunale Wohnungswirtschaft wechseln will, war zwar schon länger bekannt. Doch dass Köning bei den ersten Gesprächen einer noch stärker veränderten Grünen-Mannschaft gegenübersitzen würde, war nicht zu erwarten. Nach dem völlig überraschenden Abgang der Zweiten Bürgermeisterin Katrin Habenschaden und dem Nachrücken des bisherigen Fraktionschefs Dominik Krause auf diese Position wurde Sebastian Weisenburger zum Fraktionschef gewählt. Er wird gemeinsam mit der bisherigen Co-Chefin Mona Fuchs die Grünen im Stadtrat anführen.

Die bisherige Amtszeit war geprägt von vielen internen Reibereien. Am neuen Quartett wird es nun liegen, die Koalition die nächsten zweieinhalb Jahre zusammenzuhalten und die angestrebte sozial-ökologische Wende umzusetzen.

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