Nachfolge von Claudia Tausend:Münchens SPD sucht einen neuen Obergenossen

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Von einem "richtigen Zeitpunkt für einen Wechsel" spricht die Münchner SPD-Chefin Claudia Tausend. (Foto: Friedrich Bungert)

Die Stadträte Christian Vorländer und Christian Köning wollen beide Münchner SPD-Chef werden. Was die beiden auszeichnet - und welche Unterstützer sie haben.

Von Heiner Effern

In der SPD zeichnet sich ein Duell um den Stadtvorsitz ab: Die Stadträte Christian Vorländer und Christian Köning wollen am 22. Januar 2022 die Nachfolge von Claudia Tausend antreten. Beide haben ihre Ambitionen in der Partei hinterlegt und wollen mit einem Team antreten. Die Bundestagsabgeordnete Tausend hatte am vergangenen Montag im Parteirat der Sozialdemokraten offiziell ihren Rückzug erklärt.

Auch wenn sie bei dem Schritt Wehmut empfinde, sehe sie nun den richtigen Zeitpunkt für einen Wechsel gekommen, sagte Tausend mit ein paar Tagen Abstand. Von 2023 bis 2026 stünden vier wichtige Wahlen an, die SPD müsse dafür "Ideen aus einem Guss" erarbeiten, um die Münchnerinnen und Münchner wieder besser von sich zu überzeugen. Für die Ausarbeitung müsse ein Nachfolger genügend Zeit erhalten.

Die Wahl des neuen SPD-Chefs soll auf einem digitalen Parteitag erfolgen. Vorher sollen die Bewerber am 11. und 18. Januar die Gelegenheit haben, sich ebenfalls online den Mitgliedern vorzustellen. Dort werden beide das gleiche Ziel ausgeben: Rang drei in der Stadt hinter Grünen und CSU schleunigst wieder zu verlassen und möglichst wieder an die Spitze der Münchner Parteienlandschaft zurückzukehren. Nur dritte Kraft zu sein, "das langt uns nicht", sagte Köning. Sein Konkurrent Vorländer sieht die Sozialdemokraten derzeit "geradezu festgetackert auf Platz drei", das dürfe kein Dauerzustand werden.

...und Rathaus-Fraktionsvize Christian Vorländer. (Foto: Susie Knoll)

Der 48 Jahre Vorländer will in seiner Bewerbung neben den klassischen sozialen Themen sein Engagement gegen den Rechtsextremismus und für die Queer-Community in den Vordergrund stellen. Im Stadtrat spricht er für die SPD zu den Themen Sicherheit und Gesellschaftspolitik im Kreisverwaltungsausschuss. Er bringe auch aus seiner Tätigkeit als stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion eine große Integrationsfähigkeit mit, die er in den Dienst der Partei stellen wolle, sagte Vorländer. "Hinter den Kulissen konstruktiv zu wirken", das wolle er auch als SPD-Stadtchef.

Das könnte nötig sein, denn Vorländer hält es für nötig, strategisch und organisatorisch enorm viel zu verändern, um "die Partei wieder in Schwung zu bringen". Nicht nur, aber auch wegen der Pandemie liege doch einiges brach. Diese "Herkules-Aufgabe" sei als Einzelkämpfer nicht zu schaffen, deshalb will Vorländer ein Team benennen. Wer diesem angehören wird, verrät er nicht. Doch eines weiß er schon: Es wird paritätisch mit Frauen und Männern besetzt sein.

Um Tausends Nachfolge bewerben sich Ex-Juso-Chef und Stadtrat Christian Köning... (Foto: David Bachmann)

Mitbewerber Köning gibt schon konkrete Hinweise auf seine Mannschaft, er setzt auf bewährte Personen gewürzt mit einer kräftigen Prise Jusos, der Jugendorganisation der SPD. Der 33 Jahre alte Kandidat zog noch als deren München-Chef in den Stadtrat ein, in dem er schnell zum finanzpolitischen Sprecher wurde. Köning lässt die Namen seiner Stadtratskollegin Lena Odell fallen, dazu nennt er Bürgermeisterin Verena Dietl und Schatzmeister Gerhard Mayer. Er wolle für einen "Generationenübergang" in der Münchner SPD stehen, sagte Köning. Dazu gehöre auch ein inhaltlich neues oder schärferes Profil der SPD. Die Partei müsse auf die veränderten Rahmenbedingungen der Gesellschaft reagieren. Eine Arbeitsgruppe habe bereits erste Ideen erarbeitet, die es nun zu vertiefen und umzusetzen gelte.

Diese Aufgabe hält die scheidende Stadtchefin Tausend für entscheidend. Für die Wahlen im Land (2023), in Europa (2024), im Bund (2025) und dann in der Stadt (2026) müsse die SPD einen übergreifenden und schlüssigen Wahlkampf anbieten, "einen robusten Rahmen für den Aufbruch". Dass Tausend dafür im früheren Juso-Chef den geeigneten Kandidaten sieht, daraus macht sie keinen Hehl. Dafür gilt der aus München stammende Bayern-SPD-Chef Florian von Brunn als Unterstützer Vorländers, auch zu Oberbürgermeister Dieter Reiter wird ihm eine größere Nähe zugeschrieben. Die Entscheidung im Januar werden dann die etwa 5700 Mitglieder der SPD in München treffen.

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