Festival "Sound of Munich Now":Party für die Generation Z

Lesezeit: 2 min

Cosima Kiby bei ihrem Auftritt beim Festival "Sound of Munich Now". (Foto: Florian Peljak)

Deutsch-Pop klingt oft nach Wohlfühl-Beats in Reimform - Cosima Kiby zeigt sich hingegen ehrlich und verletzlich und gewinnt damit das Publikum.

Von Michael Bremmer

Nach eineinhalb Minuten ist das Publikum fällig. Cosima Kiby fordert beim Festival "Sound of Munich Now" die Zuhörerinnen und Zuhörer auf, in die Hocke zu gehen, "auch die hinteren Reihen", sagt sie und lächelt. Und die Fans folgen ihr, was auf einen Schlag für freie Sicht auf die 25 Jahre alte Sängerin ermöglicht - das ist den ganzen Abend sonst nur erschwert machbar. Es sind nicht nur Cosima-Kiby-Fans, die hier Party machen. Das Schöne an dem Konzept des Festivals ist es, dass im Viertelstunden-Takt Bühne und Genre gewechselt werden - und Musikfreunde auf diese Weise an einem Abend 20 unterschiedliche Münchner Bands kennenlernen können.

Manchmal flutscht der Sound nett vorbei, ohne weh zu tun, ohne gleich das Herz zu gewinnen. Manchmal berührt die Künstlerin mit ihrer Musik aber sofort das Publikum, so wie Cosima Kiby - und das liegt an der Authentizität, gerade bei einem Genre wie Deutsch-Pop. Da sind oft Phrasen zu hören, eingehüllt in Wohlfühl-Beats. Ja, bei Cosima Kiby klingt die Musik auch nach Zuckerwatte. Aber der Sängerin nimmt man jedes Wort ab, das Lebensgefühl der Generation Z, "maximal verstrahlt", wie sie singt, "ein Streuner in der Nacht, bin vom Weg abgekommen, das passiert mir die ganze Zeit".

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Drei Jahre lang hat die München-Show pandemiebedingt Pause gemacht und sich in ein erfolgreiches Digitalfestival verwandelt. Im November 2023 dann die Rückkehr ins Feierwerk - auf Videos haben die Veranstalter dennoch nicht mehr verzichten wollen. Dank der Unterstützung vom Kulturreferat der Stadt München und dem Jugendkulturwerk ist wieder die Videocrew Ideal Entertainment im Einsatz, mit sechs Kameras werden die Auftritte der 20 Bands gefilmt. Ein Song wird jeweils ausgewählt, bearbeitet, gemastert - alle zwei, drei Wochen wird fortan ein Video ausgespielt.

Weise Hose, weißes Shirt, Chucks - Cosima Kiby gibt nicht den Star, ist nahbar. Und ihre Themen kennen alle junge Menschen ihrer Generation. Da geht es natürlich auch um Liebe und Liebeskummer, aber das ist bei ihr selten oberflächlich, weil sie sich oft sehr persönlich zeigt. Auch verletzlich, wenn sie von ihrer verstorbenen Mutter singt - ein bewegendes Lied, bei dem man hören kann, das Cosima Kiby den Tränen nahe ist. Die Sängerin setzt sich auch jenseits der Bühne für Female Empowerment und Selbstverwirklichung ein. "Ich bin eine Träumerin. Auch wenn nicht alle Träume immer greifbar sind und man sich in ihnen verlieren kann, ist es immer die bessere Alternative zu träumen, anstatt einfach nur vor sich hinzuleben oder irgendwelchen Idealen hinterherzulaufen", sagt sie über sich selbst.

Ihre Streaming-Zahlen knackten bereits die Million auf Spotify. Aber wichtiger ist es, wenn die Songs auf der Bühne funktionieren. Etwa bei "Zieht an mir vorbei". Wie aufgefordert bleiben die Zuhörer in der Hocke, dann beginnt Cosima Kiby zu tanzen. "Und jetzt springen wir", gibt sie vor - und es folgt eine große Party für die Generation Z. Da kommt man natürlich außer Atem, auch die Sängerin. Zum Glück kommt die Musik vom Band, Halb-Playback - und so ist auch in den Momenten der Ausgelassenheit der ganze Refrain zu hören. "Danke München", sagt sie glücklich und erschöpft nach dem Song.

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