Kolumne Null Acht Neun:Frohes Neues!

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Silvesterabend auf dem Marienplatz - so könnte es vielleicht aussehen. (Foto: Florian Peljak)

Porsches für alle, Eisbüros und Rockkonzerte zum Kuscheln: Ein Ausblick auf den Silvesterabend 2022 zeigt, dass München sich auf Einiges gefasst machen muss.

Glosse von Christiane Lutz

München, Silvesterabend 2022. Die auf den Sommer gefolgte Coronawelle mit der Mutante "Oktoberfesticron" hat die Stadt einigermaßen gut überwunden, auch dank der weitsichtigen Planung der Politiker. Denn nach Ende des erfolgreichen "9-Euro-Tickets" hat München rechtzeitig den "10-Euro-Porsche" eingeführt, mit dem man mögliche Superspreader in den öffentlichen Verkehrsmittel komplett meiden kann und stattdessen herrlich isoliert mit einem Leihporsche herumfahren kann. Damit die Porsches Platz haben, wurden in weiser Voraussicht einige Radlwege beschnitten und Schanigärten auf Parkplätzen einfach frühzeitig abgebaut.

Oberbürgermeister Dieter Reiter (noch Mitglied der SPD) sitzt am Silvesterabend im Rathaus. Um die durch die Decke geschossenen Heizkosten zu drosseln, hat er die Heizung runterdrehen lassen, so dass er es im Büro nur noch mit Pelzmantel und Wärmflasche aushält. Auf seinem Monitor bilden sich Eisblumen, von seiner Brille hängt ein Eiszapfen. Er steckt in einem versöhnlichen Silvestercall mit Florian Post, der sich nach seinem Austritt aus der SPD nach Hawaii abgesetzt hat, weil er keine Lust hatte, zu frieren. Dort führt Post jetzt mit Christian Lindner eine Smoothie-Bar. Lindner war seinerseits im November aus der FDP ausgetreten, weil er die durch das Porsche-Ticket entstandene Mainstreamisierung seines liebsten Statussymbols nicht verkraftet hatte. Ja, sagt Reiter zu Post im Videocall, 2023 wolle man sich wiedersehen, so denn eine klimaneutrale Anreise nach Oahu möglich sei, anderes sei vor Katrin Habenschaden keinesfalls zu legitimieren.

Auf der Theresienwiese versammeln sich derweil 145 000 Zuschauer und warten auf den Auftritt der Band Stammreim, die nach der Absage von Rammstein zu einem gigantomanischen Konzert geladen haben. Weil für Rammstein die Planungszeit bis zum Silvesterabend zu kurz gewesen war, hatte der Veranstalter das Konzert wieder abgeblasen. "Eine supi Chance für uns", sagt Tillmann Linde, Frontmann von Stammreim, der SZ, "wir wollen sehr viel Liebe spreaden und natürlich Frieden verbreiten." Die Band ist für Hits wie "Bengel", "Ich tu dir nicht weh" und "Hast du?" bekannt, ebenso wie für ihre überbordenden, farbenprächtigen Bühnenshows. Die Bandmitglieder reiten traditionell auf Einhörnern ein und pusten zum Finale glitzernden Feenstaub ins Publikum. Für dieses Jahr haben sie sich noch was Besonderes überlegt: Beim Rausgehen darf sich jeder ein Babykätzchen nehmen. Was zum Schmusen für die harten Zeiten, die 2023 auch wieder anstehen werden.

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