Sigi-Sommer-Taler 2023:Ein Abend voller Vorfreude und Melancholie

Lesezeit: 2 min

Jürgen Kirner erhält den Sigi-Sommer-Taler 2023. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Jürgen Kirner, der Oberpfälzer Volkssänger, Schauspieler, Kabarettist, Autor und Moderator, wird mit dem begehrten Silbertaler ausgezeichnet. Und am Ende schunkeln alle.

Von Thomas Becker

Reporter ist und bleibt der beste Job der Welt. Man kommt herum (in diesem Fall ins Schlachthofviertel), lernt ständig Leute kennen, manchmal richtig spannende, nette, inspirierende, und gar nicht mal so selten entsteht bei dem einen Termin schon die Idee für die nächste Geschichte. So geschehen bei der 23. Verleihung des Sigi-Sommer-Talers im Wirtshaus im Schlachthof. Schön voll ist es im Saal - Sigi-Sommer-Fans sind treue Seelen, seit vielen Jahren schon. Die Stimmung: vorfreudig, mindestens.

Die ersten Schnapsrunden gehen schon um kurz nach sieben raus, nach dem Motto: immer schön offensiv in den Abend gehen! Am Eingang gab's schon das erste Lebkuchenherz der Saison, umgehängt von Faschingsprinzessin Katharina I., herzallerliebst. Viele bekannte Gesichter sind da: die immer junge Carolin Reiber, Otti Fischer in seinem alten Habitat, das Wirtepaar Margot und Günter Steinberg, die Kollegen Michael Graeter und Michael Schilling von Sommers geliebter Abendzeitung und auch die Nachfahren des 1996 Verstorbenen, der heuer 99 geworden wäre.

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Und mittendrin im Gewühl sitzt sie dann, die nächste Geschichte: Gerti Guhl, die Ex-Wirtin der völlig zurecht immer noch sagenumwobenen Fraunhofer Schoppenstube. Gut sieht sie aus, wirkt jünger als Mitte 70. Dass das hier ein auch für sie besonderer Abend werden wird, ist noch nicht absehbar, aber wenig überraschend hat sie gleich wieder einen Termin parat: Freitag, ab 19.30 Uhr, im ersten Stock der Antonius-Tenne an der Plinganserstraße. Was da los sein wird? Das, was bei der Gerti immer los war: "Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da ..."

Aber bleiben wir mal bei der ersten Geschichte: Jürgen Kirner, der Oberpfälzer Volkssänger, Schauspieler, Kabarettist, Autor und Moderator, wird mit dem begehrten Silbertaler ausgezeichnet. Die Laudatio - die erste seines Lebens, wie er bekennt - hält Martin Frank, sozusagen als Retourkutsche: Vor fünf Jahren hatte Kirner den damals 26-jährigen Frank bei der Verleihung des Bayerischen Kabarettpreises laudatiert. Als nun die Anfrage der veranstaltenden Narrhalla kam, habe Frank, Sigi-Sommer-Preisträger 2021, zunächst gedacht: 'Fällt ihnen denn kein Anderer mehr ein? Müssen's jetzt mit den Preisträgern wieder von vorn anfangen?'

War natürlich nur Spaß. Selbstredend gönnt Frank seinem Förderer die Auszeichnung von Herzen, erinnert an dessen erste Bühnenerfahrungen als sprechende Schlange im Krippenspiel der Pfarrkirche St. Johannes zu Hemau bei Regensburg, bezeichnet den Frühsechziger als "jung gebliebenes Talent und Unterhalter mit Inhalt", der mit den "Brettlspitzen" eins der quotenstärksten Formate des Bayerischen Rundfunks moderiere und mit seiner Couplet AG heuer 30 Jahre auf der Bühne feiert. "Falls Sie jetzt denken 'Ja, so ein Gschaftler!', dann haben Sie recht." War natürlich auch nur Spaß, eh klar. Aber schon schön, wenn einem keiner in die Laudatio reinreden kann!

Außer der Talerüberreichung durch den wie immer im roten Faschings-Ornat angetretenen Narrhalla-Vorstand gehören zur Preisverleihung auch die Wort- und Klavierspielereien von Moderator André Hartmann sowie Kurzauftritte diverser Künstler. Diesmal am Start: Radio-Frau Marion Schieder alias "d Schiederin", die aus Kasachstan stammende Viktoria Lein, die beim nächsten Eurovision Song Contest für Deutschland singen will und die Gute-Laune-Combo "Conny und die Sonntagsfahrer". Die entpuppt sich mit ihren schmissigen Wirtschaftswunder-Schlagern als 'perfect match' für die verblüffend textsicheren Silver Ager im Saal.

Die ersten Takte genügen, und schon singen und schunkeln alle - logisch, dass am Tisch von Gerti Guhl am lautesten gesungen wird. Würde niemanden wundern, zöge sie jetzt die eingeschweißten Liedtexte aus der Tasche. Als dann auch noch "Seemann, lass das Träumen" gespielt wird, eine dieser Hymnen der Schoppenstube, steigen einem doch glatt die Tränen in die Augen. Immer diese Melancholie! Noch ganz schön lange hin bis Freitag ...

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