Gedenken an den Erfinder der Lithografie:Weg von der vierspurigen Straße

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Alois Senefelders Büste steht derzeit auf dem Marsplatz. (Foto: Robert Haas)

Obwohl Alois Senefelder mit seinen Ideen die Drucktechnik revolutionierte, ist er im Stadtbild wenig präsent. Eine Initiative soll das ändern.

Von Julian Raff

München ist nicht nur eine Stadt der schönen Künste, sondern auch des Erfindergeists. Alois Senefelder (1771-1834) wäre da eigentlich in einem Atemzug mit Joseph von Fraunhofer oder Oskar von Miller zu nennen, ist in der Stadt aber weit weniger präsent: Abgesehen von einer schmalen Straße im Bahnhofsviertel und Senefelders Grab auf dem Alten Südfriedhof erinnert im öffentlichen Raum nur eine einsame Bronzebüste in der Maxvorstadt an den Erfinder der Lithografie. Das Denkmal steht ziemlich verloren auf einem Grünstreifen an der vierspurigen Marsstraße und dürfte allenfalls Neugier erwecken bei den Auszubildenden eines benachbarten Berufsbildungszentrums, die Senefelder als Namenspatron ihrer Fachschule bereits kennen.

Gelebt hat der Steindruck-Pionier dagegen im Herzen der Stadt, am Sendlinger-Tor-Platz. Genau dorthin, idealerweise in die Nähe des einstigen Wohn- und Sterbehauses am Südende des Platzes (Hausnummer 5), soll sein Denkmal nun zurückkehren. Eine entsprechende Initiative hat der Bezirksausschuss Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt gestartet.

Mit seiner Erfindung konnten Druckkosten um rund 80 Prozent gesenkt werden

Sein Lebensthema Drucktechnik fand Senefelder aus künstlerischen Ambitionen heraus, da er ein kostengünstiges Verfahren suchte, um eigene Theaterstücke im Selbstverlag zu veröffentlichen. Eine Zufallsbeobachtung brachte ihn schließlich auf die Idee, die chemische Löslichkeit des Kalksteins für eine neue Drucktechnik zu nutzen, die er schließlich mit Notenblättern erstmals kommerziell anwandte. Die Druckkosten konnten so auf rund ein Fünftel des Kupferstichverfahrens gesenkt werden.

Letztlich revolutionierte der Steindruck die Kartografie, den Journalismus, die Herstellung von Plakaten und die Buchillustration. Zu Lebzeiten brachte es Senefelder zu Wohlstand, über den Tod hinaus zu Ruhm. Das hohe Ansehen bezeugt ein von Ludwig I. gestiftetes und von Leo von Klenze entworfenes Grabmal ebenso wie die posthumen Feiern zum 100. Geburtstag im Jahr 1871, veranstaltet von Festkomitees in München, Berlin, Nürnberg, Leipzig, Wien und Prag sowie in England, Frankreich, Italien und den USA.

Das Münchner Komitee sammelte Spenden für ein Denkmal, das schließlich von 1877 bis Mitte der 1950er-Jahre am Sendlinger-Tor-Platz stand, ehe es der autogerechten Stadtplanung weichen musste und 1958 an seinen heutigen Standort versetzt wurde. Der BA Ludwigsvorstadt möchte das weitere Vorgehen erst einmal mit den Kollegen in der Maxvorstadt besprechen. Mit diesen, aber auch im Stadtrat und in der städtischen Kunstkommission wäre außerdem zu klären, ob die Original-Bronzebüste an den Sendlinger-Tor-Platz umziehen soll oder ob hier eine zweite Ausfertigung aufgestellt werden könnte.

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