Leben in der Stadt:Es braucht mehr als nur Wohnungen

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Der Stadtbezirk Sendling-Westpark hat viele Gesichter. Hier eine Wohnsiedlung an der Ecke Garmischer/Preßburger Straße. (Foto: Robert Haas)

München wächst - doch die soziale Infrastruktur hält kaum Schritt, zum Beispiel im Stadtbezirk Sendling-Westpark. Es fehlen Räume für die Mittagsbetreuung, ein Jugend- und ein Familienzentrum.

Von Jürgen Wolfram

All diese Container. Sie stapeln sich hinter Schulgebäuden, stehen neben Kitas oder am Rand von Sportanlagen. Werden gelegentlich mit Unterkünften für Geflüchtete verwechselt, zeugen aber von einer ganz anderen Misere: Die soziale und schulische Infrastruktur hält mit dem dynamischen Wachstum in manchen Münchner Vierteln kaum noch Schritt. Also greift die Stadt zu Notlösungen, setzt auf Interimsgebilde, die sie offiziell und euphemistisch "Pavillons" nennt.

Es gibt Stadtbezirke, die schon froh wären, hätten sie wenigstens diese. Einer davon ist Sendling-Westpark. In dem 60 000-Einwohner-Viertel rumort es wegen der Defizite bei der Versorgung mit Bildungs- und Sozialeinrichtungen gewaltig. Der Bezirksausschuss fordert kategorisch, beim nächsten größeren Wohnungsbauvorhaben müsse auch gleich ein Sozialzentrum geplant werden. Ein Appell, der sich explizit an die kommunale Wohnungsgesellschaft GWG richtet. Diese plant den Abriss und einen wesentlich größer dimensionierten Neubau ihrer Wohnblocks mit "Hochpunkt" an der Preßburger Straße, unweit des Westparks.

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Die Lokalpolitiker fordern die GWG seit Jahren auf, in dem betreffenden Planungsgebiet nicht nur bis zu 190 Wohnungen zu errichten, sondern auch darüber nachzudenken, wie etwa ein Familienzentrum integriert werden könnte. Die Grünen gehen noch weiter und wünschen, dass auch "kulturelle und ökologische Aspekte" stärker Berücksichtigung finden. "Wir müssen weg von einer rein funktional aufgestellten Infrastruktur, hin zu einer Begegnungsstätte, in der alle Alters- und sozialen Gruppen die verschiedensten Dienste und Angebote finden", heißt es in einem Antrag der Partei.

Was die soziale Infrastruktur angeht, hat Sendling-Westpark, anders als manche ähnlich großen Stadtteile, tatsächlich nicht viel vorzuweisen. Es hapert so ziemlich an allem. "Nicht genügend Räume für die schulische Mittagsbetreuung, kein festes Jugendzentrum, kein Bildungslokal mit niederschwelligen Angeboten, kein Familienzentrum", zählt Günter Keller (SPD) auf. Der Vorsitzende des Bezirksausschusses zeichnet insgesamt ein trübes Bild der sozialen Lage in seinem Viertel: "Wir sind in dieser Hinsicht unterbelichtet." Es sei an der Zeit, dass Bauträger "für die Allgemeinheit mehr tun". Andernfalls werde die Stadtteilvertretung ihre Zustimmung zu Großbauprojekten konsequent verweigern. Nicht, dass ein solches Veto Stadtratsentscheidungen blockieren könnte. Ein Zeichen wäre es dennoch.

Der Stadtbezirk Sendling-Westpark hat viele Gesichter. Bei einem Bummel durch die Hinterbärenbadstraße, die Cimbernstraße oder die Preßburger Straße wird indes rasch klar: Vom angeblich so reichen München ist hier wenig zu sehen. Umso dringlicher wäre eine intensive soziale Betreuung der dortigen Bevölkerung.

Nun ist es nicht so, dass das städtische Sozialreferat und die GWG kein Verständnis hätten für die Hilferufe aus dem Münchner Südwesten. Es gab bereits Gespräche, doch die endeten bisher ohne verbindliche Zusagen. Alle Hoffnungen des Bezirksausschusses richten sich nun auf einen runden Tisch mit allen Beteiligten, der noch in diesem September einberufen werden soll. Gefragt seien dabei Konzepte zur Verbesserung der sozialen Infrastruktur.

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