Schwabing-West:Eine Straße für alle

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Geplant vor mehr als 50 Jahren: Die Karl-Theodor-Straße - hier der Abschnitt zwischen Belgradstraße und Schleißheimer Straße - soll ruhiger werden. (Foto: Florian Peljak)

Die Karl-Theodor-Straße wurde einst vierspurig angelegt, damit sie autogerecht ist. Nun soll sie zweispurig werden, damit Fußgänger und Radfahrer mehr Platz haben.

Von Ellen Draxel

Die Karl-Theodor-Straße, für die Olympischen Spiele 1972 entworfen, ist das Paradebeispiel einer ehemals autogerechten Stadtplanung: Eine Straße mit vier breiten Fahrstreifen, die so kerzengerade verlaufen, dass sie seit Jahren als Rennstrecke missbraucht werden.

Doch damit soll nun Schluss sein. Denn die wichtige Ost-West-Tangente durch Schwabing wird im Zuge der Verkehrswende umgebaut. Ein erstes Konzept dazu gab es bereits 2016, 2018 lag eine konkrete Planung vor. Dann änderten sich die Vorgaben, eine der wichtigsten war der Radentscheid. Die Experten planten neu - ihr Konzept räumt Fußgängern wie Radfahrern künftig mehr Platz ein, zu Lasten der Autofahrer.

Die neue Karl-Theodor-Straße, die im Abschnitt zwischen der Schleißheimer Straße und dem Bonner Platz von 2025 an realisiert werden soll, wird künftig nur noch über zwei Fahrspuren verfügen, in West-Ost-Richtung jeweils eine. Daneben entstehen breite Fahrradspuren nach den Vorgaben des Radentscheids, wobei die bisherigen Radfahrwege aufgelöst und den Gehwegen zugeschlagen werden. Neben der Autospur werden beiderseits neue Radwege angelegt, an den meisten Stellen mit einer Breite von 2,30 Metern. Auch nach dem Umbau werden Autofahrer dort parken können, allerdings durchgehend in Längsparkbuchten - davon versprechen sich die Planer auch eine verbesserte Anliefersituation. Allerdings verbleiben von ursprünglich gut 200 Autostellplätzen künftig nur mehr 144.

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Der Platz zum Abstellen von Fahrrädern wird dafür erheblich vergrößert, insbesondere am Eingang des Bayern- und des Luitpoldparks. Statt 32 Radstellplätzen werden es künftig 169 sein, dazu kommen 20 Abstellflächen für Lastenräder. Für die Neuprofilierung der Karl-Theodor-Straße müssen maximal fünf Bäume weichen, 27 neue werden gepflanzt. Insgesamt wird es zwischen den Gehbahnen und den Radwegen großzügige Grünbereiche geben. Die Umbaupläne sind nur bis zum Bonner Platz entwickelt, für dessen Neugestaltung ist ein eigenes Projekt vorgesehen, dabei werden auch Bürger eingebunden.

Im Bezirksausschuss Schwabing-West gab es grünes Licht für die Straßenplanung, Bedenken hatte lediglich die CSU. Sie befürchtet unter anderem, dass die verringerten Autokapazitäten zu Staus führen, welche wiederum die querenden Trambahnen im Verlauf der Schleißheimer und der Belgradstraße behindern könnten. Zustimmung kommt von Seiten der Schülerinnen und Schüler. Vom Willi-Graf-Gymnasium waren eigens Schülersprecher in die Sitzung der Lokalpolitiker gekommen, die sich über eine verbesserte Sicherheit zu Gunsten der vielen Radler freuten. Sie wünschen sich lediglich eine zusätzliche Drückampel auf Höhe der Borschtallee.

So grün die Planung ist, reicht es dennoch nicht für eine Realisierung des Schwammstadt-Prinzips. Auch in der neuen Karl-Theodor-Straße wird Regenwasser nur über die Kanalisation abgeleitet, weil der Boden für die klimafreundlichere Variante gar nicht tief genug aufgegraben wird.

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