Zum neuen Hut:Eine Höhle jenseits des Alltags

Lesezeit: 2 min

Schummeriges Licht, gute Musik: Im "Neuen Hut" hat der Alltag nichts zu suchen. (Foto: Mark Siaulys Pfeiffer)

In Schwabing gibt es einen Rückzugsort für Barfreunde, die keinen Klimbim wollen, sondern bezahlbare Drinks und gute Stimmung.

Von Katharina Thümler, Schwabing

"She's a lady, whoa, whoa, whoa. She's a lady", klingt Tom Jones' markante Stimme aus Lautsprechern durch die Bar in Schwabing. Was darf es heute sein? Einer der Kurzen "Für meine guten Freunde", die die Barkarte feilbietet, die alle paar Meter gerahmt an der Wand hängt? Ein Rüscherl, Flügerl oder gar eine "Porno-Brause", die eine mutige Kombination aus Wodka und Ahoi Brause ist? Oder einfach ein Tegernseer Helles gezapft, serviert mit perfekter Schaumkrone? Die Auswahl ist groß, aber unprätentiös - genauso wie die Bar.

"Zum neuen Hut Schwabing" gibt es seit 1976. Einst hieß sie "Alter Hut", mit dem Wirtswechsel 2006 kam der neue Name. Stammgäste und junges Publikum mögen offenbar das urige Höhlen-Feeling, das durch die mit Folie verklebte Fensterfront ebenso entsteht wie durch durch die gedämpfte Beleuchtung. Tageslicht und Alltag bleiben draußen. In der Mitte des Raums thront die mit LEDs beleuchtete Barinsel. Retro-Werbeschilder aus Blech an den Wänden, wie etwa von dem Film "Nana" aus dem Jahr 1955, lassen einen in vergangenen Zeiten schwelgen. Dazu wird Musik von den Sechzigern bis heute gespielt.

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Ein Freitagabend lässt sich hier gemächlich an: Um 20 Uhr sitzt ein älterer Mann in Jeans an der Theke und genießt sein Feierabendbier, die vier Barkeeperinnen und Barkeeper polieren Gläser und räumen hinter der Theke. Eine Gruppe junger Männer sitzt auf einer kleinen Empore auf der anderen Seite des Raumes, der rund 150 Leute fasst. Sie bestellen Bier und Kurze, "je schärfer, desto besser", rufen sie der Barkeeperin zu.

Die serviert ihnen "Mexikaner", eine Mischung aus Tomatensaft, Tabasco und Schnaps. Gegen 21 Uhr füllt sich die Bar langsam, die Nacht ist noch jung. Freitags, samstags und an Feiertagen ist der "Neue Hut" bis 3.30 Uhr geöffnet.

Zeit genug, um einige der eher ungewöhnlichen Getränkekreationen zu probieren, die die Sektion "Für meine guten Freunde" bereithält - und überraschenderweise die Sektion "Biere". Da stehen nämlich nicht nur Gebrautes aus dem Sauerland (Warsteiner vom Fass 0,2 Liter/2 Euro) und der Region (Mass Tegernseer Hell für 7,90 Euro) sowie die üblichen Mischungen mit Cola und Limo auf der Karte, sondern auch Kreatives wie die "Isarwasser-Maß" mit Weißbier, Fanta und Blue Curacao oder die "Laterndlmass" mit Weißwein (!), Zitronenlimo und Kirschlikör (jeweils 8,90 Euro).

Rund um die Bar in Schwabing gibt es jede Menge Möglichkeiten, gut zu essen - vor dem Barbesuch oder danach. (Foto: Mark Siaulys Pfeiffer)
Die Getränkeauswahl ist solide - und manchmal überraschend. (Foto: Mark Siaulys Pfeiffer)
Auch eine Dartscheibe darf nicht fehlen. (Foto: Mark Siaulys Pfeiffer)
Fotos von Stammgästen hängen gerahmt über der Theke. (Foto: Mark Siaulys Pfeiffer)

Der Rest ist solide: Longdrinks, Klare, Kräuterliköre, vier Sorten Whisky und dreierlei Champagner. Das Angebot offener Weine ist übersichtlich, Merlot und Blauer Zweigelt bei den roten, Pinot Grigio und Grüner Veltliner bei den weißen. Aperol Spritz und Hugo sind natürlich auch zu haben (jeweils 5,50 Euro).

Und weil der "Neue Hut" eine Kneipe ist, gibt es außer Salzstangen nichts zum Essen. Wenn der Hunger kommt, müssen die Gäste wohl oder übel die gemütliche Höhle jenseits des Alltags verlassen - finden aber direkt nebenan Stärkung in Form von Döner und Co. Danach kann es im "Neuen Hut" weitergehen, frei nach Depeche Mode und ihrem "Just can't get enough".

Zum neuen Hut Schwabing , Feilitzschstraße 11, 80802, München, Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag und Sonntag 18 bis 2 Uhr, Freitag, Samstag und an Feiertagen von 18 Uhr bis 3.30 Uhr.

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