Rosenheimer Platz:Streit mit Unbekannten: 17-Jähriger stirbt nach Stich ins Herz

Lesezeit: 3 min

Trauer um den getöteten 17-Jährigen am Rosenheimer Platz (Foto: Leonhard Simon)

Nach einer Auseinandersetzung mit zwei Jugendlichen am Rosenheimer Platz bricht das Opfer blutend zusammen. Die beiden Täter sind noch auf der Flucht. Die Tat fügt sich ein in eine traurige Reihe von Messerdelikten unter Teenagern.

Von Joachim Mölter

Ein 17 Jahre alter Schüler ist am Samstagmorgen an einer schweren Stichverletzung gestorben, die er am Abend zuvor bei einem Streit mit zwei anderen Jugendlichen erlitten hatte. Nach Angaben der Polizei war es am Freitag gegen 18 Uhr in einem Hinterhof in der Nähe des Rosenheimer Platzes zu der Auseinandersetzung gekommen, deren Ursache noch unklar ist.

Zwei Begleiter des 17-Jährigen standen nach der Tat unter Schock und konnten bis zum Sonntag noch nicht ausführlich vernommen werden. Die beiden unbekannten Täter sind flüchtig; eine sofort eingeleitete Fahndung, an der sich mehr als zehn Streifenwagen und die Bundespolizei beteiligten, verlief erfolglos.

Newsletter abonnieren
:München heute

Neues aus München, Freizeit-Tipps und alles, was die Stadt bewegt im kostenlosen Newsletter - von Sonntag bis Freitag. Kostenlos anmelden.

Nach den wenigen Zeugenaussagen, die der Polizei zunächst vorlagen, seien der 17-Jährige und eine gleichaltrige Begleiterin von den beiden anderen Jugendlichen provoziert worden, als diese in den Hinterhof kamen, in dem sie sich aufhielten. Aus der zunächst verbalen Auseinandersetzung habe sich dann ein kurzes Handgemenge entwickelt.

Als die beiden Aggressoren den Ort wieder verließen, habe das Mädchen noch einen spitzen Gegenstand in den Händen des einen Jugendlichen wahrgenommen, teilte die Polizei mit. Ein weiterer Begleiter des Opfers, der sich zwischenzeitlich kurz entfernt hatte, kam erst in dem Moment zurück, als die Täter schon flüchteten.

Vermutlich gab es nur einen Stich, der eine Herzkammer traf

Nach dem Zwischenfall wollten auch der Angegriffene und seine Freunde den Hinterhof verlassen, aber bereits nach einigen Schritten brach der 17-Jährige blutend zusammen. Er wurde zunächst von Ersthelfern versorgt und dann in ein Krankenhaus gebracht; sein Leben war jedoch nicht mehr zu retten.

Das Ergebnis der Obduktion stand am Sonntag noch aus. Ersten Angaben der Polizei zufolge hat der in München beheimatete Schüler nur einen Stich erlitten; mit dem sei aber vermutlich eine Herzkammer getroffen worden. Ob es sich bei der Tatwaffe um ein Messer oder etwas anderes gehandelt hat, ist ebenfalls noch Gegenstand der Ermittlungen.

Der mutmaßliche Totschlag vom Rosenheimer Platz fügt sich ein in eine traurige Reihe von Messerdelikten unter Teenagern aus jüngerer Vergangenheit. Erst Anfang Dezember waren sechs Jugendliche zwischen 15 und 17 Jahren festgenommen worden, die Ende Oktober bei einem Angriff auf einen 18-Jährigen am U-Bahnhof Karl-Preis-Platz beteiligt gewesen sein sollen.

Dem 15 Jahre alten Hauptbeschuldigten wird dabei vorgeworfen, das Opfer mit einem Messer lebensgefährlich am Oberkörper verletzt zu haben.

Statistische Belege für eine Häufung solcher Delikte gibt es derzeit noch nicht

Glimpflicher kamen Ende November ein 15- und ein 16-Jähriger davon, die im Olympiapark von einer größeren Gruppe Jugendlicher ausgeraubt und dabei mit dem Messer nur bedroht worden waren. Im November hatte außerdem ein 18 Jahre alter Schüler in Bogenhausen seinem gleichaltrigen Drogendealer zweimal in den Rücken gestochen. Weil die Verletzungen nicht lebensgefährlich waren, stufte die Polizei diese Tat jedoch nicht als versuchtes Tötungsdelikt ein, sondern nur als Körperverletzung.

Die Liste mit Messerstechereien lässt sich fortsetzen: Mitte Oktober bekam ein 16-Jähriger bei einem Streit am Stachus einen Stich in den Oberarm ab. Ende September verletzte ein 17-Jähriger in Straßlach mit seinem Messer einen 23-Jährigen an Hals und Brust. Ende Juni wurde ein 20-Jähriger bei einer Auseinandersetzung zwischen jungen Leuten in Riem so schwer mit einem Messer an einer Armarterie verletzt, dass Lebensgefahr bestand.

Es gebe derzeit zwar noch keinen statistischen Beleg für eine Häufung solcher Delikte und mithin auch noch keine Erklärung für das Phänomen, sagte ein Polizeisprecher auf Anfrage. Aber subjektiv könne man durchaus den Eindruck gewinnen, dass bei Auseinandersetzungen unter Jugendlichen schneller Messer gezogen und eingesetzt würden. Allerdings müsse man immer erst die Motive der Täter ergründen.

Um diese und die Täter im aktuellen Fall ausfindig zu machen, bittet die Polizei Zeugen unter der Telefonnummer 089/29100 um Hinweise, falls sie am Freitagabend in der Gegend Rosenheimer Platz, Rosenheimer Straße, Steinstraße, Weißenburger Straße und Weißenburger Platz etwas wahrgenommen haben, das mit dem Vorfall zusammenhängen könnte, insbesondere mit den flüchtigen Tätern. Ihr Alter wird auf 16 oder 17 Jahre geschätzt, sie sollen mit schwarzen Jacken bekleidet gewesen sein und beide braune Haare haben.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusCorona-Proteste in München
:Der Hass der Pandemieleugner

Impfgegner, Corona-Leugner und Verschwörungsgläubige radikalisieren sich auch in München. Auf der Straße, aber noch mehr im Internet. Ihr Feindbild: Politiker, Polizisten, Journalisten. Eine Beobachtung der Szene.

Von Martin Bernstein

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken
OK