Premiere am Münchner Residenztheater:Sterben und sterben lassen

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Debattieren über das Sterberecht: Juliane Köhler tritt im Stück "Gott" als Verfassungsrechtlerin auf, Michael Wächter spielt einen Rechtsanwalt, Theologe und Mediziner geben Michael Goldberg und Robert Dölle (von links). (Foto: Sandra Then)

Das Recht, das eigene Leben beenden zu lassen, ist ein brisantes Thema. Am Residenztheater hat nun Ferdinand von Schirachs Stück "Gott" Premiere, das das Sterberecht auf der Bühne verhandelt.

Von Yvonne Poppek

Richard Gärtner ist völlig gesund. Trotzdem möchte er sterben und hat beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte eine tödliche Dosis Natrium-Pentobarbital beantragt. Das Institut lehnte ab, daraufhin wendete sich Gärtner an seine Hausärztin mit der Bitte, ihm beim Sterben zu helfen. Rechtlich ist das möglich, ethisch kann man darüber debattieren. Und das auch auf offener Bühne. Soweit zumindest ist die Ausgangslage, die der Autor und Rechtsanwalt Ferdinand von Schirach für sein Stück "Gott" entwickelt hat.

Am Residenztheater wird nun, wenige Tage vor Spielzeitende, das Debattenstück "Gott" noch Premiere haben. Am Freitag, 23. Juli, wird dort verhandelt, wie das so ist mit dem Sterberecht. Dass Thema und Stück durchaus zur Diskussion anregen, zeigte sich im November 2020. Damals strahlte die ARD einen Film nach Schirachs Vorlage aus, den sich 3,88 Millionen Zuschauer ansahen. Später konnten sie abstimmen, ob Gärtner das Medikament erhalten solle. Nach Angaben der ARD gaben rund 546 000 Zuschauer ihre Stimme ab, rund 70 Prozent entschieden sich dafür.

Am Residenztheater arbeitet Max Färberböck wieder mit Juliane Köhler zusammen

In München hat Max Färberböck die Regie für das Stück übernommen. Färberböck inszeniert ebenso am Theater wie für Film und Fernsehen. Der Regisseur entwickelte die Fernsehserie "Bella Block", drehte diverse Tatort-Folgen. Bekannt ist sein erster Kinofilm Aimée & Jaguar (1999) mit Juliane Köhler und Maria Schrader, der für den Golden Globe nominiert wurde und auch deutscher Oscar-Beitrag war.

Am Residenztheater arbeitet Färberböck wieder mit Juliane Köhler zusammen, die als Professorin für Verfassungsrecht auftritt. Gärtners Fall wird bei Schirach vor einem Ethikrat verhandelt, bei dem Sachverständige aus den Bereichen Recht, Medizin und Theologie gehört werden. Es wird also theoretisch im Theater. Bei Färberböck wird der Fall einer Frau verhandelt: Richard heißt hier Elisabeth Gärtner, gespielt von Charlotte Schwab. Ihre Interessen werden vertreten von Rechtsanwalt Biegler (Michael Wächter) und der Verfassungsrechtlerin, während ein Theologe (Michael Goldberg) und ein Mediziner (Robert Dölle) dagegenhalten.

Ursprünglich hätte "Gott" viel früher in dieser Spielzeit Premiere haben sollen, nämlich bereits im November. Immerhin klappt dies noch kurz vor der Sommerpause. Robert Dölle schrieb im Lockdwon seine Gedanken zu dem Stück auf. "Pathetisch ausgedrückt spielen und schauen wir Theater, um unsere Existenz einerseits zu hinterfragen und sie andererseits auch zu feiern, Licht ins Dunkel zu tragen." Jetzt ist es also so weit.

Gott , Premiere, Freitag, 23. Juli, 19.30 Uhr, Residenztheater, Max-Joseph-Platz 1, Telefon 21851940

© SZ vom 22.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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