Pasinger Viktualienmarkt:Bis der Geduldsfaden reißt

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Die Sanierung des Pasinger Viktualienmarktes duldet keinen Aufschub, sagen die Lokalpolitiker. (Foto: Privat)

Die Sanierung des Pasinger Viktualienmarktes hätte 2018 beginnen sollen, nun ist von 2023 die Rede. Viel zu spät, sagt der Bezirksausschuss und fordert von der Stadt, sofort mit den Planungen zu beginnen und den Betreibern einen attraktiven Ausweich-Standort zu sichern

Von Jutta Czeguhn und Julian Raff, Pasing

Der Pfeil führt nach rechts, pandemiebedingt sollen sich die Besucherinnen und Besucher des Pasinger Viktualienmarktes also auf einen Rundweg durch die kleine Standlwelt an der Bäckerstraße begeben. Aber die Kundschaft hält sich nicht unbedingt an die Wegeführung, viele stürmen, nachdem sie den Eingang passiert haben, alter Gewohnheit folgend, gleich nach links zu ihren Lieblingsständen. Den Pfeil, der den Ausgang weisen soll, ignorieren sie, als wäre er gar nicht da.

Wo soll's hingehen? Das fragen sich schon seit Jahren auch die Standlbetreiber des Traditionsmarktes, dessen Anfänge auf das Jahr 1907 zurückgehen. Wie die anderen drei festen Münchner Lebensmittelmärkte - in der Stadtmitte, am Elisabeth- und am Wiener Platz - genügt auch der Pasinger längst nicht mehr den heutigen Hygiene- und Brandschutzvorschriften. Eine Modernisierung steht an, damit hätte die Stadt schon vor gut zwei Jahren beginnen sollen. Da die städtische Betreibergesellschaft, die Markthallen München, allerdings erst den Umbau des Elisabethmarktes in Schwabing abschließen will, ist der Starttermin nun um fünf Jahre nach hinten, also ins Jahr 2023 gerückt.

So lange wollen zumindest die Lokalpolitiker im Bezirksausschuss (BA) Pasing-Obermenzing nicht warten und fordern Markthallen-Leiter Boris Schwartz auf, das Projekt parallel zum Elisabethmarkt möglichst bald anzugehen. Einen entsprechenden SPD-Antrag hatte der BA mehrmals verschoben. Nun war Antragstellerin Constanze Söllner-Schaar in der jüngsten Sitzung der Geduldsfaden gerissen, und das Petitum fand schließlich ungeteilte Zustimmung. Im Februar 2017, heißt es in dem Antrag, sei dem BA bereits mitgeteilt worden, dass man Ende 2018 starten wolle: Genehmigungsplanung und -verfahren, Bauvorbereitung und Bauausführung. "Auch wenn darauf hingewiesen wurde, dass die genannten Zeiträume und Termine lediglich Schätzungen und Ziele ohne konkrete Planungsgrundlage sind, kann nicht nachvollzogen werden, dass die Planungen für den Pasinger Viktualienmarkt erst im Jahr 2023 wieder aufgegriffen werden sollen."

Eile ist laut Gremium unter anderem deshalb geboten, weil der Marktbau nach der Erneuerung auch außerhalb der Öffnungszeiten zu Fuß durchquert werden kann, wie es das Konzept "aktive Zentren Pasing" vorsieht. Dieser Durchgang würde für das Pasinger Zentrum eine Aufwertung bedeuten. Söllner-Schaar weist darauf hin, dass Mittel aus dem Städtebauförderprogramm nur noch bis Mitte des Jahres abrufbar seien. Der BA fordert von den Markthallen München zudem Auskunft darüber, wie die leer stehenden Flächen, sollte die Sanierung in Angriff genommen werden, bis zum Neubau genutzt werden sollen. Das Gremium legt Wert darauf, dass die Flächen bis dahin belegt bleiben. Die Markthallen München werden gebeten, sich um ein sofortiges Überbrückungskonzept zu bemühen.

Anders als sein Pendant im Herzen Münchens ist der Pasinger Viktualienmarkt nicht als Ansammlung von Standln angelegt, sondern als Vierseithof. Die aktuelle Planung sieht für Umbau und Sanierung einen einstelligen Millionenbetrag und eine komplette Erneuerung des Gebäudes vor. Die Innen-Verkaufsfläche soll dabei von 256 auf 458 Quadratmeter wachsen, die Verkaufsflächen unter freiem Himmel dagegen von 311 auf 134 Quadratmeter schrumpfen. Dafür soll der Hof um den historischen Fischbrunnen mit dem "Brunnenbuberl", einer Bronzefigur aus der Werkstatt von Hans Osel, mehr Platz zum Verweilen bieten. Während der einjährigen Bauzeit soll ein Interimsmarkt auf dem Rathaus-Vorplatz eingerichtet werden.

Nicht alle Standlbetreiber sehnen die Sanierung so schnell herbei wie die Stadtteilpolitikerinnen und -politiker, sollen sie es sich während der Umbauphase doch in Containern am Rathausplatz richten. Am meisten aber, so sagt eine der Obst- und Gemüseverkäuferinnen, mache den Standleuten die Ungewissheit zu schaffen. Sie wüssten endlich gerne einmal, in welche Richtung es nun alles gehe.

© SZ vom 19.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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