Pasing:Sozialbürgerhaus zieht in Neubau

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Das Eckhaus an Landsberger Straße/Offenbachstraße ist fertig, dort zieht das Sozialbürgerhaus ein. Die Wohnbauten dahinter sind aber noch eingerüstet oder im Rohbau. (Foto: Florian Peljak)

Das auffällige Bürogebäude des "Paseo Carrés" an der Landsberger Straße ist fertiggestellt und kann genutzt werden. Beim Bau der knapp 200 Wohnungen auf dem Areal läuft nicht alles glatt.

Von Ellen Draxel

Das Sozialbürgerhaus Pasing zieht um. Nach 22 Jahren im Pasinger Rathaus wechselt die Anlaufstelle für wirtschaftliche und soziale Hilfen gemeinsam mit dem Jobcenter Ende Februar in einen Neubau an der Ecke Landsberger Straße/Offenbachstraße. Das neue Gebäude, Teil des "Paseo Carrés", befindet sich nur 200 Meter stadteinwärts vom jetzigen Standort entfernt. Der aufgrund von akuter Raumnot im Rathaus heiß ersehnte Umzug war ursprünglich bereits für das Frühjahr 2022 geplant. Doch dann kam es zu Verzögerungen beim Bau des Paseo Carrés.

Auf dem ehemaligen Stückgutgelände der Bahn, in unmittelbarer Nachbarschaft der Pasing Arcaden und gegenüber dem künftigen Kulturbürgerhaus gelegen, sollen neben dem vom Sozialreferat gemieteten, siebengeschossigen Bürokomplex auch rund 200 Eigentumswohnungen entstehen. Hundert Ein- und Zwei-Zimmer-Wohnungen in einem Apartmenthaus und 95 Zwei-bis Vier-Zimmer-Wohnungen sowie drei Penthouse-Wohnungen in fünf weiteren Häusern. Bauherr des Paseo Carrés ist der Immobilienentwickler M-Concept aus Grünwald, zu dessen Projekten auch die verwaiste Baustelle "Sendlinger Loch" zählt.

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Den Bürokomplex des Carrés an der Landsberger Straße 474 verkaufte M-Concept bereits 2019 an die Firma HIH-Invest Real Estate GmbH aus Hamburg, die es für eine berufsständische Versorgungseinrichtung erwarb. Für die Bauabwicklung war anfangs ein Generalbauunternehmer verantwortlich, doch im Herbst 2022 kam es zwischen M-Concept und dem Generalbauunternehmer zum Zerwürfnis - laut M-Concept wegen "unterschiedlicher Einschätzungen über Bauausführung, Termintreue und Wirtschaftlichkeit". Daraufhin ruhte die Baustelle, nichts ging mehr.

HIH Invest hat dann im April 2023 selbst die Projektleitung für den Teil, in den jetzt das Sozialbürgerhaus einzieht, übernommen und das Haus mit einer anderen Baufirma realisiert. Die Hamburger kennen jedoch den ersten Generalbauunternehmer aus anderen Projekten und betonen die stets gute Zusammenarbeit mit ihm. Dieses Bürogebäude ist nun seit einem Monat fertiggestellt, in den Räumen stehen bereits Tische und Bürostühle, auch eine kleine Dreiecksfläche im Hinterhof ist schon begrünt. Die Wohnbauten dagegen sind noch eingerüstet, teils steht kaum mehr als der Rohbau.

Wann es dort weitergeht? "Zuletzt wurde die komplette Tiefgarage für alle Bauteile fertiggestellt, ebenso ein Großteil der Estrich-, Trockenbau- und Installationsarbeiten im Apartmenthaus", erklärt M-Concept auf SZ-Anfrage. Die Baugrube für die Stadthäuser habe man ebenfalls "vorbereitet". Dass es zu Verzögerungen bei der Fertigstellung des Objekts gekommen sei, "bedauert" der Projektentwickler und versichert, "intensiv an Lösungen" zu arbeiten. "Einen konkreten Endtermin für alle Bauteile können wir zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht nennen."

Etwa 50 Wohnungskäufer haben sich zusammengetan

Für die Käufer der Wohnungen, von denen viele nun mit teureren Krediten und nicht einkalkulierten Zusatzkosten für ihre Noch-Wohnungen zu kämpfen haben, ist dieses Sich-Hinziehen inakzeptabel. An die 50 haben sich inzwischen zusammengetan, einige schalteten ihre Anwälte ein oder reichten Klage ein.

Die HIH Invest als Asset Manager für das Bürogebäude bemüht sich "mit den involvierten Parteien um eine Lösung, um das nahezu stillstehende Wohnungsprojekt wieder zu mobilisieren". Auch aus Eigeninteresse, teilt sie sich doch mit den Wohnungseigentümern eine Tiefgarage und die Außenflächen.

Das Sozialbürgerhaus aber wird am Montag, 4. März, erstmals seine Pforten an dem neuen Standort öffnen. Dann unter einem neuen Namen: Künftig nennt sich die Einrichtung Sozialbürgerhaus West, weil sie außer für Pasing-Obermenzing auch für die Stadtbezirke Aubing-Lochhausen-Langwied und Allach-Untermenzing zuständig ist.

Zugleich lindert der Auszug des Sozialbürgerhauses die Platznot im Pasinger Rathaus. In die frei werdenden Räume wird die kommunale Verkehrsüberwachung einziehen, außerdem ist laut Kreisverwaltungsreferat (KVR) "eine Erweiterung des Bürgerbüros sowie weitere räumliche Optimierungen unserer dort situierten Dienststellen geplant". Das Versicherungsamt, dessen Pasinger Zweigstelle im Juni 2020 aus Platzgründen an die Implerstraße verlegt wurde, soll - entgegen der Forderung von Pasings Lokalpolitikern - nicht wieder nach Pasing zurückkehren. Der Standort an der Implerstraße sei zentral gelegen und damit für alle Münchner gut zu erreichen, so die Begründung. Die Möglichkeit einer telefonischen Beratung dort werde verstärkt in Anspruch genommen. Dagegen würde die erneute Gründung einer Versicherungsamt-Außenstelle im Rathaus Pasing "einen zusätzlichen Aufwand und einen zusätzlichen Personalbedarf bedeuten", erklärt Margarete Arlamowski vom KVR. Das sei daher "weder möglich noch sinnvoll".

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