Wie passen denn die zusammen - die Punker von den Toten Hosen und die Damen von den "Omas gegen Rechts"? Nun, allmählich kommen auch Campino und Co. in ein Alter, in dem sie sich mit Enkeln beschäftigen könnten; vor allem aber eint die beiden Gruppen das Engagement gegen alles, was rechts ist. Es passte also sogar prächtig, dass am Freitagnachmittag der Hosen-Song "Willkommen in Deutschland" über den Odeonsplatz schallte, wo die Omas ihre finale Herbst-Kundgebung abhielten. Seit Ende Oktober hatten sie bereits viermal demonstriert unter dem Motto "Ja zur Demokratie, laut und sichtbar".
Die "Omas gegen Rechts" sind eine überparteiliche Bürgerinneninitiative, die vor fünf Jahren in Wien entstanden ist und mittlerweile an die hundert Ortsgruppen auch in Deutschland hat. Das hiesige Bündnis ist erst vor einem halben Jahr mit dem Förderpreis "Münchner Lichtblicke" ausgezeichnet worden für seinen zivilgesellschaftlichen Einsatz gegen Antisemitismus, Rassismus, Fremden- und Frauenfeindlichkeit. Die Münchner Omas verstehen sich dabei vor allem als Gegenbewegung zu den spazierengehenden Querdenkern. "Wir überlassen den Feinden der Demokratie nicht die Straße", erklärt Elisabeth Redler, die Sprecherin der Omas. Unter den Feinden versteht sie all jene, die die aktuellen Krisen nutzen, um Ängste zu schüren und die Gesellschaft zu spalten. "Nicht draufhauen und kaputt machen, sondern kreativ werden", fordert Redler: "Mut statt Wut, Herz statt Hetze und ein solidarisches Miteinander - das sind unsere Losungen."
Unter ihren Zuhörern waren nicht nur Omas, sondern auch ein paar Opas und sogar einige Töchter und Enkel. Rund 60 Menschen blieben länger stehen vor dem weißen Pavillon mit den weißen Regenschirmen drum herum; dazu hielten immer wieder Passanten kurz inne. "Ihr habt das Altersgap geschlossen im Kampf gegen Rechts, dafür bin ich euch dankbar", sagte Micky Wenngatz, SPD-Stadträtin und Vorsitzende des Vereins "München ist bunt". Wobei die Omas nicht nur gegen Rechts agieren, sondern sich auch solidarisieren mit der Klima-Bewegung "Fridays for Future", in der die Generation ihrer Enkel aktiv ist.
"Alt sein heißt nicht, stumm sein", erinnerte Redler und zitierte ein Sprichwort afrikanischen Ursprungs: "Alles, was das Böse braucht, um zu triumphieren, ist das Schweigen der Mehrheit."