Oktoberfest:Ein Bierpreis namens Phil

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Fünf Mass für weniger als 60 Euro? Das geht in diesem Jahr auf der Wiesn gerade noch so. (Foto: dpa)

Die alljährliche Verkündung des Preises für die Wiesn-Mass hat so einige Parallelen zum Murmeltiertag in Pennsylvania.

Von Stephan Handel

Was ist denn eigentlich los? Apathie? Allgemeine Wurschtigkeit? Die Hitze? Irgendetwas stimmt nicht mit dem Münchner und seinem gewöhnlich vorhandenen Erregungspotenzial, das anscheinend darnieder liegt, so sehr, dass man sich langsam mal Sorgen machen muss.

Es wurden nämlich in der vergangenen Woche die Bierpreise für die Wiesn bekanntgegeben, ein Ritual, dass dem Hervorholen des Murmeltiers Phil in der Kleinstadt Punxsutawney, Pennsylvania, in nichts nachsteht und hier mit der gleichen Aufmerksamkeit verfolgt wird wie die Präsentation des meteorologisch kundigen Nagers dort. Für das diesjährige Oktoberfest haben die Wirte ausgerechnet, dass sie mit einer Preiserhöhung von 3,11 Prozent gerade so über die Runden kommen würden, so dass die üblichen fünf Mass, die beim Wiesnbesuch einzukalkulieren sind, immerhin noch für unter 60 Euro zu haben sind.

Die 30 bis 40 Cent Aufschlag gegenüber dem Vorjahr bewegen sich trotzdem an der oberen Grenze dessen, was der Münchner zu akzeptieren bereit ist - aber was ist? Nix ist. Kein Aufschrei, keine Schlagzeilen, von einer Bier-Revolution ganz zu schweigen. Vielmehr: stilles Dulden, Gleichmut, Phlegma.

Warum? Hat der Münchner erkannt, dass die Halbe in der Innenstadt ja auch kaum noch unter 4 Euro, 4,50 Euro zu haben ist - und dass die zwei, drei Euro mehr für den Liter im Zelt so ausgschamt dann doch nicht ist? Haben die Leute akzeptiert, dass ihr Oktoberfest ein begehrtes, aber seltenes Gut ist, und dann wollen die Regeln der Marktwirtschaft, dass es teuer ist? Dass sie gar nicht mehr hingehen, ist jedenfalls nicht der Grund für die buddhistische Ruhe - kann ja nicht sein, dass die Wiesn nur noch von Italienern, Australiern und BWL-Studenten aus Regensburg gefüllt wird.

Es ist ein Rätsel, aber ein so großes dann auch wieder nicht, weil der Münchner, dem Murmeltier Phil gleich, jedes Jahr über den Bierpreis schimpft, aber dann doch trinkt, so viel ihm schmeckt. Eine Frage nur noch: Die Stadt gibt bekannt, dass zur Einschätzung der Wiesnwirte-Kalkulation die Preise von innerstädtischen Groß-Gastronomien herangezogen werden, diese lägen zwischen 5,50 und 10,40 Euro. Wo bitte gibt's in der Innenstadt die Halbe für 2,25 Euro?

© SZ vom 08.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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