Obersendling:Büro-Klotz mit Konzept

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Über das ehemalige Siemens-Hochhaus wird seit langem diskutiert. Jetzt sollen dort nach einer Grundsanierung Arbeitsräume entstehen. Die meisten Lokalpolitiker sehen das Vorhaben positiv, fordern aber bessere Nahverkehrs- und Radwegverbindungen für die 2000 Beschäftigten

Von Jürgen Wolfram, Obersendling

Die Zukunft des ehemaligen Siemens-Hochhauses zeichnet sich in immer deutlicheren Konturen ab. Nach einer Grundsanierung sollen in dem maroden 75-Meter-Klotz an der Baierbrunner Straße 54 auf der Basis eines "vitalen, flexiblen Konzepts" Büros für bis zu 2000 Beschäftigte entstehen. Der Investor, eine Immobilientochter des Schweizer Unternehmens Empira, wahrt damit eine gewisse Kontinuität. Zusätzlich plant das Architekturbüro Henn im Empira-Auftrag zwei Anbauten auf der südlichen sowie der nördlichen Seite des markanten Gebäudes in Obersendling. Unter anderem sollen dort Start-ups, Tagungsräume, Gastronomie, Läden, Fitnessräume sowie eine Kita untergebracht werden. Mehrheitlich hat der Bezirksausschuss (BA) Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln dem Entwurf einer Stadtratsvorlage zur Aufstellung eines Bebauungsplans für das Projekt jetzt "im Wesentlichen" zugestimmt.

An einer Reihe von "Anmerkungen" ließ es das Stadtteilgremium in seiner Stellungnahme gleichwohl nicht fehlen. So betonen die Lokalpolitiker die aus ihrer Sicht "sehr hohe Priorität", die Farbgebung und Gestaltung der Fassade sowie eine "energetische Optimierung" hätten. Beim südlichen Anbau sei der Baumschutz zu verbessern, das parkartig geprägte Landschaftsbild an der Siemensallee und südlichen Baierbrunner Straße dürfe keinen Schaden nehmen, lauten weitere Forderungen.

Wie schon in der Debatte um den Campus Süd verlangte der Bezirksausschuss eine "deutliche Stärkung des ÖPNV-Angebots" in der Gegend um das Siemens-Hochhaus. Die Busanbindung sei zu verbessern, die Takte bei U-Bahn, S-Bahn und Bus seien zu verdichten, eine direkte Anbindung an die Tram-Westtangente herzustellen. Überdies erwartet die Stadtteilvertretung die "frühzeitige Ausarbeitung eines detaillierten und belastbaren Mobilitätskonzepts zur Minimierung des motorisierten Individualverkehrs". Ein möglichst großer Teil des künftigen Berufsverkehrs sei "auf den ÖPNV und das Fahrrad umzulenken". Die bereits genehmigten 420 Kfz-Stellplätze müssten in einer Tiefgarage realisiert werden.

An die Stadtverwaltung ergeht die Aufforderung, die Radwegeverbindungen in der Umgebung zu optimieren. Bedenklich erscheint dem Bezirksausschuss die Situation an der Tiefgaragenausfahrt. Diese müsse auf ihre Verkehrssicherheit überprüft werden, zumal mit Blick auf Radfahrende und Fußgänger, heißt es in der Stellungnahme. Schließlich bittet der BA die Verwaltung und den Investor um Klärung, ob eventuell ein zusätzlicher, ebenerdiger, öffentlicher Durchgang zwischen Hochhaus und Konferenzbau angelegt werden könnte. Das käme dem Anspruch eines "weiterhin offenen Charakters des Grundstücks" entgegen.

Mehrere Redner im BA unterstrichen ihr grundsätzliches Einverständnis mit dem Bebauungsplan-Entwurf. Claudia Küng (CSU) bescheinigte den Architekten, ihre Aufgabe "exzellent gelöst" zu haben. Für den Vorsitzenden des BA-Unterausschusses Bau und Planung, Alexander Aichwalder (Grüne), ist das Grundkonzept "brauchbar, das beste seit zehn Jahren". Nur die SPD-Fraktion kann sich mit der Vorlage partout nicht anfreunden, und das gleich aus mehreren Gründen.

Aus Sicht der Sozialdemokraten geht es nicht an, dem Investor bedingungslos eine erhebliche Baurechtsmehrung zu bescheren, wie sie sich in den beiden Ergänzungsbauten manifestiert. Fraktionssprecherin Dorle Baumann sagte, sie sei "entsetzt" über diese Absicht. Auch aus städtebaulichen Gründen sollten die Zusatzbauten nicht genehmigt werden. Ferner sei die vorgesehene Kindertagesstätte an der stark befahrenen Siemensallee "falsch angeordnet". Michael Kollatz (SPD) rief die Stadt auf, "den Wünschen des Bauherrn nicht nachzugeben". Der BA wollte diesen Appell mehrheitlich jedoch nicht unterstützen.

Die Pläne für das ehemalige Siemens-Hochhaus, einst entworfen vom Architekten Hans Maurer, vollendet 1963 und als Zeugnis der "Internationalen Moderne" bisher auf der Denkmalliste, sind kürzlich in der Stadtgestaltungskommission vorgestellt und diskutiert worden. Das Ergebnis war auch in diesem Fall eine grundsätzlich positive Bewertung.

© SZ vom 18.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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